Rapssaaten im Schlepptau der Rapsöl-Hausse
S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 24.05.2006


Fasziniert verfolgen derzeit Käufer und Verkäufer die Hausse am Rapssaatenmarkt. Wie lange wird dieser Gipfelsturm noch anhalten? Welche Kursentwicklung lassen die fundamentalen Daten erwarten?

Marktlage
Die Kurse für Rapsöl haben zwischenzeitlich ein bisher unbekanntes Preisniveau erreicht. Vor allem am Rotterdamer Hafen haben die Kurse infolge des hohen Spekulationspotentials Rekordniveau erreicht. Die hohen Kurse am Papiermarkt in Rotterdam lassen sich am deutschen Kassamarkt zwar nicht realisieren, dennoch liegen die Preise auch hier auf Rekordniveau.

Der Nachfrage-Boom der Energiebranche hält an, die zu erwartende "Zwangsbeimischung" beschleunigt die Hausse und auch die Nahrungsmittelindustrie hat einen wachsenden Bedarf. Die hohen Kurse dämpfen das Interesse der Rapsöl-Käufer, so daß die Lagerbestände derzeit wieder anwachsen. Auch andere, preisgünstigere Pflanzenöle werden von internationalen handelsunternhemen eingelagert.

Die höheren Lagerbestände führten jedoch in den letzten Tagen wieder zu leichtem Preisdruck. Der Import von Rapsöl und anderer pflanzlicher Öle in die EU hat sprunghaft zugenommen. Inzwischen exportiert sogar China (!) Rapsöl in Richtung EU.

Im Schlepptau der Rapsöl-Hausse konnten sich auch die Rapsnotierungen weiter verbessern.

Franko Ölmühle Hamburg notierte Food-Rapssaat zur prompten Lieferung zuletzt bei 247 Euro/t netto. Franko mitteldeutsche Ölmühle liegen die Kurse derzeit bei 245-248 Euro/t netto zur Lieferung im Mai/Juni 2006. Für Liefertermine ex-Ernte werden derzeit Preisaufschläge von 2 bis 3 Euro/t gehandelt.

Sowohl an den Großhandelsplätzen (z.B. Rotterdam (Importhafen) und Produktenbörsen) wie auch bei den Erzeugerpreisen spiegelt sich die etwas Hausse-Stimmung wider. Mit Erzeugerpreisen von 220-226 Euro/t netto franko Landhandelslager bzw. 225-235 Euro/t netto ab Hof (Strecke) zogen die Kurse im Vergleich zur Vorwoche leicht an.

An der Produktenbörse Hamburg wurde der Rapssaaten-Preis auf Großhandelsebene mit 247 Euro/t netto für Juni/Julil 4 Euro höher als in der Vorwoche notiert. Ex-Ernte wurden 250 Euro/t notiert.
An der Produktenbörse Mannheim wurden Rapssaaten auf Großhandelsebene mit 249-250 Euro/t netto für August bis Oktober 2006 rund 2 Euro höher als in der Vorwoche notiert.

In der letzten Woche legte Rapssaat auch an den Warenterminbörsen nochmals zu. Am 23.05.2006 notierten die Kurse für den Termin August 2006 an der MATIF, Paris/Frankreich bei 249,50 Euro/t und lagen damit 0,65 Euro über der Durchschnittsnotierung der Vorwoche. Der rege Handel an der Matif zeigt das große Interesse des Handels, der Ölmühlen und der Bioenergie-Branche an einer Absicherung ihrer Geschäfte zur kommenden Ernte. In der vergangenen Woche wurden 7.231 Kontrakten gehandelt - so viele wie seit Anfang des Jahres nicht mehr.

Auf dem internationalen Börsenpakett notierte Raps an der WCE, Winnipeg/Kanada für den Juli-Termin mit umgerechnet 204,58 Euro/t rund 3 Euro über dem Durchschnitt der Vorwoche. Damit konnten sich die kanadischen Notierungen weiter verbessern, liegen jedoch nach wie vor deutlich unter den EU-Preisen.

 

 

Fakten

  • Deutschland: Rapsanbau zur Ernte 2006 ausgedehnt
    Auf knapp 1,4 Mio. ha beziffert das Statistische Bundesamt nach vorläufigen Angaben den Rapsanbau zur kommenden Ernte. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das ein Plus von 5,7 %. Im Vergleich zum Jahr 2000 wurde der Rapsanbau sogar um mehr als 33 % (!) ausgedehnt. Nach den letzten zwei Rekordnernte-Jahren, könnte sich bei weiterhin günstigen Wachstumsbedingungen eine weitere Produktionssteigerung in Deutschland ankündigen.
    Baisse-Tendenz während der Erntezeit

 

  • Australien und Kanada - keine Konkurrenz
    Raps aus Australien hat infolge des enormen Raps-Bedarfs der EU wieder an Bedeutung gewonnen. Nachdem im vergangenen Jahr keine nennenswerten Importe aus Australien in die EU kamen, wurden im 1. Quartal 2006 rund 214.000 t in die EU exportiert. Die Marktbedeutung bleibt damit allerdings nach wie vor klein.

    Aus Kanada wurden trotz des größeren Angebotes aus der letzten Ernte (2005: 9,66 Mio.t, 2004: 7,73) und der günstigeren Produktpreise keine Rapssaaten bzw. Rapsöl in die EU verschifft. Kanadische Ware wird vorzugsweise in die USA und nach Asien exportiert. Daher orientiert sich der kanadische Rapspreis nach wie vor an den US-Sojanotierungen.
    Baisse-Tendenz

 

Prognose
Am Markt kommen nur noch wenige Geschäftsabschlüsse zustande, da
• die Lagerbestände bei Produzenten und Handel zur Neige gehen und
• die Verarbeiter bei derzeit hohen Preisen die Zukäufe drosseln.

Aktuelle den Markt- und Preisverlauf bestimmende Faktoren:
• Ernteaussichten in Deutschland und in der EU
• wachsende Verarbeitungskapazitäten der deutschen Ölmühlen (2006: geschätzt 6 Mio.t, Vj: 5,4)
• höherer Rapsöl-Bedarf der deutschen Veresterungsanlagen (Vj: 2 Mio.t)
• höherer Rapsöl-Bedarf der EU-Veresterungsanlagen (2006: 4,5 Mio.t; Vj: 3,75)
• die Nachfrage der Nahrungsmittelbrache nach Non-GMO-Rapsöl
• internationale Energie-Hausse (OPEC-Basket aktuell: 64,45 Dollar/Barrel; Ø 2005: 50,64)

Für den Rohstoff Raps dürfte sich nach meiner Einschätzung auch in den kommenden Monaten ein glatter Absatz und ein gutes Rendite-Potential eröffnen. Trotz der weltweit prognostizierten hohen Ölsaaten-Ernten dürfte sich Rapsöl angesichts der Kapazitätserweiterungen der Ölmühlen und Veresterungsanlagen in der EU-25 gegen den Trend befestigen.

Termingeschäfte ex-Ernte in Erwägung ziehen
Dennoch erwarte ich, daß die vermutlich hohe EU-Rapsernte bereits in den Vor-Ernte-Wochen zu Preisdruck führt. Das bedeutet, daß jetzt der Verkaufszeitpunkt für die Rapsernte 2006 vorab geplant werden sollte. Ein Termin-Verkauf ex-Ernte zu den derzeit hohen Preisen ermöglicht eine klare Kalkulation und Liquidität nach der Warenlieferung. Das Preistal nach der Ernte dürfte nach meiner Einschätzung erst Anfang Oktober überwunden sein, so daß günstige Verkaufstermine erst frühestens Mitte Oktober wieder zu erwarten sind.

 
 
 
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