Die Sojapreise spielen wieder einmal Jojo. Meldungen über Rekordernten stehen den Anbaueinschränkungen in den USA und dem nur allmählich wachsenden Marktangebot aus Südamerika gegenüber. Die Märkte reagieren derzeit hektisch.
Marktlage
Am 14.02.2007 titelte ein Artikel an dieser Stelle: "Soja: Hausse-Trend gegen alle Marktgesetze". Inzwischen kommen die Marktgesetze wieder voll zum Tragen und haben den Sojakurse seit Ende Februar nach unten gezwungen. Ende März schlug die Marktstimmung dann erneut um, nachdem der Bericht des US-Landwirtschaftsministeriums zur "Voraussichtlichen Anbaufläche" vom 30.03.2007 eine um 11 % kleinere US-Anbaufläche prognostiziert hatte: Die Kurse zogen zunächst wieder scharf an. Doch seit Anfang April haben die Preise erneut den Rückwärtsgang eingelegt.
Auch wenn in den USA die Soja-Anbaufläche geringer ausfallen dürfte, so kann die derzeitige Versorgungslage dennoch als äußerst komfortabel bezeichnet werden. Die Saison 2006/07 wird sich nach einer weltweiten Rekordernte mit einem Rekordendbestand verabschieden.
Erst seitdem die Kurse an der Warenterminbörse CBOT in Chicago/USA seit Ende Februar in's Rutschen gerieten, geben auch hierzulande die Preise spürbar nach.
In Europa blieb das Angebot aus der neuen südamerikanischen Ernte trotz der Rekordernte bisher noch sehr klein. Europa wartet auf die "Sojaschiffe" aus Brasilien und Argentinien. Daher dominieren US-Bohnen weiterhin den Markt.
Sowohl an den Großhandelsplätzen (z.B. Rotterdam (Importhafen) und Produktenbörsen) wie auch bei den Endkundenpreisen wurde Soja bereits zu deutlich niedrigeren Preise gehandelt. Mit Endkundenpreisen von 223-248 Euro/t netto liegen die Preise allerdings weiterhin deutlich über dem Vorjahresniveau.
An der Produktenbörse Hamburg wurde der Sojaschrot-Preis auf Großhandelsebene mit 297 Euro/t netto zur prompten Lieferung rund 4 Euro/t niedriger als in der Vorwoche notiert.
An der Produktenbörse Mannheim wurde Sojaschrot auf Großhandelsebene mit 214-215 Euro/t netto zur prompten Lieferung gehandelt.
Fakten
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Welt: Rekordernte - Rekordvorräte
Eine neue Rekordernte erwarten die Analysten des US-Landwirtschaftsministeriums für das Wirtschaftsjahr 2006/07. Nicht nur in den USA wird die Produktion mit knapp 87 Mio.t höher als jemals zuvor geschätzt. Nach neuesten Prognosen dürfte auch die Sojabohnenernte in Südamerika wieder einen neuen Ernterekord erreichen. Die Schätzungen erwarten, daß die Anbauländer Argentinien, Brasilien und Paraguay zusammen in der Saison 2006/07 knapp 110 Mio. t Sojabohnen produzieren.
Sojabohnen - Erzeugung und Endbestände |
in Mio.t
|
Welt |
USA |
Brasilien |
Argentinien |
Er-
zeu-
gung |
End-
be-
stände |
Er-
zeu-
gung |
End-
be-
stände |
Er-
zeu-
gung |
End-
be-
stände |
Er-
zeu-
gung |
End-
be-
stände |
2002/03 |
197,1 |
40,7 |
75,0 |
4,9 |
52,0 |
15,9 |
35,5 |
12,5 |
2003/04 |
186,8 |
35,7 |
66,8 |
3,1 |
51,0 |
15,4 |
33,0 |
12,7 |
2004/05 |
215,7 |
48,5 |
85,0 |
7,0 |
53,0 |
16,8 |
39,0 |
17,0 |
2005/06 |
219,9 |
53,8 |
83,4 |
12,2 |
57 |
16,7 |
40,5 |
17,5 |
2006/07 - Prognose |
09.02.2007 |
228,4 |
57,4 |
86,8 |
16,2 |
56,0 |
15,4 |
44,0 |
19,0 |
09.03.2007 |
229,4 |
57,5 |
86,8 |
16,2 |
57,0 |
16,1 |
44,0 |
18,4 |
10.04.2007 |
233,5 |
61,0 |
86,8 |
16,7 |
58,8 |
17,6 |
45,5 |
19,6 |
Quelle: USDA |
Das US-Landwirtschaftsministerium hat seine globale Produktionsschätzung mit 233,5 Mio.t um rund 4 Mio.t im Vergleich zum Vormonat erhöht. Ursache hierfür sind die neuen Rekordernten in Südamerika: Für Argentinien wurde die Ernteerwartung um 1,5 auf 44 Mio.t und für Brasilien um 1,8 auf 58,8 Mio.t gegenüber der März-Schätzungen angehoben.
Die Soja-Endbestände steigen seit Jahren an. Seit Mitte der 1990er-Jahre wachsen die Vorräte in Südamerika beständig. Vor allem für die USA zeichnet sich mit einem Endbestand von 16,7 Mio.t (!) in dieser Saison sogar ein neuer Höchststand ab.
Baisse-Tendenz
Prognose
Betrachtet man die fundamentalen Daten, so dürften die Aussichten für den Sojamarkt trotz des Aufbaus von Endbeständen mittelfristig günstig blieben.
Die Hausse-Faktoren sind:
• Der weltweite Bedarf an Sojabohnen dürfte mittelfristig weiter zunehmen.
• Die erwartete US-Anbaufläche 2007/08 fällt wahrscheinlich deutlich kleiner aus (lt. USDA: -11 %).
•
Die Nachfrage der im Aufbau befindlichen Biosprit-Industrie wächst.
• Der Fleischkonsum in den asiatischen "Boom-Ländern" steigt und damit der Futtermittelbedarf.
Die Baisse-Faktoren sind:
• Die südamerikanische Ware wird in den nächsten Wochen für ein größeres Marktangebot sorgen.
• Die Endbestände haben Rekordniveau erreicht.
• Alternative Eiweißfuttermittel finden wachsenden Einsatz in der Fütterung.
• Der Sojarost führt zu geringeren Produktionseinbußen als zunächst befürchtet.
Der Markt wird von vielen Marktbeteiligten als überbewertet betrachtet. Nach meiner persönlichen Einschätzung wird sich der Markt in den nächsten Wochen weiter abkühlen. Die südamerikanischen Schiffsanküfte werden auch die US-Bohnen-Kurse weiter unter Druck bringen. Die fundamentalen Daten werden trotz der "Biosprit-Phantasien" für eine schwache Kursstimmung sorgen. Ich erwarte daher einen weiterhin auf Baisse eingestellten Preistrend.