Weizen/Feldfrüchte: Warten auf Regen

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 23.04.2007

April oder vielleicht doch August? Beim Blick auf das Quecksilber und in den Wassermesser gerät man in's Grübeln. Auf jeden Fall wird die Bodenfeuchte vieler Standorte zwischenzeitlich knapp. Auf leichten Standorten vertrocknen die ersten Bestände. Landwirtschaft und Gartenbau warten auf Regen. Der Markt ist unsicher, wie stark das Wetterrisiko bei der Preisgestaltung berücksichtigt werden muß.

Marktlage
Die anhaltende Trockenheit mit hoher Strahlungsintensität beeinflußt auf vielen Standorten die Entwicklung der Pflanzen. Auf leichten Standorten werden erste Schäden durch Wassermangel sichtbar, auf Grenzstandorten brechen die Bestände bereits zusammen und vertrocken. Selbst auf tiefgründigeren Böden wird die Wassernachlieferung aus den tieferen Schichten immer knapper.

Sommerkulturen laufen ungleichmäßig auf. Der starke Befall mit Gelbverzwergungsvirus in Gerste und zum Teil auch Weizen wird immer deutlicher sichtbar und läßt hohe Ernteausfälle erwarten. Rapspflanzen schießen mit schwachen Stengelverzweigungen und wenig Blattmasse in die Höhe. Die Bestände präsentieren sich auf einmal sehr dünn und je nach Düngungstermin mit Stickstoff unterversorgt. Die Feldaufgänge bei den Zuckerrüben fallen je nach Bestelltechnik sehr unterschiedlich aus, da seit der Aussaat kein nennenswerter Niederschlag mehr gefallen ist.

Die Verfügbarkeit der Düngemittel wird durch den ausbleibenden Regen beeinträchtigt, so daß die Pflanzen auf leichten Standorten eine zu geringe N-Versorgung aufweisen. Der Infektionsdruck mit Pilzkrankheiten hat jedoch infolge der geringen Luftfeuchtigkeit stark abgenommen.

Der Markt reagiert derzeit noch abwartend und unsicher darüber, wie stark das Wetterrisiko bei der Preisgestaltung berücksichtigt werden muß. Die Warenterminmärkte haben in den letzten zwei Wochen deutlich sensibler auf die Wetterentwicklung reagiert als der Kassamarkt. So zogen zum Beispiel an der Warenterminbörse RMX, Hannover und der Warenterminbörse MATIF, Paris die Kurse deutlich an.

Auch in den USA werden die Weizenkurse seit zwei Wochen wieder höher notiert. Zuletzt zogen die Kurse nochmals spürbar an, nachdem ein Schneesturm und starker Frost vor allem in den Weizenanbaugebieten im Bundesstaat Kansas zu ernsthaften Frostschäden geführt hat. Seitdem verteuerte sich Weizen an allen US-Warenterminbörsen (zum Beispiel an der Warenterminbörse CBOT in Chicago/USA).

Dagegen zeigten sich unsere heimischen Kassamärkte - sowohl an den Großhandelsplätzen (z.B. Rotterdam (Importhafen) und Produktenbörsen) wie auch bei den Endkundenpreisen - von dieser Marktstimmung weitgehend unbeeindruckt. Mit Endkundenpreisen für B-Weizen von 131-141 Euro/t netto franko Lanhandelslager bzw. 136-147 Euro/t netto ab Hof liegen die Preise allerdings weiterhin deutlich über dem Vorjahresniveau.

 

 

Fakten

  • Welt: Dürre auch in anderen Ländern
    In den USA - der Nummer 1 unter den Weizenexporteuren - steht den Pflanzenbeständen in diesem Jahr in fast allen Anbauregionen eine hervorragende Bodenfeuchte zur Verfügung. Das Dürrejahr 2006 hatte zu hohen Ertragseinbußen geführt.

    Dagegen kämpft Australien - der drittgrößte Weizenexporteur am Weltmarkt - inzwischen ein weiteres Jahr infolge mit einer verheerenden Dürre. Noch immer bleiben ergiebige Niederschläge aus. Die Lage ist so dramatisch, daß Australiens Premier John Howard jetzt zum Beten aufgerufen hat. Wenn es in den nächsten sechs Wochen im Südosten des Landes, der Kornkammer Australiens, nicht ausgiebig regnet, wird befürchtet, dass die Bauern kein Wasser aus den Stauseen bekommen. Ohne Regen reicht das Wasser in den Stauseen nach Angaben der Behörden nur noch, um die Städter mit Trinkwasser zu versorgen.

    Auch in China, dem zweitgrößten Weizenexporteur, beeinträchtigt eine langanhaltende Dürre in vielen Gebieten die Produktion. Der Importbedarf Chinas dürfte daher steigen.

    Für Südamerika wird eine neue Dürre befürchtet. Dort bahnt sich die natürliche Klimaschwankung "La Niña" an, die bereits das Meerwasser vor der peruanischen Küste in den vergangenen Wochen um mehr als 1° Celsius abgekühlt hat. "La Niña" ist das Gegenstück zu der unregelmäßigen Erwärmung des Meeres namens "El Niño". Das Phänomen bringt typischerweise vielen Ländern Südamerikas Dürre. Südostasien und Australien dürfen hingegen mit mehr Regen als üblich rechnen.

    Hausse-Tendenz

 

Prognose
Der Wetterbericht für Deutschland und auch für das derzeit ebenfalls unter Trockenheit leidende Frankreich prognostiziert für die kommenden Tage abgesehen von lokalen Schauern weiterhin freundliches Hochdruckwetter mit sommerlichen Temperaturen. Damit bleibt es in den meisten Teilen des Landes bei der für den Monat April außergewöhnlichen Dürre.

Mit welchen Ernteaussichten in Deutschland gerechnet werden kann, dürfte sich für leichte Standorte in den nächsten 5-10 Tagen, für tiefgründigere Standorte in den kommenden 10-14 Tagen entscheiden. Auch andere europäische Länder wie Italien und andere Mittelmeeranrainer, Rumänien, Bulgarien oder Ukraine beklagen ein Niederschlagsdefizit.

Nachdem die Interventionsbestände bei Weizen in Deutschland wie auch der gesamten EU beinahe ausverkauft sind, fällt auch die marktregulierende Wirkung der Intervention weg.

Der Weizenmarkt entwickelt sich daher nicht nur international, sondern auch für den EU-Binnenmarkt immer mehr zu einem Wettermarkt.

 
 
 
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