Die imposanten Preisanstiege am Weizenmarkt flachen langsam ab. Gewinnmitnahmen spekulativer Investments an den Warenterminmärkten trüben die Stimmung. An den Kassamärkten bleiben die Kurse dennoch auf hohem Niveau, da Verarbeiter weiterhin händeringend Anschlußware suchen.
Marktlage
Knapp und teuer - so präsentiert sich das Weizenangebot nicht nur in der EU den Kaufinteressenten. Die leichte Preisschwäche am internationalen Weizenmarkt in der vergangenen Woche ist inzwischen bereits wieder Vergangenheit - die Kurse ziehen wieder an, seitdem das US-Landwirtschaftsministerium am 12.09.2007 seine Produktionserwartungen ein weiteres Mal zurückgenommen hat.
An der Warenterminbörse CBOT in Chicago/USA wurde Weizen in Futtergetreidequalität zuletzt mit umgerechnet 231,68 Euro/t rund 7,60 Euro/t höher als im Durchschnitt der Vorwoche notiert.
Dagegen blieben die europäischen Terminmärkte weiter unter Druck. An der Warenterminbörse MATIF in Paris/Frankreich setzte sich der Preisrückgang fort: Mit 263,50 Euro/t notierte der November-Termin zuletzt fast 10 Euro niedriger als im Durchschnitt der Vorwoche. Damit lag der Kurs jedoch immer noch immer rund 122 Euro/t (!) über der Notierung vor einem Jahr.
Auch an der Warenterminbörse RMX in Hannover gab der November-Termin nach. Mit 265,00 Euro/t konnte sich der Kurs zwar im Vergleich zum Vortag wieder um 2,00 Euro/t erholen, lag jedoch dennoch 8,70 Euro/t unter der Vorwochennotierung.
Der anhaltende Preisanstieg an den Kassamärkten zeigt jedoch, wie knapp das Weizenangebot am Markt derzeit real ist. Zwar wird inzwischen etwas umfangreicher Weizen aller Qualitäten am Markt angeboten, dennoch kann das Angebot die Nachfrage der Verarbeiter nicht decken.
Nachdem in der vergangenen Woche die Preise an der Großhandelsbörse Hamburg die Marke von 280 Euro/t durchbrochen hatten, wurden die Großhandelspreise an der Produktenbörse Mannheim am gestigen Tag ebenfalls weiter angehoben. Mit Brotweizenpreisen von 247-250 Euro/t netto zogen die Preise nochmals um 1 Euro an. Qualitätsweizen wurde mit 252-254 Euro/t sogar durchschnittlich um 2 Euro/t höher als in der Vorwoche gehandelt.
Fakten
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Welt: Kleinere Ernte - steigender Verbrauch - schrumpfende Endbestände
Die Schätzungen der weltweiten Weizenerzeugung wird für die Saison 2007/08
wurden
inzwischen weiter nach unten korrigiert. In seiner Prognose vom 12.09.2007 schätzt das amerikanische Landwirtschaftsministerium die globale Weizenproduktion mit 606 Mio.t jetzt rund 4 Mio.t niedriger als noch im August ein.
Der Abbau der Endbestände dürfte daher nach Ansicht der US-Analysten noch schneller voranschreiten als bisher erwartet.
Da der weltweite Bedarf an Weizen für Nahrung, Futtermittel und als Energierohstoff steigt, schrumpfen die Lagervorräte auf nur noch 112,4 Mio.t. Das entspricht lediglich einer Lagerreserve für zwei Monate.
in Mio. t |
Produktion |
Verbrauch |
Endbestände |
Welt |
Welt |
Welt |
Haupt- exporteure |
2002/03 |
567,0 |
601,4 |
167,6 |
40,6 |
2003/04 |
554,6 |
588,6 |
132,1 |
38,3 |
2004/05 |
628,6 |
610,0 |
151,2 |
55,5 |
2005/06 |
622,6 |
624,5 |
149,2 |
58,9 |
2006/07 |
593,1 |
617,2 |
125,1 |
37,3 |
2007/08 Prognose vom: |
12.07.2007 |
612,3 |
619,9 |
116,6 |
34,4 |
10.08.2007 |
610,4 |
620,5 |
114,8 |
31,8 |
12.09.2007 |
606,2 |
619,0 |
112,4 |
29,6 |
Hauptexporteure: Argentinien, Australien, EU, Kanada, USA
Quelle: IGC |
Der weltweite Weizenverbrauch fällt bereits im dritten Jahr in Folge größer als die Produktion aus. Die defizitäre globale Versorgungsbilanz 2007/08 läßt die Weltmarktpreise weiter steigen.
Hausse-Tendenz
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Australien: Ernteprognose nach unten korrigiert
Das australische Prognoseinstitut ABARE hat in seiner neuesten Ernteprognose am 18.09.2007 seine Ernteerwartungen deutlich nach unten korrigiert. Nachdem im Juni noch eine Weizenerzeugung von 22,5 Mio.t erwartet wurde, gehen die Analysten jetzt nur noch von 15,5 Mio.t aus. Zwar liegt die Ernte deutlich über den Ergebnissen des Dürrejahres 2006/07 (9,8 Mio.t), dennoch fällt das Ergebnis unterdurchschnittlich aus (5-Jahres-Durchschnitt: 21,6 Mio.t).
Folglich wurden auch die für den Export an den Weltmarkt verfügbaren Mengen deutlich nach unten korrigiert. Damit fällt die die Versorgungsbilanz am Weltmarkt noch knapper aus, als durch die US-Prognose ausgewiesen.
Hausse-Tendenz
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Deutschland: Kleinere Ernte - heterogene Qualitäten
Die diesjährige Getreideernte liegt nach den Auswertungen der Besonderen Ernte- und Qualitätsermittlung (BEE) deutlich unter dem Vorjahresergebnis. Winterweizen erzielte bei einem Ertragsniveau von 70,1 dt/ha nur eine Erntemenge von 20,8 Mio.t und verfehlte damit sein Vorjahresergebnis um 1,3 Mio.t bzw. 5,9 %.
Nach Untersuchungen der Bundesforschungsanstalt für Ernährung und Lebensmittel (BfEL), Detmold fielen die Qualitäten sehr uneinheitlich, vor dem Hintergrund der außergewöhnlichen Witterungsverhältnisse jedoch noch weitgehend zufriedenstellend aus.
Ergebnisse von Brotgetreideproben,
die von Mühlen und Mühlenlieferanten eingesandt wurden |
Prognose für |
2007 |
2006 |
5-Jahres-Ø |
Fallzahl (s) |
71-427
Ø 294 |
345 |
317 |
Protein (% in TS) |
10,8-17,8
Ø 13,8 |
14,2 |
13,8 |
Sedimentationswert (ml) |
22-77
Ø 53 |
50 |
51 |
Mehlausbeute Type 550 (%) |
71,0-84,0
Ø 79,3
|
77,8
|
78,3 |
Quelle: BfEL, Stand: 14.09.2007 |
Nach Ansicht der BfEL führen die enorm heterogenen Weizenqualitäten zu höheren Aufwendungen bei der Beschaffung geeigneter Weizenpartien und bei der Aufbereitung der Mischungspartien. Da das Angebot zudem saisonuntypisch klein ausfällt, bleiben die 'Weizenkurse auf hohem Niveau.
Hausse-Tendenz
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Weizenvermahlung 2006/07 rückläufig
Die Vermahlung von Getreide einschließlich Hartweizen ging im Wirtschaftsjahr 2006/07 um 172.000 t oder 2,1 % auf 7,94 Mio.t zurück. Nach Aussage der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE), Bonn bliebt vor allem die Vermahlung von Weichweizen um rund 166.000 t oder 2,4 % hinter dem Vorjahresergebnis zurück. Ursächlich für die niedrigere Vermahlung ist ein um 19 % geringerer Mehlexport.
Baisse-Tendenz
Prognose
Der Preisgipfel an den EU-Märkten ist nach meiner persönlichen Einschätzung weitgehend erreicht. Die Kursrückgänge an den Warenterminmärkten wurden vor allem dadurch ausgelöst, daß Spekulanten und spekulative Funds zum Quartalsende aus den Weizenterminmärkten aussteigen, um Gewinne mitzunehmen.
Das ändert jedoch nichts an der knappen Versorgungslage an den Kassamärkten. Das noch immer äußerst knappe Angebot und die hohe internationale Nachfrage sorgen weiterhin für hohe Preise.
Da die Verkäufer in der Erwartung weiterer Preisteigerungen nur sehr zurückhaltend verkaufen, wird Getreide von Händlern, Verarbeitern und Exporteuren noch immer händeringend gesucht. Leichte Peissteigerungen halte ich daher auch in dieser Woche für möglich, da Anschlußbedarf der Verarbeiter oftmals nur mit Aufgeldern mobilisiert werden kann.
Alternige Lagerbestände stehen für eine Entspannung der Marktsituation nicht mehr zur Verfügung. Die Interventionsläger in Deutschland sind geräumt. So ist es neben der defizitären Weltproduktion vor allem das äußerst geringe Angebot in der EU, daß die Hausse treibt.
Mit einem größeren Angebot rechne ich, sobald zunehmend liquide Mittel für die kommende Aussaat, Pachtzahlungen, Versicherungen usw. benötigt werden. Dann sind auch leichte Preiskorrekturen nach unten vorstellbar. Echte Preiseinbrüche erwarte ich in den kommenden Wochen jedoch nicht, da die Marktversorgung eng bleiben wird.