Fasziniert verfolgen derzeit Käufer und Verkäufer
die Hausse am Rapssaatenmarkt. Wie lange wird dieser Gipfelsturm noch anhalten?
Welche Kursentwicklung lassen die fundamentalen Daten erwarten?
Marktlage
Die
Kurse für Rapsöl haben zwischenzeitlich ein bisher unbekanntes Preisniveau
erreicht. Vor allem am Rotterdamer Hafen haben die Kurse infolge des hohen Spekulationspotentials
Rekordniveau erreicht. Die hohen Kurse am Papiermarkt in Rotterdam lassen sich
am deutschen Kassamarkt zwar nicht realisieren, dennoch liegen die Preise auch
hier auf Rekordniveau.
Der Nachfrage-Boom der Energiebranche
hält an, die zu erwartende "Zwangsbeimischung" beschleunigt die
Hausse und auch die Nahrungsmittelindustrie hat einen wachsenden Bedarf. Die hohen
Kurse dämpfen das Interesse der Rapsöl-Käufer, so daß die
Lagerbestände derzeit wieder anwachsen. Auch andere, preisgünstigere
Pflanzenöle werden von internationalen handelsunternhemen eingelagert.
Die
höheren Lagerbestände führten jedoch in den letzten Tagen wieder
zu leichtem Preisdruck. Der Import von Rapsöl und anderer pflanzlicher Öle
in die EU hat sprunghaft zugenommen. Inzwischen exportiert sogar China (!)
Rapsöl in Richtung EU.
Im Schlepptau der Rapsöl-Hausse konnten
sich auch die Rapsnotierungen weiter verbessern.
Franko
Ölmühle Hamburg notierte Food-Rapssaat zur prompten Lieferung zuletzt bei 247 Euro/t
netto. Franko mitteldeutsche Ölmühle liegen die Kurse derzeit bei 245-248 Euro/t
netto zur Lieferung im Mai/Juni 2006. Für Liefertermine ex-Ernte werden derzeit
Preisaufschläge von 2 bis 3 Euro/t gehandelt.
Sowohl
an den Großhandelsplätzen (z.B. Rotterdam (Importhafen) und Produktenbörsen)
wie auch bei den Erzeugerpreisen spiegelt
sich die etwas Hausse-Stimmung wider. Mit Erzeugerpreisen von 220-226 Euro/t
netto franko Landhandelslager bzw. 225-235 Euro/t netto ab Hof (Strecke)
zogen die Kurse im Vergleich zur Vorwoche leicht an.
An der
Produktenbörse Hamburg wurde der Rapssaaten-Preis
auf Großhandelsebene mit 247 Euro/t netto für Juni/Julil 4 Euro
höher als in der Vorwoche notiert. Ex-Ernte wurden 250 Euro/t notiert.
An der Produktenbörse Mannheim wurden
Rapssaaten auf Großhandelsebene mit 249-250 Euro/t netto für August
bis Oktober 2006 rund 2 Euro höher als in der Vorwoche notiert.
In der letzten Woche legte Rapssaat auch
an den Warenterminbörsen nochmals zu. Am 23.05.2006 notierten die Kurse für den
Termin August 2006 an der MATIF, Paris/Frankreich
bei 249,50 Euro/t und lagen damit 0,65 Euro über der Durchschnittsnotierung
der Vorwoche. Der rege Handel an der Matif zeigt das große Interesse des
Handels, der Ölmühlen und der Bioenergie-Branche an einer Absicherung
ihrer Geschäfte zur kommenden Ernte. In der vergangenen Woche wurden 7.231 Kontrakten
gehandelt - so viele wie seit Anfang des Jahres nicht mehr.
Auf
dem internationalen Börsenpakett notierte Raps an der WCE, Winnipeg/Kanada
für den Juli-Termin mit umgerechnet 204,58 Euro/t rund 3 Euro über
dem Durchschnitt der Vorwoche. Damit konnten sich die kanadischen Notierungen
weiter verbessern, liegen jedoch nach wie vor deutlich unter den EU-Preisen.
Fakten
Deutschland: Rapsanbau zur Ernte 2006 ausgedehnt
Auf
knapp 1,4 Mio. ha beziffert das Statistische Bundesamt nach vorläufigen
Angaben den Rapsanbau zur kommenden Ernte. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet das
ein Plus von 5,7 %. Im Vergleich zum Jahr 2000 wurde der Rapsanbau sogar
um mehr als 33 % (!) ausgedehnt. Nach den letzten zwei Rekordnernte-Jahren,
könnte sich bei weiterhin günstigen Wachstumsbedingungen eine weitere
Produktionssteigerung in Deutschland ankündigen.
Baisse-Tendenz während der Erntezeit
Australien
und Kanada - keine Konkurrenz
Raps aus Australien hat infolge
des enormen Raps-Bedarfs der EU wieder an Bedeutung gewonnen. Nachdem im vergangenen
Jahr keine nennenswerten Importe aus Australien in die EU kamen, wurden im 1. Quartal 2006
rund 214.000 t in die EU exportiert. Die Marktbedeutung bleibt damit allerdings
nach wie vor klein.
Aus Kanada wurden trotz des größeren Angebotes
aus der letzten Ernte (2005: 9,66 Mio.t, 2004: 7,73) und der günstigeren
Produktpreise keine Rapssaaten bzw. Rapsöl in die EU verschifft. Kanadische
Ware wird vorzugsweise in die USA und nach Asien exportiert. Daher orientiert
sich der kanadische Rapspreis nach wie vor an den US-Sojanotierungen.
Baisse-Tendenz
Prognose
Am
Markt kommen nur noch wenige Geschäftsabschlüsse zustande, da
die Lagerbestände bei Produzenten und Handel zur Neige gehen und
die Verarbeiter bei derzeit hohen Preisen die Zukäufe drosseln.
Aktuelle
den Markt- und Preisverlauf bestimmende Faktoren:
Ernteaussichten in
Deutschland und in der EU
wachsende Verarbeitungskapazitäten der
deutschen Ölmühlen (2006: geschätzt 6 Mio.t, Vj: 5,4)
höherer Rapsöl-Bedarf der deutschen Veresterungsanlagen (Vj: 2 Mio.t)
höherer Rapsöl-Bedarf der EU-Veresterungsanlagen (2006: 4,5 Mio.t; Vj: 3,75)
die Nachfrage der Nahrungsmittelbrache nach Non-GMO-Rapsöl
internationale
Energie-Hausse (OPEC-Basket aktuell: 64,45 Dollar/Barrel; Ø 2005: 50,64)
Für
den Rohstoff Raps dürfte sich nach meiner Einschätzung auch in den kommenden Monaten
ein glatter Absatz und ein gutes Rendite-Potential eröffnen. Trotz der weltweit
prognostizierten hohen Ölsaaten-Ernten dürfte sich Rapsöl angesichts der
Kapazitätserweiterungen der Ölmühlen und Veresterungsanlagen in der EU-25 gegen
den Trend befestigen.
Termingeschäfte
ex-Ernte in Erwägung ziehen
Dennoch erwarte ich, daß
die vermutlich hohe EU-Rapsernte bereits in den Vor-Ernte-Wochen zu Preisdruck
führt. Das bedeutet, daß jetzt der Verkaufszeitpunkt für die Rapsernte
2006 vorab geplant werden sollte. Ein Termin-Verkauf ex-Ernte zu den derzeit hohen
Preisen ermöglicht eine klare Kalkulation und Liquidität nach der Warenlieferung.
Das Preistal nach der Ernte dürfte nach meiner Einschätzung erst Anfang
Oktober überwunden sein, so daß günstige Verkaufstermine erst
frühestens Mitte Oktober wieder zu erwarten sind.