Börse: Rückkehr zur Normalität


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 06.03.2014


Nicht nur die Angstwelle an den Finanzmärkten in der Ukraine-Krise klingt ab, sondern auch die Kältewelle in den USA. Das gibt der Abwärtswelle an der Preisfront erneut Energie und läßt die Getreidekurse abrutschen. Nur bei Ölsaaten geht es weiter aufwärts.

 

Agrarrohstoffe
Nicht nur auf dem politischen Parkett drehte das Klima gestern in Richtung Deeskalation. Auch an den Agrarrohstoffmärkten ebbten die Ängste ab. An den EU-Börsen konnten Weizen, Mais und Rapssaat nach den Gewinnmitnahmen am Dienstag zwar noch einmal kleine Kursgewinne realisieren, doch an den US-Börsen rutschen die Kurse bereits kräftig ab und landeten auf dem Vorwochenniveau.

Kurz und knapp läßt sich die Situation so beschreiben: Die Agrarohstoffbörsen haben wieder in den Normalmodus geschaltet.
Das elektronische Zeitalter ist schnellebig und die "bärische" Wirkung der fundamentalen Daten hat inzwischen längst die "bullischen" Aspekte der Ukraine-Krise überdeckt.

Der IGC hatte Ende Februar seine Zahlen zu der Getreideproduktion 2013/14 leicht nach oben korrigiert und geht davon aus, daß die globale Ernte fast 10 % höher als im Vorjahr ausgefallen ist. Die Welt-Weizenernte wird 8 % höher geschätzt. Da der Verbrauchsanstieg nur mit einem Plus von 5 % bzw. 2,5 % prognostiziert wird, wachsen laut IGC die "statistischen" Welt-Lagerbestände um 15,5 % bzw. 9,8 % an.

Für die Getreideernte 2014/15 erwartet der IGC inzwischen eine kleinere Ernte als im Vorjahr, da keine erneute Rekordernte erwartet wird. Die IGC-Prognose lautet: Weizen -2 5 %, Gerste -5 %, Mais -1 %, Rapssaat -1 %. Da die Nachfrage weiter steigen soll, geht man davon aus, daß die Lagervorräte wieder leicht abschmelzen werden.

An den europäischen Börsen konnte der Brotweizen-Future die Vortagsverluste wieder etwas wettmachen. Die März-Fälligkeit wurde mit 207,75 Euro/t um +0,50 Euro/t höher als am Vortag gehandelt. Futterweizen verteuerte sich deutlich auf umgerechnet 197,40 Euro/t. Rapssaaten konnten für die Fälligkeiten bis Mai 2015 ihre Kurse zwischen +2,25 und +4,75 Euro/t weiter ausbauen.
An den US-Börsen verteuerten sich Sojabohnen weiter, während der März- und Mai-Termin bei Sojaschrot schwächer notierte.

 

 

Prognose
An den Börsen ist man zum Tagesgeschäft zurückgekehrt. Auch die Nervosität an den Agrarrohstoffbörsen ist abgeklungen. Denn nicht nur die Gefechte in der Krim-Krise blieben bisher auf das diplomatische und mediale Schlachtfeld beschränkt.

In den USA zieht sich zudem Väterchen Frost in Richtung Norden zurück. damit werden die Sorgen über Auswinterungsrisiken jetzt von Sorgen über eine wachsende Trockenheit in den USA primär im Südwesten der USA abgelöst. Bereits in den letzten Wochen hatte sich die Bonitierung der US-Winterweizenbestände in den wichtigen Anbauregionen verschlechtert. Doch eine Hausse-Wirkung kann die schlechtere Bestandsbonitierung noch nicht entfalten, das sich die Bestände noch immer besser präsentieren als im Vorjahr.

Mit großer Aufmerksamkeit wird daher derzeit die zunehmende Trockenheit in der Ukraine verfolgt. Noch prognostiziert der IGC, daß die Ukraine im laufenden Jahr 21,5 Mio.t Weizen (2013/14: 22,3) produzieren wird und die Produktion 2015 wieder auf 22,4 Mio.t steigern wird.

Für den heutigen Handelstag an den Agrarrohstoffbörsen erwarte ich persönlich, daß bei Weizen, Mais und anderem Getreide weiterhin Gewinnmitnahmen im Vordergrund stehen.
Doch für Sojabohnen, Sojaschrot und Rapssaat rechne ich mit weiteren Kursanstiegen.

An den Kassamärkten überwiegt weiterhin die Unsicherheit, so daß sich Käufer wie auch Verkäufer zunächst vom Markt zurückgezogen haben und die weitere Marktentwicklung zunächst abwarten. Daher sind Preissteigerungen am Kassamarkt derzeit weniger der Ukraine-Krise geschuldet, als vielmehr dem äußerst knappen Angebot und dem weiter auf Hochtouren laufenden EU-Exportgeschäft.

 
 
 


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