Der Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD hat in der
vergangenen Woche dem Rapssaaten-Markt empfindliche Verluste beschert. Die Politik
war daraufhin um Schadensbegrenzung bemüht. Seit letztem Freitag haben die
Rapspreise wieder kräftig zugelegt.
Marktlage
In der vergangenen Woche rapide eingebrochen sind - eine Marktentwicklung mit
der niemand gerechnet hatte. Was war passiert nachdem Anfang November die Ölsaaten-Welt
angesichts sonnigster Aussichten noch voll auf Hausse-Kurs lief?
Inzwischen
hat Deutschland eine neue Bundesregierung und diese hat am Donnerstag, dem 10.11.2005
ihren Koalitionsvertrag vorgestellt, in dem es unter anderem heißt: "... die
Mineralölsteuerbefreiung für Biokraftstoffe wird ersetzt durch eine Beimischungspflicht ...".
Befürchtungen einer künftigen Besteuerung der Biokraftstoffe kamen auf und damit
niedrigerer Renditen im Kraftstoffsektor kamen auf. Zunächst brachten die
Koalitonsaussagen den Markt für Rapsöl von einem Tag auf den anderen unter Preisdruck.
Danach brachen die Kurse am Rapssaatenmarkt ein.
Mitte
der Woche beeilten sich etliche politische Vertreter zu versichern, so sei das
mit den Biodiesel-Besteuerungsplänen gar nicht gemeint. Daraufhin legten
sich die Irritationen und der Markt schwenkte wieder in seinen bekannten Aufwärtstrend
ein. Die Notizkorrekturen haben die Preise inzwischen beinahe wieder auf das Niveau
vor dem Besteuerungs-Schock gebracht. Termien zur Ernte 2006 notieren inzwischen
sogar höher.
Da nur wenig Ware seitens der Erzeuger und
des Zwischenhandels angeboten wird - man hofft auf weitere Preissteigerungen -,
ziehen die Rapspreise weitere an. Interesse an umfangreicheren Zukäufen wird
seitens der Verarbeiter vor allem für Termine nach dem Jahreswechsel signalisiert.
An den Warenterminbörsen notiert Raps inzwischen wieder
etwas höher. Die Kurse notierten für den Termin Februar 2005 an der
MATIF, Paris/Frankreich zuletzt mit 229,50 Euro/t
knapp unter der Durchschnittsnotierung der Vorwoche. Auf dem internationalen Börsenpakett
notierte Raps an der WCE, Winnipeg/Kanada
für den Januar-Termin mit umgerechnet 185,56 Euro/t rund 0,35 Euro
über dem Durchschnitt der Vorwoche. Die Notierungen liegen damit nach wie
vor deutlich unter dem Preisniveau in der EU-25.
Franko
Ölmühle Hamburg notierte Food-Rapssaat
zur prompten Lieferung zuletzt bei 220 Euro/t netto. Franko mitteldeutsche
Ölmühle liegen die Kurse derzeit bei 220-230 Euro/t netto zur Lieferung im
November und Dezember 2005. Für Januar-Liefertermine wurden die Kurse um
3 bis 7 Euro/t angehoben. Für Termine ab Aapril 2006 werden derzeit
weitere Preisaufschläge von rund 5 Euro/t gehandelt.
Sowohl
an den Großhandelsplätzen (z.B. Rotterdam (Importhafen) und Produktenbörsen)
wie auch bei den Erzeugerpreisen spiegelt
sich die etwas bessere Stimmung wider. Die Preisanhebungen fielen mit Erzeugerpreisen
von 200-215 Euro/t netto franko Landhandelslager bzw. 205-220 Euro/t
netto ab Hof (Strecke) im Vergleich zur Vorwoche recht gering aus.
An
der Produktenbörse Hamburg wurde der
Rapssaaten-Preis auf Großhandelsebene mit 228 Euro/t netto ex Ernte
rund 3 Euro/t höher als in der Vorwoche notiert.
An der Produktenbörse
Mannheim wurde der Rapssaaten-Preis auf Großhandelsebene mit 232- 233 Euro/t
netto für April bis Oktober 2006 rund 8 Euro niedriger als in der
Vorwoche notiert.
Fakten
EU-Rapsmarkt
koppelt sich vom Weltmarkt ab
Während sich der europäische Rapsmarkt
vor dem Hintergrund des Biodiesel-Booms langsam von den internationalen Ölsaatenkursen
abkoppelt, folgt der kanadische Rapsmarkt nach wie vor den Preisschwankungen am
Sojamarkt. Die günstigen Kurse des kanadischen Canola-Raps machen ihn auch
zunehmend für europäische Verarbeiter interessant.
Der hohe Bedarf der Ölmühlen
an Rapssaat und die kontinuierlich steigende Nachfrage der Biodiesel-Produzenten
haben die Preise für Rapsöl mit zuletzt 615 Euro/t auf ein enorm
hohes Preisniveau getrieben. Auf Großhandelsebene ist Biodiesel derzeit
so gut wie ausverkauft. Das heißt: Der Nachschub an Rapsöl kann mit
der Nachfrage nach Biodiesel nicht Schritt halten. Derzeit erweisen sich die Kapazitäten
der Ölmühlen als Nadelöhr. Während die Biodiesel-Produzenten
auf Rapsöl-Nachschub warten, erweist sich der Rapssaaten-Absatz durch Produzenten
und Handel als nur begrent steigerbar.
Hausse-Tendenz, da die Ölmühlenkapazitäten
auf Industrie- und Produzenten-Ebene weiter ausgebaut wird.
Prognose
Die
Preise für Rapssaaten finden ihr Niveau im Spannungsfeld zwischen der Kursentwicklung
bei pflanzlichen Ölen und den Preisen am Dieselmarkt:
Baisse-Trend:
Etwas schwächere Weltmarkt-Preise für Sojaöl bringen auch europäische
Rapsöl leicht unter Druck. Der Preisabstand am Hafenstandort Rotterdam hat
sich seit Mitte Oktober von 143 Euro/Tonne auf 125 Euro/Tonne verrringert.
Baisse-Trend: Im Zuge rückläufiger
Mineraldiesel-Preise gaben auch die Biodiesel-Preise an der Tankstelle nach. Der
Preisabstand schrumpfte seit Anfang Oktober von 12 Cent/L auf rund 8 Cent/L.
Hausse-Trend:
Der wachsende Bedarf der Ölmühlen- und Biodiesel-Industrie sorgt
für einen kontinuierlichen Rapssaaten-Absatz. Preisdruck kann kaum aufkommen.
Trotz der Deckelung des Preisniveaus durch die
begrenzten Verarbeitungskapazitäten der Ölmühlen dürfte nach
meiner Einschätzung die augenblickliche Hausse-Phase verläßlich leicht aufwärts
gerichtet verlaufen, ohne jedoch in Preisexplosionen zu gipfeln.
Die
rückläufigen Treibstoff-Preise an den Tankstellen und fehlende Preisimpulse
vom internationalen Ölsaatenmarkt binden den Rapspreis primär an die
Kursentwicklung des Rapsöls.
Die Erfahrung der vergangenen
Jahre lehrt, daß sich - sofern ein Verkauf noch bis zum Jahresende
geplant ist - die zweite Novemberhälfte als guter Verkaufsternin herausgestellt
hat. Im Dezember notierten die Preise häufig deutlich schwächer, zumal
mit dem bevorstehenden Weihnachtsfest auch die Umsätze zurückgehen.
Bereits jetzt zeigen die Verarbeiter bis zum Jahresende
nur noch ein begrenztes Interesse. Die Nachfrage fällt erst für Liefertermine
ab Anfang 2006 wieder umfangreicher aus - eine Tatsache, die bereits jetzt
in unveränderten Dezember-Preisen und wieder deutlich höheren Januar-Preisen
zum Ausdruck kommt.
Ernte 2006
Für die kommende
Ernte haben die Ölmühlen bereits über 20 % ihres Bedarf vertraglich
abgesichert. Seitens der Landwirtschaft wurde - mit großen regionalen Unterschieden
- ein großer Teil der Ernte über ex-Ernte-Termingeschäfte vermarktet. In Ostdeutschland
sollen inzwischen regional bis zu 60 % der kommenden Ernte bereits verkauft
sein. Mit Blick auf die starke Ausweitung der Anbaufläche zur Ernte 2006
könnte es nach meiner persönlichen Einschätzung vorteilhaft sein,
JETZT die Vorverträge zur Ernte 2006 mit Erzeugerpreisen von 220-230 Euro/t
netto je nach Parität abzuschließen. Noch ist völlig unklar, wie
sich der weitere Kursverlauf zwischen
dem Hausse-Faktor "Hohe
Nachfrage der Verarbeiter" und
dem Baisse-Faktor "zu erwartende
Rekordernte 2006"
entwickeln wird.