Rapssaat: Was sagt uns die Ernte-Baisse?


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 24.07.2013


"Bärische" Stimmung macht sich seit dem Start der Rapsernte breit. Zwar landen hierzulande bisher nur durchschnittliche Erträge im Korntank. Doch die Preisentwicklung der letzten Tage trübt die Laune der Produzenten. Seit Monatsbeginn sind die Preise um über 16 % abgesackt.

 

Marktlage
Mit rund drei Wochen Verspätung hat die Rapsernte jetzt auf den frühen Standorten begonnen. Nach der Hitze der letzten Tage landet das Erntegut mit Feuchtegehalten deutlich unter 5 % im Lager. Nachdem sich die Rapsbestände nach dem verspäteten Vegetationsbeginn auf den meisten Standorten hervorragend entwickelten, sorgen die ersten frühen Drusche für Enttäuschung: Die Erträge fallen bestenfalls durchschnittlich aus.

Für Enttäuschung sorgt auch die Preisentwicklung der letzten eineinhalb Wochen: Erst brachten steigende Kurse an den Börsen neuen Schwung auch in den Handel am Kassamarkt. Doch seitdem die Ernte in Europa Fahrt aufnimmt, sacken nicht nur die Stimmung, sondern auch die Preise ab.

Vor einem Jahr pendelte der August-Termin an der Börse in Paris noch über der Marke von 450 Euro/t und am Kassamarkt ließen sich 445 bis 460 Euro/t netto ex-Ernte-2013 erzielen.
Gestern wurde der Rapssaaten-Future zur August-Fälligkeit an der Warenterminbörse in Paris mit 370,75 Euro-Marke notiert. Am Kassamarkt liegen die Kaufgebote des Agrarhandels bei 350 bis 375 Euro/t netto.


An der Warenterminbörse in Winnipeg, Kanada liegen die Ernte-Termine inzwischen mit umgerechnet 376,65 Euro/t knapp oberhalb des Niveaus der EU-Börse. Die hohen Sojakurse an der Börse in Chicago, USA und der hohe Ölpreise stützen den festen Preistrend.

 

 

Fakten

  • Höhere globale Rapsernte - höhere EU-Rapsernte
    Mit über 64 Mio.t Rapssaat wird für 2013/14 mit einer neuen globalen Rekordernte gerechnet. In der Juli-Prognose vom 11.07.2013 schätzte das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) die anstehende Ernte inzwischen 3,7 % höher als im Vorjahr ein. Auch für die EU erwarten die US-Analysten eine um 2,8 % höhere Ernte als im Vorjahr.

    Auch andere Analysten haben ihre Schätzungen für die EU leicht nach oben korrigiert. Das Analystenhaus OilWorld, Hamburg geht inzwischen von einer Rapsproduktion von 20,4 Mio.t aus (Vorjahr: 19,2 Mio.t). Zuvor waren die privaten Analysten noch von 19,7 Mio.t ausgegangen. Auch das französische Analystenhaus Tallage erwartet für die EU-28 mit 20,4 Mio.t Rapssaat (einschließlich Kroatien: 67.000 t) eine um 4,6 % höhere Ernte als im Vorjahr. Der europäische Getreidehandelsverband Coceral ging zuletzt davon aus, daß mit 19,9 Mio.t rund 0,4 Mio.t Rapssaat mehr geerntet werden als im Vorjahr.

    Dennoch dürfte die globale Rapsernte 2013/14 angesichts eines vom USDA auf 64,3 Mio.t geschätzten Verbrauch nur knapp bedarfsdeckend ausfallen.

    in Mio. t
    Rapssaaten
    Produktion
    Verbrauch
    Endbestände
    Welt
    EU-27
    Welt
    Welt
    EU-27
    2007/08
    48,5
    18,4
    49,0
    4,0
    1,0
    2008/09
    57,8
    19,0
    54,6
    7,3
    1,8
    2009/10
    61,0
    21,6
    59,4
    8,8
    1,8
    2010/11
    60,6
    20,8
    61,5
    7,2
    1,8
    2011/12
    61,1
    19,2
    63,6
    5,0
    2,2
    2012/13
    61,1
    19,1
    63,2
    2,9
    1,4
    2013/14 Prognose vom:
    12.06.2013
    63,1
    19,7
    63,2
    2,6
    1,2
    11.07.2013
    64,8
    19,7
    64,3
    3,0
    1,3
    Quelle: USDA


    Vor allem für die wichtigen Erzeugerländer Kanada und Ukraine wurden die Ernteschätzungen angehoben.

     Baisse-Tendenz

 

  • Deutschland: Aufwärtskorrektur der Ernteprognosen
    Der Deutsche Bauernverband (DBV) rechnet für Deutschland mit durchschnittlichen bis guten Ernteerwartungen. In dem heute vorgelegten Erntebericht weist der DBV darauf hin, daß abzuwarten bleibt, ob es bei der Ernte der 1,4 Mio. Hektar Winterraps Schwierigkeiten durch eine ungleichmäßige Abreife der Schoten geben wird.

    Eine höhere Rapsernte erwartet inzwischen das Handelshaus Toepfer, Hamburg. Nachdem Ende letzter Woche die Ernteerwartungen auf 5,8 bis 6,1 Mio.t bzw. um +25 % zum Vorjahr (4,8 Mio.t) angehoben wurden, gerieten die Preise hierzulande stärker unter Druck.

    Der europäische Getreidehandelsverband Coceral ging zuletzt noch davon aus, daß mit 5,5 Mio.t nur rund 8,6 % mehr Rapssaat geerntet werden als 2012.

     Baisse-Tendenz

 

  • Kanada: Neue Rekordernte?
    In Kanada haben die Landwirte den Anbau von Weizen und Sojabohnen ausgeweitet. Die Aussaat von Rapssaat wurde daher zum ersten Mal seit 2006 eingeschränkt. Die Rapsanbaufläche fällt daher um 8,3 % kleiner aus als im letzten Jahr.

    Das kanadische Landwirtschaftsministerium hatte Mitte Juni seine Ernteprognose bereits auf 14,6 Mio.t angehoben und erwartet damit eine um 9,8 % höhere Ernte als im Vorjahr (13,3 Mio.t). Nicht nur das USDFA, sondern auch private Analysten wie beispielsweise das Analystenhaus OilWorld, Hamburg schätzen die kanadische Rapsproduktion inzwischen auf 15 Mio.t.

    Sollten sich diese Prognose bewahrheiten, stände in diesem Jahr in Kanada - trotz kleinerer Anbaufläche - eine neue Rekordernte an.

     Baisse-Tendenz

 

  • Ukraine: 50 % höhere Ernte als im Vorjahr
    Das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) prognostiziert für die Ukraine eine mit 2 Mio.t eine um 43 % höhere Ernte als im Vorjahr. Auch die Analysten von OilWorld, Hamburg haben ihre Ernteerwartungen auf 2,1 bis 2,2 Mio.t nach oben korrigiert. Die vorherige Schätzung war noch von 2,0 Mio.t ausgegangen.

    Die Ernteschätzung der Hamburger Analysten deckt sich mit der Mitteilung des Landwirtschaftsministeriums in Kiew. Anfang der Woche gab das Ministerium bekannt, daß bis zum 22.07.2013 die Ernte auf 90 % der Rapsfelder abgeschlossen werden konnte und daß bereits 1,92 Mio.t Rapssaat gedroschen wurden. Der Flächenertrag lag bisher bei 2,22 t/ha.

    In der Ukraine wird Rapssaat gezielt für den Export angebaut. In den letzten Jahren war die Ukraine daher auch ein wichtiger Lieferant für den EU-Markt.

     Baisse-Tendenz

 

Prognose
Die Rapssaatenernte in Osteuropa steht kurz vor dem Abschluß. So richtet sich jetzt der Fokus auf die Ernte in der EU und natürlich auch die Ernteerwartungen in Kanada.

Nicht auszuschließen ist, daß die derzeitige Hitzewelle letztendlich doch noch ertrag kostet und die Ernteschätzung leicht nach unten korrigiert werden müssen. Die Prognoseabteilung der EU-Kommission hat am 22.07.2013 ihre Prognose für Rapssaat allerdings auf 3,08 t/ha leicht nach oben korrigiert. Doch noch immer liegen damit die Ertragserwartungen rund 1,1 % unter denen des Vorjahres (3,11 t/ha). Verglichen mit dem 5-Jahres-Durchschnitt (3,04 t/ha) rechnen die EU-Experten allerdings mit einer um 1,2 % höheren Ernte.

Der aktuelle Preistrend wird durch eine Reihe von Marktfaktoren bestimmt:
• Die Welt-Rapsernte fällt nur bedarfsdeckend aus.
• Aber im Exportland Kanada wächst eine Rekordernte heran.
• Die Welt-Lagerbestände am Ende des Wirtschaftsjahres bleiben dennoch weiter knapp.
• Die Versorgungssituation bleibt infolge niedriger Lagerbestände vorerst angespannt.
• Die Spekulation über den Importbedarf Chinas an Rapssaat und Rapsöl geht weiter.
• Aufkommender Preisdruck am US-Soja-Markt, aber noch immer hohes Preisniveau.
• Rohöl bleibt infolge der geopolitischen Risiken teuer.
• Der Bedarf der Lebensmittelbranche für Speiseöl, Margarine, Mayonnaise usw. wächst.
• Der Bedarf der Energiebranche für Biosprit sinkt.

Seitdem sich abzeichnet, daß die EU bei Biosprit auf die Bremse treten will, verpufft die Hausse-Wirkung hoher Rohöl- und Mineraldieselpreise. Trotz des derzeit hohen Preisniveaus zieht die Rapsölnachfrage nicht an. Die Biodieselhersteller weichen weiterhin auf andere preiswerte Öle und Fette aus und die Futtermittelindustrie spekuliert auf weitere Preisrücknahmen.

Der niedrigere Rapspreis hat zwar bewirkt, daß sich für die die Ölmühlen die Schlaglöhne wieder rechnen, doch aufgrund der schwachen Ölnachfrage, kaufen auch die Ölmühlen nur zurückhaltend zu. Das dürfte sich erst im Oktober allmählich ändern, wenn im Diesel zunehmend Palmöl durch Rapsöl ersetzt wird. Bis dahin dürfte der Preistrend nach meiner persönlichen Einschätzung vor allem den Vorgaben des Sojamarktes folgen.

 
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