Energie: Rohöl - Talfahrt beendet

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 22.09.2008


Während es an den Finanz- und Rohstoffmärkten in den letzten zwei Wochen drunter und drüber ging, brach der Rohölkurs krass ein. Die Nachfrage der Verbraucher stieg explosionsartig - inzwischen gibt es Lieferengpässe. Jetzt verteuert sich der Spekulationsrohstoff an den Börsen bereits wieder.

Marktlage
Mit den - im Vergleich zur Hochpreisphase - niedrigeren Diesel- und Heizölpreisen ist die Nachfrage der Verbraucher explosionsartig gestiegen. Mit Blick auf die anstehenden Wintermonate werden die Tanks wieder aufgefüllt. Die starke Nachfrage läßt inzwischen die Lieferzeiten länger und länger werden.

Doch nicht nur aufgrund der sprunghaft gestiegenen Nachfrage steigen die Preise an den Treib- und Brennstoffmärktten bereits wieder.

Nachdem die Finanzkrise auch an den Rohölmärkten zu krassen Kurseinbußen geführt hatte, geht es heute an den internationalen Rohölbörsen weiter aufwärts. Nachdem die US-Regierung die Zustimmung des Kongresses für das geplante 700-Milliarden-Dollar-Banken-Stützungspaket erhalten hat, sind die Investoren an die Rohölbörsen zurückgekehrt.

Während der US-Dollar im Zuge der Finanzkrise erneut an Stärke einbüßt, ziehen die Kurse für Rohöl wieder an. Aktuell wird das Barrel (Faß = 159 Liter) WTI-Rohöl in den USA mit 106 Dolllar gehandelt (November-Kontrakt).

Die Trendwende wurde durch die Bekanntgabe des Rückgangs der Öllagerbestände in den USA Mitte letzter Woche eingeleitet. Nach Angaben des US-Energieministeriums fielen die Rohöllagerbestände in den USA in der zweiten September-Woche im Vergleich zur Vorwoche: Mit einem Minus in Höhe von 6,3 Mio.Barrel auf insgesamt 291,7 Mio. Barrel (Vorjahr: 317,1) fiel der Rückgang größer aus als erwartet. Auch die Bestände der Destillate sollen leicht abgebaut wurden sein.

 

Prognose
Die preistreibenden Marktaussichten haben spekulative Investoren in den Markt zurückgebracht. Weitere Signale lassen Anleger auf wieder steigende Kurse setzen: Die OPEC will die tägliche Rohölförderung um 520.000 Barrel kürzen. Die Ölforderung im Golf von Mexiko erholt sich nur langsam von den durch durch Hurrikan Ike verursachten Raffinerieausfällen. Analysten erwarten daher weitere Rückgänge bei den US-Lagerbeständen.

Während sich die Laune an den Rohölbörsen allmählich wieder aufhellt, sehen sich die Verbraucher mit zunehmenden Lieferproblemen konfrontiert. Die explosionsartig gestiegene Nachfrage aufgrund leerer Tanks hat den Markt leergefegt.

Die Mineralölkonzerne sehen angesichts des hohen Nachholbedarfs der Verbraucher keine Veranlassung, die Preisgestaltung an den niedrigeren Rohstoffbörsenkursen auszurichten. Im Gegenteil: Teilweise mußten die Verbraucher bereits in den letzten Tagen wieder Preisanhebungen akzeptieren.

 
 
 

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