Rapssaaten: Jetzt den Verkaufstermin planen
S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 11.11.2005


Der Biodiesel-Absatz boomt, die Biodiesel-Preise kleben an den hohen Mineraldiesel-Preisen, Rapsöl wird zu Rekordpreisen gehandelt, doch die Preise des Biodiesel-Rohstoffes Raps können von den hervorragenden Absatzbedingungen nur eingeschränkt profitieren.

Marktlage
Das Geschäft mit Rapssaaten läuft zur Zeit mit angezogener Bremse. Die Anbieter erwarten weiter anziehende Preise und lassen die eingelagerte Ware zunächst einmal liegen. Die Verarbeitung der Ölmühlen läuft seit Wochen auf Hochtouren, denn die Nachfrage der Veresterungsanlagen für die Biodieselproduktion wächst und wächst.

Gewinner der Energie-Rally ist nicht nur der Kraftstoff Biodiesel, sondern auch das Ausganhsprodukt Rapsöl. In den letzten Wochen haben sich die Raps-/Rübölpreise auf neue Höchststände geschraubt. Die enorme Nachfrage steht einer begrenzten Produktionskapazität der Ölmühlen gegenüber.

Der kontinuierlich wachsende Bedarf für die RME-Produktion bietet der hohen Rapsernte in Deutschland und der gesamten EU einen aufnahmefähigen Absatzkanal. Preissteigerungen, wie sie beim Biodiesel oder beim Rapsöl beobachtet werden können, sind am Rapssaatenmarkt jedoch nicht vorhanden.

Die Nachfrage der Ölmühlen verläuft derzeit eher schwach. Das Niedrigwasser auf vielen Binnenwasserstraßen und die daraus resultierenden sogenannten Kleinwasserzuschläge bremsen die Nachfrage zusätzlich. Da Transporte infolge auf die Straße verlagert wurden, wird auch LKW-Laderaum knapper und teurer.

Da nur wenig Ware seitend der Erzeuger und des Zwischenhandels angeboten wird - man hofft auf weitere Preissteigerungen -, bleiben die Rapspreise stabil bzw. konnten sich zuletuzt nochmals leicht verbessern. Interesse an umfangreicheren Zukäufen wird seitens der Verarbeiter vor allem für Termine nach dem Jahreswechsel signalisiert.

An den Warenterminbörsen notiert Raps inzwischen wieder etwas höher. Die Kurse verbesserten sich für den Termin Februar 2005 an der MATIF, Paris/Frankreich zuletzt mit 235,50 Euro/t um rund 1,15 Euro über den Durchschnittsnotierung der Vorwoche. Auf dem internationalen Börsenpakett notierte Raps an der WCE, Winnipeg/Kanada für den November-Termin mit umgerechnet 182,09 Euro/t rund 7,00 Euro unter dem Durchschnitt der Vorwoche. Die Notierungen liegen damit nach wie vor deutlich unter dem Preisniveau in der EU-25.

Während sich der europäische Rapsmarkt vor dem Hintergrund des Biodiesel-Booms langsam von den internationalen Ölsaatenkursen abkoppelt, folgt der kanadische Rapsmarkt nach wie vor den Preisschwankungen am Sojamarkt. Die günstigen Kurse des kanadischen Canola-Raps machen ihn auch zunehmend für europäische Verarbeiter interessant.

Franko Ölmühle Hamburg notierte Food-Rapssaat zur prompten Lieferung zuletzt bei 228 Euro/t netto. Franko mitteldeutsche Ölmühle liegen die Kurse derzeit bei 225-235 Euro/t netto zur Lieferung im November 2005. Für Dezember-Liefertermine wurden die Kurse um bis zu 3 Euro/t zurückgenommen. Für Termine ab Anfang Januar werden derzeit wieder deutliche Preisaufschläge gehandelt.

Sowohl an den Großhandelsplätzen (z.B. Rotterdam (Importhafen) und Produktenbörsen) wie auch bei den Erzeugerpreisen spiegelt sich die etwas bessere Stimmung wider. Die Preisanhebungen fielen mit Erzeugerpreisen von 197,50-212,50 Euro/t netto franko Landhandelslager bzw. 205,00-222,50 Euro/t netto ab Hof (Strecke) im Vergleich zur Vorwoche recht gering aus.

An der Produktenbörse Hamburg wurde der Rapssaaten-Preis auf Großhandelsebene mit 228 Euro/t netto ex Ernte rund 1 Euro/t höher als in der Vorwoche notiert.
An der Produktenbörse Mannheim wurde der Rapssaaten-Preis auf Großhandelsebene mit 240- 241 Euro/t netto für April bis Juni 2006 rund 3 Euro höher als in der Vorwoche notiert.

 

Fakten

  • Rapsanbau in Deutschland zur Ernte 2006
    Nach einer von der Union zur Förderung von Oel- und Proteinpflanzen (UFOP) bei dem Marktforschungsinstitut Produkt + Markt in Auftrag gegebenen Studie soll die Winterraps-Anbaufläche zur Ernte 2006 auf 1.427.057 ha ansteigen. Gegenüber der Ernte 2005 ergibt sich eine Ausdehnung der Anbaufläche für Winterraps von bundesweit 7,8 % oder 103.857 ha. In Deutschland wird nach dieser Studie zur Ernte 2006 soviel Winterraps angebaut wie nie zuvor!

    Bei Betrachtung der Flächenentwicklung weist die UFOP darauf hin, daß in allen Bundesländern ein Anstieg zu verzeichnen ist. Zweistellige Zuwachsraten bestehen in Baden-Württemberg mit 19,6 % (13.191 ha), in Nordrhein-Westfalen mit 16,5 % (10.016 ha), in Sachsen-Anhalt mit 11,9 % (17.315 ha) und in Schleswig-Holstein mit 10,2 % (10.720 ha).

    Überdurchschnittlich stark ist auch die Wachstumsrate in Niedersachen mit 9,4 % (10.857 ha), während im Flächenland Bayern mit 7,5 % (12.105 ha) eine sehr hohe absolute Steigerung zu verzeichnen ist.

    Auch Hessen mit 7,9 % und Rheinland-Pfalz/Saar mit 6 % verzeichnen einen spürbaren Zuwachs, während die intensiven Rapsanbaugebiete in den neuen Bundesländern eher moderaten Anstieg der Anbaufläche verzeichnen mit 6,3 % in Brandenburg, 4,4 % in Sachsen, 3,3 % in Mecklenburg-Vorpommern und mit 2,6 % in Thüringen.
    Baisse-Tendenz

 

Prognose
Die Preise für Rapssaaten finden ihr Niveau im Spannungsfeld zwischen der Kursentwicklung bei pflanzlichen Ölen und den Preisen am Dieselmarkt. Trotz der Deckelung durch das Marktniveau bei Raps- und Rüböl läßt für die kommenden Wochen weitere kontinuierliche, allmähliche Preisanhebungen erwarten. Nach meiner Einschätzung dürfte die augenblickliche Hausse-Phase verläßlich leicht aufwärts gerichtet verlaufen, ohne jedoch in Preisexplosionen zu gipfeln.

Die rückläufigen Treibstoff-Preise an den Tankstellen und fehlende Preisimpulse vom internationalen Ölsaatenmarkt binden den Rapspreis primär an die Kursentwicklung des Rapsöls.

Die Erfahrung der vergangenen Jahre lehrt, daß sich - sofern ein Verkauf noch bis zum Jahresende geplant ist - die zweite Novemberhälfte als guter Verkaufsternin herausgestellt hat. Im Dezember notierten die Preise häufig deutlich schwächer, zumal mit dem bevorstehenden Weihnachtsfest auch die Umsätze zurückgehen.

Bereits jetzt zeigen die Verarbeiter bis zum Jahresende nur noch ein begrenztes Interesse. Die Nachfrage fällt erst für Liefertermine ab Anfang 2004 wieder umfangreicher aus - eine Tatasache, die bereits jetzt in schwächeren Dezember-Preisen und wieder deutlich höheren Januar-Preisen zum Ausdruck kommt.

Ernte 2006
Für die kommende Ernte haben die Ölmühlen bereits 10 bis 20 % ihres Bedarf vertraglich abgesichert. Seitens der Landwirtschaft wurde - mit großen regionalen Unterschieden - ein großer Teil der Ernte über ex-Ernte-Termingeschäfte vermarktet. In Ostdeutschland sollen inzwischen regional bis zu 60 % der kommenden Ernte bereits verkauft sein. Mit Blick auf die starke Ausweitung der Anbaufläche zur Ernte 2006 könnte es nach meiner persönlichen Einschätzung vorteilhaft sein, JETZT die Vorverträge zur Ernte 2006 abzuschließen. Noch ist völlig unklar, wie sich der weitere Kursverlauf zwischen

• dem Hausse-Faktor "Hohe Nachfrage der Verarbeiter" und
• dem Baisse-Faktor "zu erwartende Rekordernte 2006"

entwickeln wird.

 
 
 
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