Ernte 2014: Steigende Chancen für gute Qualitäten


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 22.07.2014


Bisher ging es aufwärts bei den Ernteerwartungen und abwärts bei den Preisen. Doch inzwischen bestimmt die wechselhafte Witterung in ganz Europa den Erntetakt und bereitet hinsichtlich der Erntequalitäten Sorgen. Die Zahl der regenfreien Tage entscheidet über die Preischancen für gute Qualitäten.

 

Marktlage
Die Getreide- und Ölsaatenernte ist in vollem Gange. Doch das wechselhafte Wetter zwingt die Landwirte, sobald die druschreifen Bestände halbwegs abgetrocknet sind, die Nacht zum Tage zu machen und die Ernte von Acker zu "stehlen".

Nicht nur bei der in Hessen weitgehend abgeschlossenen Gerstenernte streuen die Erntemengen (5 bis 10 t/ha) und Qualitäten stark. Auch bei Roggen, Triticale und den frühen Weizendruschen fallen die Hektarerträge und die Qualitäten sehr unterschiedlich aus.

Wieder einmal bestätigt sich, daß Frühjahrstrockenheiten nicht zwingend zu Ernteverlusten führen müssen. Während auf frühen Standorten mit schwacher Bodengüte zum Beispiel bei Weizen die Erträge auch mal unter 5 t/ha rutschen können, erreichen die bisherigen Erntemengen auf besseren Standorten auch 11 t/ha. Die Fallzahlen fallen ebenfalls regional höchst unterschiedlich aus: Noch erreichen die meisten Weizenflächen Fallzahlen ünber 220 Sekunden, doch regional sind die Werte auch bereits weit unter die Marke von 200 Sekunden abgesackt. Bei Roggen gelangen zunehmend Partien mit Fallzahlen unter 120 Sekunden an den Markt, regional sind die Werte auf 80 Sekunden abgesackt.

Im ex-Ernte-Geschäft sind die Preise für alle Getreidearten in den letzten Wochen kräftig abgerutscht. Da aufgrund der wechselhaften Witterung inzwischen ein höherer Anteil an Futtergetreidequalitäten erwartet wird, wirkt sich der Erntedruck jedoch bei schwächeren Qualitäten deutlich stärker aus als bei guten Backqualitäten.

Bei Weizen beispielsweise wurden am Kassamarkt die Preise für Qualitäts- und Brotweizen um 2 bis 5 Euro/t zurückgenommen. Bei den Futterweizenpreisen waren bereits 5 bis 10 Euro weniger als eine Woche zuvor zu erzielen.

Im Großhandel spiegeln sich die streuenden Qualitäten bereits in einer differenzierteren Preisgestaltung wider. An der Produktenbörse Mannheim wurden Elite- und Qualitätsweizen gestern preisstabil notiert. Brotweizen erzielte 2 Euro/t weniger als in der Vorwoche und bei Futterweizen lagen erreichte der Preisrückgang 6 bis 7 Euro/t.

Auch an der Warenterminbörse in Paris/EU und an der Warenterminbörse in Kansas/USA setzten die Kurse ihren Abwärtstrend fort.


Minus-Prämien "unter Matif": Seit April sind die Weizenpreise am Kassamarkt um rund 14 % abgerutscht. Im April erreichten die Minus-Prämien bei Brotweizen zur Börsen-Notierung in Paris zeitweise mehr als 30 Euro/t "unter Matif" für prompte Ware. Ende Mai wurden 11 Euro/t "unter Matif" gezahlt. Derzeit liegt der negative Preisabstand zum nächsten Fälligkeitstermin "November 2014" wieder bei 19 Euro/t.

Andere Getreidearten: Die Preise wie zum Beispiel Triticale, Futtergerste oder Brotroggen liegen 8 bis 10 Euro/t unter dem Futterweizenpreis.

 

 

Prognose
Die Prognose niederschlagsreicher Witterung bis Ende Juli bestätigt sich. Eine stabile Schönwetterlage ist zunächst nicht in Sicht. Erst ab Anfang August wird mit einer Wetterberuhigung gerechnet.

Nicht nur die Regenprognosen und die Sorgen über die Erntequalitäten in der EU haben heute die Kurse an den Börsen wieder ins Plus drehen lassen. Auch die Auseinandersetzungen in der Ostukraine und der heutige Beschluß einer Teilmobilmachung durch das Parlament in Kiew läßt die Unsicherheit wachsen.

Zudem setzt sich die Meinung durch, daß die Ernteprognosen für die Ukraine zu hoch angesetzt sind. Nicht nur durch zu viel Nässe, sondern auch infolge der Lage in der Ostukraine rechnet man mit einer Abwärtskorrektur der Erntemengen und einem höheren Anteil schwächerer Weizenqualitäten.

Daher zeigen Käufer aus anderen EU-Ländern inzwischen wieder wachsendes Kaufinteresse an deutschem Qualitätsweizen. Meldungen über abfallende Weizenqualitäten im regenreichen Osten Frankreichs haben die Großhandelspreise für Elite- und Qualitätsweizen seit Freitag um rund 5 Euro/t für prompte Lieferungen steigen lassen.

Fazit: Vor allem für hochwertige Backweizen und Backroggenqualitäten werden sich nach meiner persönlichen Einschätzung die Markt- und Preischancen verbessern. Die Preisdifferenz zu Futtergetreide dürfte sich in den nächsten Tagen daher weiter vergrößern.

 
 
 
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