Energie: Preisanstieg im Sommerloch

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 31.07.2007


Die Rohölpreise nähern sich immer mehr den Rekordpreisen vom August 2006. Damit wird auch das Tanken in Deutschland teurer. Sollten die Diesel- und Heizöltanks jetzt wieder gefüllt werden - oder sollte man noch warten?

Marktlage
Der Preis für Rohöl steigt seit Januar 2007 wieder stetig an. Am Montag kostete ein Barrel (159 Liter) Rohöl aus dem Fördergebiet der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) 72,24 US-Dollar bzw. umgerechnet 33,26 Euro/100 L und damit rund 5,5 % mehr als Ende Juni.

Nachdem die internationalen Aktienmärkte ihre Schwächephase der vergangenen Woche wieder etwas abschütteln, wird auch Rohöl erneut teuerer gehandelt. Der Preis für die Nordseesorte Brent stieg wieder auf 75,74 US-Dollar/Barrel bzw. 34,87 Euro/100 L an. Die US-Röhölsorte WTI notierte gestern bei 74,08 US-Dollar/Barrel bzw. umgerechnet 34,11 Euro/100 L.

Die steigenden Rohölkurse lassen auch die Endkundenpreise für Mineraldiesel und Heizöl wieder steigen. Mit Diesel-Preisen von aktuell etwa 0,92 - 0,96 Euro/L ohne MwSt sowie Heizöl-Preisen von 0,48 - 0,52 Euro/L ohne MwSt liegen die Zukaufpreise inzwischen wieder rund 8,5 % höher als im Januar 2006.

Anmerkung: Der OPEC-Basket umfaßt 11 Rohöl-Sorten einzelner Mitgliedsstaaten: Saharan Blend (Algerien), Minas (Indonesien), Iran Heavy (Iran), Basra Light (Irak), Kuwait Export (Kuwait), Es Sider (Libyen), Bonny Light (Nigeria), Qatar Marine (Katar), Arab Light (Saudi Arabien), Murban (Vereinigte Arabische Emirate) and BCF 17 (Venezuela). Bei Brent Crude Oil (Brent, gehandelt an der ICE/London) handelt es sich um Nordseeöl. Obwohl Brent ein deutlich geringeres Handelsvolumen hat als andere Rohöl-Sorten, gilt es als weltweit übergeordneter Maßstab am Rohölmarkt.

 

Prognose
Aufgrund der weltpolitischen Lage hat sich der US-Rohölmarkt wieder zum Leitmarkt entwickelt. Am Rohölmarkt kommen die Rekordpreise vom Juli/August letzten Jahres immer mehr in Sicht.

Nach meiner persönlichen Einschätzung dürften folgende Hausse-Faktoren auch in den komenden Wochen die Marktentwicklung prägen:
• internationalen Unsicherheiten an den Aktien- und Kreditmärkten
• unterschiedliche Einschätzung der Versorgungslage bei Rohöl
• weltweit wachsender Energiebedarf
• sprunghafte Nachfragesteigerungen durch China und Indien
• Engpass bei den Förderkapazitäten
• keine Anhebung der OPEC-Förderquoten

Für Treib- und Brennstoffe erwarte ich daher in den kommenden Wochen stabile Preise auf hohem Niveau. Mit dem Ende der Ferienzeit dürften Mineraldiesel und Heizöl erneut teurer werden.

Im Spannungsfeld zwischen dem Spekulationskapital an den Rohölmärkten und der Frage nach der weltweiten Energiesicherheit der nächsten Jahre bleibt bei der Preisgestaltung kein Platz für die preisdrückenden Signale eines ingesamt gut versorgeten Marktes. Auch mittelfristig gesehen gehe ich daher von einem weiter steigenden Preisniveau aus. Trotz einer guten Marktversorgung dürften die Märkte auf politische Turbulenzen im Nahen Osten mit drastischen Preisausschlägen reagieren.

 
 
 

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