Rapssaat: EU wird Netto-Importeur
S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 19.01.2006


Schrumpfende Endbestände aus der laufenden Saison und ein kräftig steigender Bedarf bieten gute Marktaussichten für die Rapserzeuger. Das knappere EU-Angebot macht die EU seit dem letzten Jahr zum Netto-Importeur.

Marktlage
Das ist neu: Die EU-25 - die "Nummer Eins" unter den weltweit größten Rapserzeugern - war bisher als Exporteur am Weltmarkt aktiv. Seit der Saison 2004/05 entwickelt sich die EU zum Netto-Importeur. Prognosen gehen von Importen zwischen 0,17 und 0,42 Millionen Tonnen aus. Australien, das im letzten Jahr kein Rapskörnchen in die EU lieferte, dürfte mit rund 200.000 t im Wirtschaftsjahr 2005/06 zum Hauptimporteur werden.

Importe spielen inzwischen eine Rolle im EU-Rapsgeschäft, da die Endbestände nach der Rekordernte 2004 wieder schrumpfen (siehe Grafik). Für die Verarbeitung in der Saison 2005/06 stehen aus der deutschen Erzeugung mit 5,05 Mio.t rund 4 % weniger Rohstoff als im Vorjahr (Vj: 5,27) zur Verfügung. Daher kalkulieren die Ölmühlen für ihre Rohstoffversorgung auch den Einsatz von Importware aus EU- und Drittländern ein.

Von Juli bis September 2005 wurden mit 1,38 Mio.t Raps rund 11 % mehr verarbeitet als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum. Nach Aussage der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) haben die Ölmühlen in diesem Zeitraum insgesamt 1,49 Millionen Tonnen Raps gekauft, darunter allerdings nur 66 % aus heimischer Produktion. Im gleichen Vorjahreszeitraum betrug der Anteil noch 70 %. Die Rapsverarbeitung hat in Deutschland zwischenzeitlich die Sojaverarbeitung weit überholt.

 

Fakten

  • Deutschland: Bedarf der Ölmühlen steigt
    Für Deutschland erwartet der Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB) in den nächsten Jahren einen weiteren Ausbau der Verarbeitungskapazitäten der Ölmühlen für Raps von heute 5 auf bis zu 7 Mio.t. Der Bedarf der Ölmühlen in Höhe von möglicherweise 6 Mio.t (Vj.: 5,4) in diesem Jahr übersteiigt die heimische Produktion (2005: 5,05 Mio.t).

    Nicht nur für Nahrungsmittel und für die industrielle Verwertung (Seife, Kosmetika, freie Fettsäuren, Futteröle, Schmierstoffe usw.) wird Rapsöl benötigt, vor allem die Biodiesel-Industrie spielt als Rapsöl-Käufer maßgebliche Rolle. 2004 betrug der Absatz rund 1,2 Mio.t Biodiesel, 2,0 Mio.t dürften 2005 erreicht worden sein - Tendenz steigend.

    Da nur begrenzt durch die Produktion, sondern vielmehr durch Weiterverarbeitung und Handel mit Zwischen- und Endprodukten Geld verdient wird, steigen inzwischen immer mehr Landwirte in die Raps-Verarbeitung ein und bauen dezentrale Ölmühlen auf. Bundesweit soll es inzwischen rund 250 kleine und mittelständische Ölmühlen geben - Tendenz auch hier steigend.
    Hausse-Tendenz

 

  • EU: Rapsverarbeitung auf Expansionskurs
    Für die gesamte EU wird erwartet, daß die Rapsverarbeitung 2005/06 auf weit über 14 Mio.t (Vj.: 13,0) ansteigen könnte. Mit 15,4 Mio.t (2004: 15,3) steht dem Bedarf ein ausreichendes Angebot aus der Ernte 2005 gegenüber.

    Damit ist die EU-25 die "Nummer Eins" unter den weltweit größten Rapserzeugern und hält einen Anteil von 36 % an der weltweiten Rapsöl-Produktion. Die Rapsöl-Produktion könnte auf etwa 6 Mio.t (Vj.: 5,5) zunehmen. Sollte die Verarbeitung weiter auf Rekordniveau laufen, ist mit einem Abschmelzen der Endbestände zu rechnen.


    Hausse-Tendenz

 

  • Welt: Versorgungssituation mit pflanzichen Ölen bleibt knapp
    Trotz der weltweit höheren Ölsaaten-Produktion, bleibt die internationale Versorgungssituation mit pflanzlichen Ölen aufgrund des starken Verbrauchsanstiegs - als Treibstoff und für die menschliche Ernährung - recht angespannt. Der weltweite Verbrauch von pflanzlichen Ölen wird in diesem Jahr um voraussichtlich gut 5 % auf 114 Mio.t (Vj: 108,4) steigen. Während die Weltbevölkerung seit 1990 um ca. 23 % angewachsen ist, hat sich der Verbrauch von Pflanzenöl im gleichen Zeitraum verdoppelt.
    Hausse-Tendenz

 

Prognose
Die Verarbeitung der Ölmühlen in Deutschland wie auch in der EU dürfte in den nächsten Monaten weiter ausgedeht werden.

Die Nachfrage nach Rapsöl wächst laufend durch:
• steigenden Bedarf der Nahrungsmittelbranche
• steigenden Bedarf für industrielle Weiterverarbeitung
• steigenden Bedarf der Biodiesel- und Petrobranche

Für den Rohstoff Raps dürfte sich nach meiner Einschätzung ein glatter Absatz und eine gutes Rendite-Potential in den kommenden Monaten eröffnen. Die Landwirte als Rohstoffproduzenten müssen bei ihrer Marktplanung jedoch berücksichtigen, daß die Preisentwicklung nach oben durch andere Marktfaktoren begrenzt wird. Vor allem konkurrierende Rapssaaten-/Rapsöl-Angebote aus anderen EU-Ländern bzw. am Weltmarkt und auch die internationalen Transportkosten spielen hier eine Rolle.

 
 
 
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