Der Biodiesel-Absatz boomt, die Biodiesel-Preise kleben
an den hohen Mineraldiesel-Preisen, Rapsöl wird zu Rekordpreisen gehandelt,
doch die Preise des Biodiesel-Rohstoffes Raps können von den hervorragenden Absatzbedingungen
nur eingeschränkt profitieren.
Marktlage
Das Geschäft mit Rapssaaten läuft zur Zeit mit angezogener Bremse. Die Anbieter
erwarten weiter anziehende Preise und lassen die eingelagerte Ware zunächst einmal
liegen. Die Verarbeitung der Ölmühlen läuft seit Wochen auf Hochtouren, denn die
Nachfrage der Veresterungsanlagen für die Biodieselproduktion wächst und wächst.
Gewinner der Energie-Rally ist nicht nur der Kraftstoff
Biodiesel, sondern auch das Ausganhsprodukt Rapsöl. In den letzten Wochen
haben sich die Raps-/Rübölpreise auf neue Höchststände geschraubt.
Die enorme Nachfrage steht einer begrenzten Produktionskapazität der Ölmühlen
gegenüber.
Der kontinuierlich wachsende Bedarf für
die RME-Produktion bietet der hohen Rapsernte in Deutschland und der gesamten
EU einen aufnahmefähigen Absatzkanal. Preissteigerungen, wie sie beim Biodiesel
oder beim Rapsöl beobachtet werden können, sind am Rapssaatenmarkt jedoch
nicht vorhanden.
Die Nachfrage der Ölmühlen verläuft
derzeit eher schwach. Das Niedrigwasser auf vielen Binnenwasserstraßen und
die daraus resultierenden sogenannten Kleinwasserzuschläge bremsen die Nachfrage
zusätzlich. Da Transporte infolge auf die Straße verlagert wurden,
wird auch LKW-Laderaum knapper und teurer.
Da nur wenig
Ware seitend der Erzeuger und des Zwischenhandels angeboten wird - man hofft
auf weitere Preissteigerungen -, bleiben die Rapspreise stabil bzw. konnten
sich zuletuzt nochmals leicht verbessern. Interesse an umfangreicheren Zukäufen
wird seitens der Verarbeiter vor allem für Termine nach dem Jahreswechsel
signalisiert.
An den Warenterminbörsen notiert Raps inzwischen
wieder etwas höher. Die Kurse verbesserten sich für den Termin Februar 2005
an der MATIF, Paris/Frankreich zuletzt
mit 235,50 Euro/t um rund 1,15 Euro über den Durchschnittsnotierung
der Vorwoche. Auf dem internationalen Börsenpakett notierte Raps an der WCE, Winnipeg/Kanada
für den November-Termin mit umgerechnet 182,09 Euro/t rund 7,00 Euro
unter dem Durchschnitt der Vorwoche. Die Notierungen liegen damit nach wie vor
deutlich unter dem Preisniveau in der EU-25.
Während
sich der europäische Rapsmarkt vor dem Hintergrund des Biodiesel-Booms langsam
von den internationalen Ölsaatenkursen abkoppelt, folgt der kanadische Rapsmarkt
nach wie vor den Preisschwankungen am Sojamarkt. Die günstigen Kurse des
kanadischen Canola-Raps machen ihn auch zunehmend für europäische Verarbeiter
interessant.
Franko Ölmühle Hamburg
notierte Food-Rapssaat zur prompten Lieferung zuletzt bei 228 Euro/t netto.
Franko mitteldeutsche Ölmühle liegen die Kurse derzeit bei 225-235 Euro/t
netto zur Lieferung im November 2005. Für Dezember-Liefertermine wurden die
Kurse um bis zu 3 Euro/t zurückgenommen. Für Termine ab Anfang
Januar werden derzeit wieder deutliche Preisaufschläge gehandelt.
Sowohl
an den Großhandelsplätzen (z.B. Rotterdam (Importhafen) und Produktenbörsen)
wie auch bei den Erzeugerpreisen spiegelt
sich die etwas bessere Stimmung wider. Die Preisanhebungen fielen mit Erzeugerpreisen
von 197,50-212,50 Euro/t netto franko Landhandelslager bzw. 205,00-222,50 Euro/t
netto ab Hof (Strecke) im Vergleich zur Vorwoche recht gering aus.
An
der Produktenbörse Hamburg wurde der
Rapssaaten-Preis auf Großhandelsebene mit 228 Euro/t netto ex Ernte
rund 1 Euro/t höher als in der Vorwoche notiert.
An der Produktenbörse
Mannheim wurde der Rapssaaten-Preis auf Großhandelsebene mit 240- 241 Euro/t
netto für April bis Juni 2006 rund 3 Euro höher als in der
Vorwoche notiert.
Fakten
-
Rapsanbau
in Deutschland zur Ernte 2006
Nach einer von der Union zur Förderung
von Oel- und Proteinpflanzen (UFOP) bei dem Marktforschungsinstitut Produkt + Markt
in Auftrag gegebenen Studie soll die Winterraps-Anbaufläche zur Ernte 2006 auf
1.427.057 ha ansteigen. Gegenüber der Ernte 2005 ergibt sich eine Ausdehnung
der Anbaufläche für Winterraps von bundesweit 7,8 % oder 103.857 ha.
In Deutschland wird nach dieser Studie zur Ernte 2006 soviel Winterraps angebaut
wie nie zuvor!
Bei Betrachtung der Flächenentwicklung weist die UFOP darauf
hin, daß in allen Bundesländern ein Anstieg zu verzeichnen ist. Zweistellige
Zuwachsraten bestehen in Baden-Württemberg mit 19,6 % (13.191 ha), in
Nordrhein-Westfalen mit 16,5 % (10.016 ha), in Sachsen-Anhalt mit 11,9 %
(17.315 ha) und in Schleswig-Holstein mit 10,2 % (10.720 ha).
Überdurchschnittlich
stark ist auch die Wachstumsrate in Niedersachen mit 9,4 % (10.857 ha),
während im Flächenland Bayern mit 7,5 % (12.105 ha) eine sehr hohe absolute
Steigerung zu verzeichnen ist.
Auch Hessen mit 7,9 % und Rheinland-Pfalz/Saar
mit 6 % verzeichnen einen spürbaren Zuwachs, während die intensiven Rapsanbaugebiete
in den neuen Bundesländern eher moderaten Anstieg der Anbaufläche verzeichnen
mit 6,3 % in Brandenburg, 4,4 % in Sachsen, 3,3 % in Mecklenburg-Vorpommern
und mit 2,6 % in Thüringen.
Baisse-Tendenz
Prognose
Die
Preise für Rapssaaten finden ihr Niveau im Spannungsfeld zwischen der Kursentwicklung
bei pflanzlichen Ölen und den Preisen am Dieselmarkt. Trotz der Deckelung durch
das Marktniveau bei Raps- und Rüböl läßt für die kommenden Wochen weitere kontinuierliche,
allmähliche Preisanhebungen erwarten. Nach meiner Einschätzung dürfte die augenblickliche
Hausse-Phase verläßlich leicht aufwärts gerichtet verlaufen, ohne jedoch in Preisexplosionen
zu gipfeln.
Die rückläufigen Treibstoff-Preise
an den Tankstellen und fehlende Preisimpulse vom internationalen Ölsaatenmarkt
binden den Rapspreis primär an die Kursentwicklung des Rapsöls.
Die
Erfahrung der vergangenen Jahre lehrt, daß sich - sofern ein Verkauf
noch bis zum Jahresende geplant ist - die zweite Novemberhälfte als
guter Verkaufsternin herausgestellt hat. Im Dezember notierten die Preise häufig
deutlich schwächer, zumal mit dem bevorstehenden Weihnachtsfest auch die
Umsätze zurückgehen.
Bereits jetzt zeigen die
Verarbeiter bis zum Jahresende nur noch ein begrenztes Interesse. Die Nachfrage
fällt erst für Liefertermine ab Anfang 2004 wieder umfangreicher aus - eine
Tatasache, die bereits jetzt in schwächeren Dezember-Preisen und wieder deutlich
höheren Januar-Preisen zum Ausdruck kommt.
Ernte
2006
Für die kommende Ernte haben die Ölmühlen bereits 10 bis 20 %
ihres Bedarf vertraglich abgesichert. Seitens der Landwirtschaft wurde - mit großen
regionalen Unterschieden - ein großer Teil der Ernte über ex-Ernte-Termingeschäfte
vermarktet. In Ostdeutschland sollen inzwischen regional bis zu 60 % der
kommenden Ernte bereits verkauft sein. Mit Blick auf die starke Ausweitung der
Anbaufläche zur Ernte 2006 könnte es nach meiner persönlichen Einschätzung
vorteilhaft sein, JETZT die Vorverträge zur Ernte 2006 abzuschließen.
Noch ist völlig unklar, wie sich der weitere Kursverlauf zwischen
dem Hausse-Faktor "Hohe Nachfrage der Verarbeiter" und
dem
Baisse-Faktor "zu erwartende Rekordernte 2006"
entwickeln wird.