Börse: Enttäuschte Rendite-Hoffnungen


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 10.04.2014


Enttäuscht sind die Anleger am Finanzmarkt, da die US-Notenbank Zinsanhebungen vielleicht weiter hinauszögert, als bisher erwartet. Enttäuscht sind auch die Investoren an den Agrarrohstoffbörsen, denn die globale Versorgungsbilanz fällt nach US-Zahlen weniger eng aus als erwartet.

 

Devisen & Konjunktur
Die Zinspolitik der Notenbanken steht am Finanzmarkt weiterhin im Mittelpunkt. Mit Spannung erwartet wurde das am Mittwochabend veröffentlichten Protokoll der letzten Fed-Sitzung vom 18. - 19.03.2014. Bisher hatten die Investoren aus den Verlautbarungen der US-Notenbanker geschlossen, daß eine Zinserhöhung schneller kommen könnte als bis dahin erwartet. Diese Einschätzung hatte Anleihen belastet und dem US-Dollar Rückenwind gegeben.

Nach dem jetzt veröffentlichten Fed-Protokoll sollen allerdings mehrere Fed-Ausschuß-Teilnehmer die Einschätzung vertreten haben, daß die positivere Konjunkturprognose für die USA, die tatsächlich zu erwartende Entwicklung der Leitzinsen überzeichnet. Daher sollen neben der Entwicklung des Arbeitsmarktes jetzt auch die Inflationserwartungen sowie Indikatoren zum Finanzsystem größeres Gewicht auf die Zinsentscheidungen der Fed haben. Wann und in welcher Höhe die Fed die US-Leitzinsen anheben wird, bleibt weiter unklar.

Die Bekanntgabe des Fed-Protokolls brachte den US-Dollar unter Druck. und verschaffte dem Euro Rückenwind. Gestern wurde der Euro-Referenzkurs am frühen Nachmittag von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,3794 US-Dollar höher als am Vortag festgesetzt. Seitdem hatte sich der Euro weiter verteuert, wird heute im frühen Handel gegenüber dem Dollar jedoch wieder mit leichten Kursverlusten gehandelt.

 

 

Energie
Der Ölpreis kennt derzeit keine klare Richtung. Die wirtschaftspolitischen Probleme der Ukraine stützen die Ölpreise an den Börsen. Der unerwartet starke Anstieg der US-Rohöl-Lagerbestände, schwache Konjunkturdaten aus China und die Freigabe von zwei Ölhäfen in Libyen für den Ölexport sorgen für Baisse-Signale.

Gestern wurde ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im Mai zum Handelsschluß mit 103,60 Dollar gehandelt. Heute im frühen Handel hat sich WTI-Öl wieder verbilligt.
Nordsee-Rohöl der Sorte Brent zur Mai-Fälligkeit notierte zum Handelsschluß mit 107,98 Dollar. Heute im frühen Handel zeigt der Brent-Ölpreis ebenfalls wieder nach unten.

 

 

Agrarrohstoffe
Mit Spannung war die April-Prognose des US-Landwirtschaftsministerium (USDA) erwartet worden. Die neuen Zahlen des gestern abend veröffentlichten Berichtes fielen dann jedoch etwas anders aus, als von vielen Analysten erwartet.

Die Prognose für die Saison 2014/15 läßt sich folgendermaßen zusammenfassen:

• Weizen

Erneut kleine Rücknahme der globalen Ernteerwartungen für 2014/15, mit 712,5 Mio.t aber immer noch eine neue Rekordernte. Stärkerer Aufbau (+5,7 %) der Lagerbestände zum Vorjahr (VJ) als bisher erwartet, da der Verbrauch zum VJ langsamer steigt (+3,5 %) als bisher prognostiziert.

• Mais
Anhebung der globalen Produktionserwartungen um 6,4 Mio.t auf 973,9 Mio.t (+12,3 % zum VJ). Allerdings deutlicher steigender Verbrauch und daher langsamerer Aufbau der Endbestände (+17,6 % zum VJ).
• Sojabohnen
Abwärtskorrektur der Welt-Ernteerwartungen auf 184,1 Mio.t (++5,9 % zum VJ), damit aber nach wie vor eine neue Rekordernte. Weltweit wachsender Verbrauch (+4,0 % zum VJ). Daher langsamerer Anstieg der Lagervorräte (+20 % zum VJ) als einen Monat zuvor erwartet.

Da der Bericht erst um 18:00 Uhr unserer Zeit veröffentlicht wurde, hatten lediglich die Vorab-Spekulationen Auswirkung auf den Geschäftsverlauf an den europäischen Börsen.

An den EU-Börsen erzielte der Brotweizen-Future gestern daher weitere Kursgewinne. Die Mai-Fälligkeit wurde mit 209,00 Euro/t um +0,75 Euro/t höher als am Vortag gehandelt, - spätere Termin schlossen mit größeren Kursgewinnen. Bei Futterweizen schlossen die Termine Mai und Juli 2014 mit Verlusten, während sich spätere Fälligkeiten noch in die grünen Zahlen retteten. Rapssaaten erzielten für die Fälligkeiten bis August 2015 Kursanstiege zwischen +2,50 und +3,50 Euro/t.

Aufgrund der Zeitverschiebung wurde an den US-Börsen im späteren Handel bereits ganz unter der Wirkung der neuen USDA-Zahlen gehandelt. Da man mit einer deutlicheren Abwärtskorrektur bei der globalen Weizenproduktion gerechnet hatte, geriet Weizen an den transatlantischen Börsen stärker unter Preisdruck. Auch Mais und andere Getreidearten konnten sich dem Abwärtssog nicht entziehen.

Dagegen schlossen Sojabohnen, Sojaschrot und Sojaöl mit deutlichen Gewinnen, zumal das USDA inzwischen mit einem noch stärkeren Exportgeschäft rechnet als bisher.

 

 

Prognose
Nach meiner persönlichen Einschätzung müssen die Investoren an den Agrarrohstoff-Börsen heute zunächst einmal die neuen USDA-Zahlen "verdauen", die aus Sicht des Finanzmarktes die Rendite-Hoffnungen keineswegs beflügeln.

Noch ist der latente Preisdruck an den Getreidemärkten ungebrochen. Sollten sich die geopolitischen Risiken in der Schwarzmeerregion und die produktionsrelevanten Witterungsrisiken rund um den Globus entspannen, würden die vorliegenden USDA-Zahlen den Abwärtsdruck weiter verschärfen.

Daher steht die Wetterentwicklung diesseits und jenseits des Atlantiks im Fokus der Anleger. Denn sollte sich abzeichnen, daß höhere Produktionsausfälle drohen, dürfte die globale Versorgungsbilanz deutlich enger ausfallen.

Für den heutigen Handelstag an den Agrarrohstoffbörsen erwarte ich persönlich daher, daß die April-Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums (USDA) vom 09.04.2014 im Vormittagshandel noch für rote Zahlen auf den Anzeigetafeln der Börsen sorgt - bei Getreide wie auch bei Ölsaaten.

 
 
 


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