Brennstoff-Preise im Gipfelsturm
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 25.03.2002


Seit vier Wochen befinden sich die Kurse für Rohöl in einem starkem Aufwärtstrend. Sie haben in der letzten Woche den höchsten Stand seit sechs Monaten erreicht und zeitweise die Marke von 25 US-Dollar überschritten. Diesem Preistrend folgen inzwischen auch die Kassamarktkurse bei Dieselkraftstoff und Heizöl. Der Preis für ein Barrel Brent-Nordseeöl zur Auslieferung im Mai stieg in der letzten Woche um 46 US-Cent auf 25,37 US-Dollar (1 Barrel = 1 Faß = 159 Liter).

Fakten

Rohöl hat sich in den letzten Wochen um rund 30 % am Weltmarkt verteuert. Der Markt reagiert auf diese Entwicklung irritiert, da eine so krasse Marktentwicklung aufgrund der fundamentalen Daten nicht erwartet worden war. Für die Entwicklung werden folgende Fakten verantwortlich gemacht:

  • Der Abbau der hohen Heizöl- und Benzinbestände in USA hat sich fortgesetzt. Nach Aussage des US-Energieministerium sind die Benzinreserven in den USA in der vergangenen Woche um 2,4 Millionen Barrel auf 209,1 Millionen Barrel gefallen.

  • Die OPEC-Länder (Organisation Erdöl exportierender Länder) förderten im Februar 780.000 Barrel über der selbst auferlegten Förderquote. Dennoch prägen die Drosselungen den Preisverlauf am aktuellen Markt. Der sogenannte OPEC-Basketpreis liegt inzwischen zwischen 23,50 und 24,00 US-Dollar/Barrel.

  • Rußland hatte sich im Dezember dem Druck der OPEC gebeugt und die Erdöl-Produktion um 150 000 Barrel pro Tag gedrosselt. Die Beschränkungen galten zunächst nur bis Ende März. Offiziell wurde jetzt die Reduzierung der Erdölproduktion für die kommenden drei Monate verlängert. Zugleich wird jedoch angekündigt, daß bei einer weitgehenden Stabilisierung des Marktes und einem weiteren Anstieg der Ölpreise die Zweckmäßigkeit der Kürzungen noch vor Ablauf des zweiten Quartals überprüft werden könne.

  • Rußland ist nach Saudi-Arabien der zweitgrößte Ölerzeuger der Erde, und wird nach allgemeiner Erwartung Saudi-Arabien diesen Rang im Lauf der nächsten zwei bis drei Jahre abnehmen. Die gegenwärtigen Planungen sehen bis 2010 eine Steigerung der russischen Ölproduktion um 16 % auf 8,5 Mio. Barrel täglich vor.

  • Unsicherhaeit schaffen Vermutungen und Gerüchte über einen möglichen Angriff der USA auf den Irak. Seitens der UN wurden Gespräche mit dem Irak für Mitte April angekündigt . Die Wiedereinreise von Waffeninspekteuren in den Irak scheint wieder möglich zu werden.

  • Die weltweite Konjunktur zieht schneller an als zunächst erwartet, so daß die Bestände kontinuierlich abgebaut werden.

Prognose
Die Niedrigpreise am Brennstoffmarkt dürften vorerst der Vergangenheit angehören. Das neue höhere Preisniveau wird Bestand haben. Die Preisvorzeichen zeigen nach oben. Abzuwarten bleibt, ob die Nicht-OPEC-Länder auch weiterhin die selbst auferlegten Förderbeschränkungen einhalten werden.

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