Energie: Pflanzenöl im Zeichen von Finanz- und Klimakrise

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 27.02.2008


Rekord-Rohöl-Kurse an den Warenterminmärkten lassen auch die Preise für Pflanzenöl weiter in die Höhe schnellen. Ein stark unter Druck geratener US-Dollar und die hohe Nachfrage nach Bioenergierohstoffen beflügeln den Markt.

Marktlage
An den amerikanischen Märkten ist Rohöl gestern auf eine neue Rekordmarke geklettert - mit einem Spitzenwert von 101,43 US-Dollar je Barrel (159 Liter) erreichte WTI-Rohöl ein neues Rekordniveau. Nach einer Verschnaufpause in den letzten Tagen haben die Rohölkurse an den amerikanischen Märkten für die US-Sorte WTI an diese Höchststände angeknüpft.

Auslöser des erneuten Preisschubs am Rohölmarkt sind
• die schlechten Konjukturaussichten für die USA,
• die Immobilienkrise in den USA,
• die geringen Kapazitätsreserven der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC),
• etliche geopolitische Sorgen im Regionen des Nahen Ostens, Afrikas und Südamerikas,
• der rasant steigende weltweite Verbrauch insbesondere in den Schwellenländern
und - nicht zu vergessen -
• der steigende Zufluß an spekulativem Kapital in die (Agrar-)Rohstoffmärkte.

Pflanzenöle profitieren nicht nur von der Rohöl-Hausse, sondern auch von der steigenden Nachfrage für Bio-Sprit. Der Preis für Sojabohnenöl jagt von einem Rekordhoch zum nächsten. Palmöl, der "Billigmacher" vergangener Tage, folgt der Preisentwicklung bei Sojaöl auf dem Fuße. Nachdem Rapsöl kurzzeitig Ende Januar etwas schwächer gehandelt wurde, schnellen die Preise jetzt wieder rasant in die Höhe.

 

Fakten

  • Rohöl & Nachprodukte: Hohe Lagerbestände in den USA
    Die neusten Zahlen zu den US-amerikanischen Lagerbeständen werden heute am späten Nachmittag bekannt gegeben.

    In der Woche bis zum 15.02.2008 hatten sich die US-Rohöl-Vorräte nach Zahlen des amerikanischen Energieministeriums um 4,2 Mio.Barrel auf 305,3 Mio.Barrel erhöht, damit sind die Rohöl-Bestände zum sechsten Mal in Folge gestiegen. Die Vorräte an Heizöl und Diesel verringerten sich um 4,5 Mio.Barrel auf 122,5 Mio.Barrel. Die US-Benzin-Vorräte stiegen erneut um 1,1 Mio.Barrel auf 230,3 Mio.Barrrel. Dies entspricht dem höchsten Stand seit 14 Jahren. In Summe ergibt sich ein Aufbau der Bestäsnde um 0,8 Mio.Barrel.

    Hausse-Tendenz

 

  • China: Verstärkte Zukäufe am Weltmarkt
    Nachdem in China die schlimmsten Winterstürme seit 50 Jahren nach Regierungsangaben mehr als ein Drittel der Rapsbestände und auch die anderen Kulturen geschädigt haben sollen, erwartet man einen deutlich höheren chinesischen Importbedarf bei Rapssaat- und Rapsöl. China, am Weltmarkt der Top-Käufer bei Soja, hat zuletzt in den USA und Südamerika nicht nur Sojabohnen und Sojaöl zugekauft, sondern in steigendem Umfang auch andere Pflanzenöle.

    Um die Inflation im Inland, die auf dem höchsten Stand seit 11 Jahren liegt, und die enormen Preissteigerungen bei Nahrungsmitteln zu dämpfen, ist China gezwungen, immer mehr am Weltmarkt zuzukaufen.

    Hausse-Tendenz

 

  • Klimawandel: Steigende Nachfrage nach Pflanzenöl
    Die weltweit eingeleiteten Maßnahmen zur Begrenzung des Klimawandels haben den Bedarf an Agrarrohstoffen für Bioenergie kräftig steigen lassen. Weltweit wandern inzwischen weit über 22 Mio.t Pflanzenöl und damit über 17 % der weltweiten Erzeugung in die industrielle Verwertung - Tendenz steigend.

    Im Kielwasser der Preisrallye am Mineralölmarkt sind die Biodieselpreise in den letzten Monaten ebenfalls kräftig gestiegen. Für die Rapsölpreise - wie auch die Preise anderer Pflanzenöle - entwickelte sich ein Preisspielraum nach oben.


    Der Absatz des teuren Rapsöles wird aktuell allerdings nur durch die Beimischungspflicht gesichert, da die Gewinnmargen der Biodieselproduzenten in den letzten Monaten stark geschrumpft sind.
    Die Bundesregierung hatte am 05.12.2007 den Novellierungsentwurf zum so genannten Biokraftstoffquotengesetz, das bereits am 01.01.2007 in Kraft getreten ist, verabschiedet. Die Novelle zielt darauf ab, den Anteil der Biokraftstoffe bis 2020 auf 20 Volumenprozent zu steigern. Gleiche Ziele verfolgt die Europäische Kommission.

    Hausse-Tendenz

 

Prognose
Der steigende Bedarf bei Bioenergierohstoffen und der wachsende Bedarf in China, Indien und vielen anderen Schwellenländern wird auch künftig dafür sorgen, daß die Überproduktion bei Agrarrohstoffen der Vergangenheit angehört.

Hinzu kommt, daß das spekulative Engagement von Kapitalanlegern den Märkten einen erheblichen Zustrom an Geld bringt, das Handelsvolumen erheblich erhöht und dadurch die Hausse zusätzlich beflügelt.

Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, daß eine Bestätigung der hohen Lagervorräte bei Rohöl und anderen Mineralölprodukten durch die Angst vor einer Rezession in den USA und deren Wirkung auf die Weltkonjunktur überdeckt wird.

Sollte die Angst den Markt steuern, ist mit weiteren Kapitalumschichtungen in Agrarrohstoffe und folglich mit weiteren Preissteigerungen zu rechnen.

 
 
 

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