Börse: Turbulente Witterung - ruhige Märkte


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 13.02.2014


Winter findet derzeit vor allem transatlantisch statt. In den USA haben Kälte, Eisregen und Schneestürme in den letzten Tagen die Agrarrohstoffpreise steigen lassen. Mildes Winterwetter läßt dagegen keine Befürchtungen über größere Auswinterungsschäden in der EU und der Schwarzmeer-Region aufkommen. An den Börsen warten die Investoren erst einmal die weitere Entwicklung ab.

 

Devisen & Konjunktur
Wonnige Zeiten für Konjunkturdaten-Interpreten. Mit jeder Publikationen wechseln die Marktsignale. Mal stehen die positiven Aussichten für das globalen Wirtschaftswachstum im Vordergrund, dann wieder die pessimistische Einschätzung des US-Arbeitsmarktes durch die neue Chefin der US-Notenbank Janet Yellen. Nachdem monatelang Chinas schwächelnde Wirtschaft für Besorgnis sorgte, meldet China jetzt eine überraschend starken Anstieg des Außenhandels.

Damit wandert jetzt die Euro-Zone in den Fokus. Immer mehr Investoren rechnen inzwischen auch hier mit einer Konjunkturerholung. Die Zukunftsvisionen hellen sich auch deshalb auf, weil EZB-Chef Mario Draghi in der letzten Woche erklärt hat, er sähe keine Deflations-Gefahr trotz der niedrigen Teuerung in der Euro-Zone.

Der Euro profitiert von den positiven Konjunkturerwartungen. Gestern wurde der Euro-Referenzkurs von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,3573 US-Dollar zwar etwas niedriger als am Vortag festgesetzt. Doch heute im frühen Handel wird der Euro gegenüber dem Dollar über der Marke von 1,36 US-Dollar gehandelt.

 

Energie
Die neuen Konjunktur-Phantasien brachten Ende letzter Woche auch die Ölpreise in Fahrt. Inzwischen blicken die Investoren aber offensichtlich wieder kritischer auf die fundamentalen Daten. Und die Fakten sind klar: Das weltweite Öl-Angebot steigt schneller als die weltweite Nachfrage. Nach Meinung des Finanzunternehmens Morgan Stanley wird Angebot in diesem Jahr um bis zu 2,2 % wachsen. Das US-amerikanische Energieministeriums (EIA) prognostiziert, daß der Ölverbrauch weltweit um 1,4 % in 2014 und um 1,5 % in 2015 steigen soll.

So sind es derzeit der erneute Wintereinbruch in den USA und die anhaltenden Differenzen im Atomstreit der sogenannten "P5+1-Gruppe" und dem Iran. Zu der "P5+1-Gruppe" gehören 5 permanente Mitglieder des UN-Sicherheitsrats sowie Deutschland.

Zum Handelsschluß wurde ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im Februar mit 100,37 Dollar höher als am Vortag gehandelt. Nordsee-Rohöl der Sorte Brent zur Februar-Fälligkeit verteuerte sich zum Handelsschluß auf 108,79 Dollar.

Heute im frühen Handel stehen Gewinnmitnahmen im Vordergrund und der Brent-Ölpreis zeigt tendenziell nach unten.

 

Agrarrohstoffe
An den Agrarrohstoffmärkten warten die Investoren zunächst einmal ab, wie sich das Wetter rund um den Globus weiter entwickelt.

In den Medien wird der Berichterstattung über das Winter-Chaos in den USA ein breiter Platz eingeräumt. Weite Gebiete vom US-Bundesstaat Texas bis an die Ostküste sind betroffen. Doch in den kommenden Tagen prognostizieren die Meteorologen mildere Temperaturen. Daß in zahlreichen US-Anbauregionen bei der Bonitierung der Wintersaaten-Feldbestände die Bewertung zunehmend schlechter ausfällt, spielt bisher angesichts der Anbauausweitung noch keine Rolle.

In Großbritannien zieht seit Weihnachten ein Sturmtief nach dem anderen über den Südwesten des Landes. Seit Wochen stehen ganze Landstriche in Südengland unter Wasser. Doch in anderen Regionen sind die Felder viel zu naß oder stehen unter Wasser. Weitere Stürme, Starkregen und Schneeregen sind für die kommenden Tage vorhergesagt. Jetzt hat die Regierung einen Hilfsfonds von zunächst 130 Mio. Euro in Aussicht gestellt. 10 Mio. Euro sollen für landwirtschaftliche Betriebe bestimmt sein, die vom Hochwasser betroffen sind und auch der Verzicht oder die Stundung von Steuern ist geplant.

Insgesamt präsentieren sich in der EU die Wintersaaten-Feldbestände aber in gutem Zustand. In den wichtigen Anbauregionen der EU hat das milde Winterwetter bisher Winterschäden verhindert.

In der Ukraine sollen sich 93 % der Wintergetreidebestände in gutem Zustand befinden. Auch bei den vom Umfang her weniger bedeutsamen Feldbeständen in Rußland soll es keine erwähnenswerten Auswinterungsprobleme geben. Die Wetterprognose bis Mitte kommender Woche geht von saisonunüblich warmen Temperaturen für die Ukraine und den Westen Rußlands aus, die regional auch die schützende Schneedecke schmelzen lassen.

Ganz anderes sieht die Lage in Australien aus. Die Ernte 2013/14 wurde jetzt noch einmal leicht nach oben korrigiert. Doch inzwischen bereitet auch in Australien das Wetter Sorgen. Der Sommer in "Down under" ist es seit Wochen viel zu heiß und zu trocken. Doch bis zur Aussaat sind es noch zwei Monate. Langzeitwettermodelle prognostizieren allerdings für die kommenden Wochen überdurchschnittliche Temperaturen und unterdurchschnittliche Niederschläge. Abzuwarten bleibt, ob zur Aussaat eine ausreichende Bodenfeuchte vorhanden ist.

An den europäischen Börsen notierte der Brotweizen-Future gestern ohne große Veränderungen. Die März-Fälligkeit wurde gestern mit 195,75,00 Euro/t unverändert zum Vortag gehandelt. Futterweizen lag dagegen mit 184,64 Euro/t mit -0,13 Euro in den roten Zahlen.

Auch Rapssaaten konnten ihre Gewinne gestern zwischen 3,25 und 5,00 Euro/t weiter ausbauen und folgen damit nicht dem Kursverlust bei US-Sojaschrot. Die unerwartet hohen US-Soja-Exporte und neue US-Geschäfte mit China für die Saison 2014/15 lassen die Sojakurse wieder steigen.

 
 
 


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