Weizen kriegt die Kurve

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 27.11.2007


Das große Verkaufen begann Anfang Oktober. Seitdem bröckelten die Preise immer weiter ab. Jetzt hat der Weizenmarkt die Trendwende geschafft und macht seine Kurseinbußen wieder wett.

Marktlage
Am 15.11.2007 hieß es an dieser Stelle: "... Nach meiner Einschätzung hat der Weizenmarkt lediglich einen Dämpfer erfahren, nachdem sich viele Verkäufer angesichts von Kursrückgängen dazu veranlaßt sahen, das Warenangebot erheblich zu steigern. Aus meiner persönlichen Sicht wird der Weizenpreis kurzzeitig noch leichte Kurseinbußen in Kauf nehmen müssen, bevor sich eine - unumgängliche - Trendwende einstellt. ...".

Diese Trendwende scheint jetzt geschafft zu sein. Am Weizenmarkt setzte sich nicht nur an den Warenterminbörsen die Kurserholung fort. An der Warenterminbörse CBOT in Chicago/USA wurde Weizen in Futtergetreidequalität zuletzt mit umgerechnet 201,47 Euro/t rund 4,40 Euro/t höher als im Durchschnitt der Vorwoche notiert.

An der Warenterminbörse MATIF in Paris/Frankreich zogen die Kurse noch stärker an: Mit 231,25 Euro/t notierte der Januar-Termin zuletzt fast 9 Euro höher als im Durchschnitt der Vorwoche.

Auch an der Warenterminbörse RMX in Hannover gab es am Wochenanfang ein kräftige Kurs-Plus. Mit 243,00 Euro/t konnte sich der Januar-Termin im Vergleich zur Vorwoche um mehr als 16 Euro/t erholen.

Die Kassamärkte haben auf die Kurssteigerungen an den Terminmärkten bisher nur mit kleinen Preisanhebungen reagiert, da die Nachfrage der Verarbeiter jahreszeitbedingt deutlich abgekühlt ist. Die Erzeugerpreise folgen erst mit leichter Verzögerung den Vorgaben an den Warenterminärkten.

 

 

 

Fakten

  • Ernte 2008/09: Alles eine Wetterfrage ...
    Erste Prognosen signalisieren ein Produktionsplus von weltweit 3-4 % zur Ernte 2008/09. Hintergrund sind erhebliche Anbauausweitungen nicht nur in den USA und der EU.
    Doch noch sind diese frühen Prognosen äußerst unsicher:

    Der Winter auf der Nordhalbkugel fängt erst an. Die Auswinterungsrate in den Wintergetreidebeständen ist derzeit noch nicht absehbar.
    Erst zum Ende des Winters läßt sich abschätzen, mit welchen realen Produktionszuwächsen der Markt rechnen muß.
    Sollten nennenswerte Auswinterungen ausbleiben, könnte die globale Weizenproduktion - nach ersten Schätzungen - im nächsten Jahr auf Rekordniveau steigen und damit für Preisdruck sorgen.
    Für die EU-27 erwarten erste - und damit äußerst unsichere  - Prognosen eine um gut 11 % höhere Weizenproduktion. Solange der Winter nicht zu Ende ist, sind derart frühe Schätzungen lediglich als statistische Erwägungen zu werten. .
    Dennoch: Sollte die Ernte in Australien im kommenden Jahr erneut schwach ausfallen - Rekordernten sind von den ausgetrockneten Böden kaum zu erwarten - und falls die Anbauflächen in der Ukraine und die Schwarzerdeböden im Süden Rußlands sich bis zum nächsten Jahr nicht erholen sollten, dann können auch größere Weizenanbauflächen in den USA oder der EU nicht helfen, die weltweit knappen Lagerbestände zu erhöhen.

    Wettermarkt

 

 

Prognose
Die Zeichen stehen derzeit auf Kurserholung. Dabei sollte man nicht aus den Augen verlieren, daß am physischen Markt mehrere umsatzschwache Wochen bevorstehen. Auch wenn an den Agrarrohstoffmärkten inzwischen viel "virtuelles" Geld den Preisverlauf prägt, so entscheiden letztendlich doch Angebot und Nachfrage über die Kurse.

Kürzlich hatte sich Indien angesichts fallender Weizenpreise als Käufer vom Weltmarkt zurückgezogen. Jetzt zeigt Indien erneut Kaufintresse und dürfte mit seinen neuen Ausschreibungen frischen Wind in die internationale Preisentwicklung bringen.

In den nächsten Tagen dürften sich die Kurse weiter erholen. Nach meiner persönlichen Einschätzung könnte die Trendwende im Dezember jedoch nochmals einen Dämpfer erfahren.

Mittelfristig rechne ich damit, daß Weizen weltweit und damit auch an unserem heimischen Markt nicht nur seine Kursverluste wieder wett macht, sondern darüber hinaus weiter - leicht - anzieht. Dabei dürfte das Kurspotential jedoch ganz entscheidend von der Witterungsentwicklung und damit von den Ernteerwartungen 2008/09 abhängen.

Der Weizenmarkt dürfte sich in den kommenden Monten aus meiner Sicht zu einem echten Wettermarkt entwickeln. Günstige Wachstumsbedingungen für die Getreide- und Weizenbestände werden zu Preisrücknahmen führen. Dagegen dürften ungünstige Wetterbedingungen zu kräftigen Preisschwankungen und möglicherweise auch Preissprüngen nach oben führen,

 

 
 
 
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