Energie: Neue Preisrekorde bei Rohöl

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 18.09.2007


Die Rohölpreise erklimmen immer neue Preisrekorde. Jetzt hat der Kurs das Allzeithoch von 81 US-Dollar/Barrel durchbrochen.

Marktlage
Heute Morgen hat Rohöl im asiatischen Handel die neue Rekordmarke von 81 US-Dollar übersprungen. Ein Barrel (159 Liter) der US-Sorte West Texas Intermediate (WTI) kostete zur Auslieferung im Oktober in der Spitze 81,23 US-Dollar. Die alte Rekordmarke vom 17.09.2007 mit 80,70 US-Dollar wurde damit deutlich übertroffen.

Umgerechnet in Euro liegt der Rohölpreis allerdings aufgrund des seit Monaten stetig schwächer notiereneden Dollarkurses noch unter dem Höchststand vom August 2006.

Marktbeteiligte führten den Preisschub auf die Sorge vor möglichen Engpässen beim Ölangebot zurück. Vom Markt werden mehrere Faktoren für die derzeitige Hausse genannt:

• So sind in den USA die Lagerbestände stärker abgebaut worden als zunächst erwartet.
• Die Nachfrage nach Rohöl und anderen Energieträgern steigt weiter.
• Da die Wirbelsturmsaison im Golf von Mexiko ihren saisonalen Höhepunkt erreicht,
  wird die Sorge, daß Stürme die Förderung und Verarbeitung beeinträchtigen könnten, größer.
  Der Golf von Mexiko und die angrenzenden Bundesstaaten Texas und Louisiana
  sind die Hauptfördergebiete der USA für Öl und Erdgas. In diesen Bundesstaaten befinden
  sich die meisten US-Raffinerien.

Am 11.09.2007 hatte die Organisation Erdöl exportierender Staaten (OPEC) angekündigt, die Rohöl-Förderung ab November um 500.000 auf 27,3 Mio. Barrel täglich auszuweiten. Marktbeteiligte schätzen dioe Produktionssteigerung jedoch als zu gering ein, um preisdämpfend wirken zu können.

Anmerkung: Der OPEC-Basket umfaßt 11 Rohöl-Sorten einzelner Mitgliedsstaaten: Saharan Blend (Algerien), Minas (Indonesien), Iran Heavy (Iran), Basra Light (Irak), Kuwait Export (Kuwait), Es Sider (Libyen), Bonny Light (Nigeria), Qatar Marine (Katar), Arab Light (Saudi Arabien), Murban (Vereinigte Arabische Emirate) and BCF 17 (Venezuela). Bei Brent Crude Oil (Brent, gehandelt an der ICE/London) handelt es sich um Nordseeöl. Obwohl Brent ein deutlich geringeres Handelsvolumen hat als andere Rohöl-Sorten, gilt es als weltweit übergeordneter Maßstab am Rohölmarkt.

 

Prognose
Die Investitionen spekulativer Funds in die Terminmärkte spielt inzwischen eine große Rolle bei der Preisbildung am Weltmarkt. Da der weltweite Energiebedarf ständig weiter steigt, ist vorerst nicht mit dem Aufbau nennenswerter und damit preisdrückender Lagerbestände zu rechnen. So stiegen zum Beispiel die chinesischen Rohölimporte im August um beachtliche 19 % auf rund 13,7 Mio.t.

Für die Verbraucher in der EU stellt sich das Verhältnis von Angebot und Nachfrage bei Heizöl und Diesel nach Einschätzung von Marktbeteiligten ausgewogen dar. Dennoch blieben Preiserhöhungen an den Rohölmärkten in der Vergangenheit auch an den Endkundenmärkten nicht ohne Wellenschlag. Nach meiner Einschätzung dürften sich die neuen Rekordpreise am Rohölmarkt somit auch umgehend preistreibend auf die Endkundenpreise bei Diesel, Heizöl usw. auswirken.

 
 
 

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