Schrumpfende Endbestände aus der laufenden Saison
und ein kräftig steigender Bedarf bieten gute Marktaussichten für die
Rapserzeuger. Das knappere EU-Angebot macht die EU seit dem letzten Jahr zum Netto-Importeur.
Marktlage
Das
ist neu: Die EU-25 - die "Nummer Eins" unter den weltweit
größten Rapserzeugern - war bisher als Exporteur am Weltmarkt aktiv. Seit der
Saison 2004/05 entwickelt sich die EU zum Netto-Importeur. Prognosen gehen von
Importen zwischen 0,17 und 0,42 Millionen Tonnen aus. Australien, das im letzten
Jahr kein Rapskörnchen in die EU lieferte, dürfte mit rund 200.000 t
im Wirtschaftsjahr 2005/06 zum Hauptimporteur werden.
Importe
spielen inzwischen eine Rolle im EU-Rapsgeschäft, da die Endbestände
nach der Rekordernte 2004 wieder schrumpfen (siehe Grafik). Für die Verarbeitung
in der Saison 2005/06 stehen aus der deutschen Erzeugung mit 5,05 Mio.t rund
4 % weniger Rohstoff als im Vorjahr (Vj: 5,27) zur Verfügung. Daher
kalkulieren die Ölmühlen für ihre Rohstoffversorgung auch den Einsatz von Importware
aus EU- und Drittländern ein.
Von Juli bis September 2005 wurden mit 1,38 Mio.t
Raps rund 11 % mehr verarbeitet als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum.
Nach Aussage der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) haben die
Ölmühlen in diesem Zeitraum insgesamt 1,49 Millionen Tonnen Raps gekauft, darunter
allerdings nur 66 % aus heimischer Produktion. Im gleichen Vorjahreszeitraum
betrug der Anteil noch 70 %. Die Rapsverarbeitung hat in Deutschland zwischenzeitlich
die Sojaverarbeitung weit überholt.
Fakten
Deutschland: Bedarf der Ölmühlen steigt
Für
Deutschland erwartet der Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB) in
den nächsten Jahren einen weiteren Ausbau der Verarbeitungskapazitäten der Ölmühlen
für Raps von heute 5 auf bis zu 7 Mio.t. Der Bedarf der Ölmühlen in
Höhe von möglicherweise 6 Mio.t (Vj.: 5,4) in diesem Jahr übersteiigt die heimische
Produktion (2005: 5,05 Mio.t).
Nicht nur für
Nahrungsmittel und für die industrielle Verwertung (Seife, Kosmetika, freie
Fettsäuren, Futteröle, Schmierstoffe usw.) wird Rapsöl benötigt, vor
allem die Biodiesel-Industrie spielt als Rapsöl-Käufer maßgebliche
Rolle. 2004 betrug der Absatz rund 1,2 Mio.t Biodiesel, 2,0 Mio.t dürften
2005 erreicht worden sein - Tendenz steigend.
Da nur begrenzt durch
die Produktion, sondern vielmehr durch Weiterverarbeitung und Handel mit Zwischen-
und Endprodukten Geld verdient wird, steigen inzwischen immer mehr Landwirte in
die Raps-Verarbeitung ein und bauen dezentrale Ölmühlen auf. Bundesweit soll es
inzwischen rund 250 kleine und mittelständische Ölmühlen geben - Tendenz
auch hier steigend.
Hausse-Tendenz
EU: Rapsverarbeitung auf Expansionskurs
Für
die gesamte EU wird erwartet, daß die Rapsverarbeitung 2005/06 auf weit über 14 Mio.t
(Vj.: 13,0) ansteigen könnte. Mit 15,4 Mio.t (2004: 15,3) steht
dem Bedarf ein ausreichendes Angebot aus der Ernte 2005 gegenüber.
Damit
ist die EU-25 die "Nummer Eins" unter den weltweit größten Rapserzeugern
und hält einen Anteil von 36 % an der weltweiten Rapsöl-Produktion. Die Rapsöl-Produktion
könnte auf etwa 6 Mio.t (Vj.: 5,5) zunehmen. Sollte die Verarbeitung
weiter auf Rekordniveau laufen, ist mit einem Abschmelzen der Endbestände zu rechnen.
Hausse-Tendenz
Welt: Versorgungssituation mit pflanzichen Ölen
bleibt knapp
Trotz der weltweit höheren Ölsaaten-Produktion, bleibt
die internationale Versorgungssituation mit pflanzlichen Ölen aufgrund des starken
Verbrauchsanstiegs - als Treibstoff und für die menschliche Ernährung - recht
angespannt. Der weltweite Verbrauch von pflanzlichen Ölen wird in diesem Jahr
um voraussichtlich gut 5 % auf 114 Mio.t (Vj: 108,4) steigen. Während
die Weltbevölkerung seit 1990 um ca. 23 % angewachsen ist, hat sich
der Verbrauch von Pflanzenöl im gleichen Zeitraum verdoppelt.
Hausse-Tendenz
Prognose
Die
Verarbeitung der Ölmühlen in Deutschland wie auch in der EU dürfte
in den nächsten Monaten weiter ausgedeht werden.
Die
Nachfrage nach Rapsöl wächst laufend durch:
steigenden Bedarf
der Nahrungsmittelbranche
steigenden Bedarf für industrielle Weiterverarbeitung
steigenden Bedarf der Biodiesel- und Petrobranche
Für
den Rohstoff Raps dürfte sich nach meiner Einschätzung ein glatter Absatz
und eine gutes Rendite-Potential in den kommenden Monaten eröffnen. Die Landwirte
als Rohstoffproduzenten müssen bei ihrer Marktplanung jedoch berücksichtigen,
daß die Preisentwicklung nach oben durch andere Marktfaktoren begrenzt wird. Vor
allem konkurrierende Rapssaaten-/Rapsöl-Angebote aus anderen EU-Ländern bzw. am
Weltmarkt und auch die internationalen Transportkosten spielen hier eine Rolle.