Soja: Im Höhenrausch

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 07.12.2007


Eine defizitäre Produktion und ein rasant wachsender Bedarf für die menschliche und tierische Ernährung sowie für die Biodieselproduktion lassen die Sojakurse immer weiter in die Höhe schnellen.

Marktlage
Die Preise für Sojabohnen, schrot und -öl steigen weiter. Umgerechnet in Euro liegen die Kurse inzwischen auf dem höchsten Niveau seit Juli 2004, aufgrund der Schwäche des US-Dollars sind Dollar-notierte Sojabohnen inwischen beinahe so teuer wie zuletzt 1973.

Gründe für den massiven Anstieg sind unter anderem
• die defizitäre weltweite Produktion und das enge Angebot-Nachfrage-Verhältnis,
• Spekulationen auf steigende chinesische Importe,
• der schwache US-Dollar und
• der hohe Ölpreis.

Aufgrund der Stärke des Euro fällt der Preisanstieg in der Euro-Zone deutlich niediger aus als in den USA. In den USA haben Sojabohnen an der CBOT, Chicago/USA die Marke von 400 US-Dollar/t zwischenzeitlich überschritten. Umgerechnet in Euro liegen die CBOT-Kurse damit über 270 Euro/t.

Nachdem die Rohölkurse in den letzten Tagen kurzzeitig unter die 90 US-Dollar-Marke je Barrel (159 Liter) abgesackt sind, gaben auch die Sojapreise leicht nach. Da Sojabohnen inzwischen auch als Rohstoff für Biodiesel eingesetzt werden, wirkt der Rohölpreis zunehmend auf die Preisentwicklung in dem weltweit nur knapp versorgten Sojamarkt ein.

 

Fakten

  • USA: Niedrige Produktion - wachsende Biodieselproduktion - hohe Exporte
    Die Ernte in den USA ist jetzt auch in den späten Erntegebieten abgeschlossen. Nachdem Produktion niedriger ausgefallen ist als zunächst erwartet, ziehen die Preise in den USA rasant an, da wachsende Mengen auch in die Biodieselproduktion fließen.

    Nach Einschätzung des US-Landwirtschaftsministeriums übersteigt die weltweite Nachfrage nach Sojaöl das Angebot an Sojabohnen. Das US-Ministerium schätzt, daß sich die Soja-Lagerbestände aufgrund der hohen Nachfrage noch vor der Ernte im Herbst des nächsten Jahres um 63 % (!) auf 5,7 Mio.t verringern werden. Die Läger dürften sich in den USA also rasant leeren.

    Zugleich wächst auch die Importnachfrage - vor allem aus China. In den letzten Wochen hat China seine Importe deutlich erhöht und trug rund 66 % zu den Exporten der USA bei.
    Hausse-Tendenz

 

  • China - Nummer 1 unter den Importeuren
    Der Bedarf der VR China an Sojabohnen steigt beständig. Das Angebot aus der heimischen Produktion kann mit der rasant wachsenden Nachfrage nicht Schritt halten, obwohl die Produktion allmählich ausgeweitet wird. Die wachsende chinesische Bevölkerung, allmähliche Veränderungen in den Ernährungsgewohnheiten und der steigende Bedarf für die Tierproduktion sind nur die wichtigsten Faktoren die den Bedarf an Sojabohnen, -schrot und -öl steigen lassen. Der wachsende Bedarf macht China seit Jahren zum größten Importeur am Weltmarkt.

    Für die Saison 2007/08 wird erneut ein erheblich höherer Importbedarf aus China erwartet. Die Ernte auf der Südhalbkugel beginnt in Brasilien erst im Februar des kommenden Jahres. Bis dahin sind die USA Hauptanbieter auf internationaler Ebene. Die chinesischen Importeure setzen daher derzeit vor allem auf Importe aus den USA.

    Hausse-Tendenz

 

 

Prognose
Nach meiner persönlichen Einschätzung, besteht bei Sojabohnen am Weltmarkt noch ein Aufwärtspotential, das in den kommenden Wochen für weiter steigende Notierungen sorgen dürfte. Da das aktuelle Spekulationspotential an den internationalen Warenterminmärkten jedoch groß ist, gehe ich davon aus, daß ab Mitte Dezember auch ein kurzzeitiger Kursrückgang denkbar ist.

Die Kombination aus hartnäckig hohem Ölpreis und schwächerem Dollar sorgen für steigende Soja-Preise. Die in rasantem Tempo schrumpfenden Lagerbestände in den USA bringen dem Markt einen zusätzlichen Preisauftrieb.

Ich erwarte, daß der Hausse-Trend solange weiter den Markt bestimmt, bis die neue Ernte in Südamerika im nächsten Jahr an den Markt kommt. Die Sojapreise dürften folglich weiter auf hohem Niveau verharren bzw. weiter steigen.

 
 
 


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