Ernte 2014: Regen tröpfelt die Trendwende herbei


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 10.07.2014


Zufrieden zeigen sich die Landwirte mit den bisher gedroschenen Gerstenerträgen. Doch für Unzufriedenheit sorgen die stark abgerutschten Erntepreise. Doch jetzt hat Dauerregen in Westeuropa die Ernte erst einmal gestoppt und die Aussichten auf noch mehr Wasser von oben läßt die Kurse an den Börsen wieder leicht nach oben drehen.

 

Dauerregen sorgt für Ernteunterbrechung
Noch am letzten Sonntag zogen die Mähdrescher noch ihre Runden. Seitdem hat Dauerregen die Ernte erst einmal unterbrochen. In ganz Westeuropa hat es im Juli so stark geregnet, daß die Ernte von Spanien bis nach Polen ins Stocken gekommen ist.


Gebietsweise sind die Böden völlig durchtränkt und die Bodendurchfeuchtung (nFK) liegt weit über 100 %.

Auch für die kommenden Tage erwarten die Meteorologen südlich der Linie Hannover-Berlin gebietsweise Starkregen, Gewitter, teilweise auch Hagel und Sturmböen. Es ist zu erwarten, daß die Ernte frühestens zum Ende der kommenden Woche fortgesetzt werden kann.

Die Erntearbeiten werden sich daher weiter verzögern. Bisher konnte die Wintergerste in den frühen und mittelfrühen Gebieten komplett die Flächen räumen. In den nördlichen Bundesländer bisher nur vereinzelt gedroschen. Nach den letzten Unwettern sind viele Getreidebestände ins Lager gegangen. Sollte die feuchte Witterung noch länger fortdauern, ist zu befürchten, daß sich der Infektionsdruck erhöhen wird.

 

Marktlage
Der Dauerregen hat auch die Geschäftstätigkeit am Getreidemarkt abgekühlt. Die Sorge, ob die erwarteten Druschmengen und Qualitäten auch wirklich geerntet werden, läßt Landwirte und Handel zunächst noch zögern, weitere Verkäufe zu tätigen. Da Mühlen und Futtermittelwerke aber zumeist noch über ausreichende Vorräte verfügen, bleibt allerdings auch die Nachfrage begrenzt.

Mit dem Erntestart hat sich der Preisdruck erheblich verstärkt. Gerste ex-Ernte wurde zuletzt mit 140 bis 165 Euro/t netto (je nach Liefermenge, Parität und Dringlichkeit des Bedarfs) gehandelt. Die Brotweizen-Preise wurden auf 145 bis 185 Euro/t netto zurückgenommen. Brotroggen kann mit 130 bis 170 Euro/t netto sein Preisniveau noch weitgehend verteidigen.


Nicht nur die hohen globalen Ernteerwartungen haben die Kurse absacken lassen. Auch der schnelle Erntefortschritt in den USA und Osteuropa hat den Preisdruck verstärkt. In den Hauptanbaugebieten der Ukraine waren bis zum Dienstag (08.07.2014) bereits 65 % der Gerstenflächen und 28 % der Weizenfelder abgeerntet. In Rußland hat die Ernte erst in den frühen Regionen begonnen, so daß bisher 5,7 % der Gerstenflächen und 6,4 % der Weizenbestände gedroschen werden konnten.

 

Prognose
Das Regenwetter in Europa bereitet nicht nur den Landwirten Sorgen. An den Warenterminmärkten wird aufmerksam registriert, daß Wettermodelle niederschlagsreiche Witterung bis Ende Juli prognostizieren. Deutlich zu feuchtes Wetter soll von Großbritannien im Westen bis in die europäischen Teile Osteuropas die Wetterlage bestimmen.

Nicht auszuschließen ist daher, daß die Landwirte in diesem Jahr wieder einmal - in den Regenpausen - die Ernte "vom Acker stehlen" müssen. Die Regenprognosen haben heute die Kurse an den Börsen bereits wieder ins Plus drehen lassen.

Für morgen (11.07.2014, ca. 18:00 Uhr) hat das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) die Veröffentlichung seiner Juli-Prognose angekündigt. Das Wetter in den USA ist weiterhin günstig, so daß nicht ausgeschlossen ist, daß die Ertragsprognosen für die USA noch einmal leicht nach oben korrigiert werden könnten.

 
 
 
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