Börse: Kriegt Weizen jetzt die Kurve?


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 22.07.2013


In den USA verstärken bessere Wetteraussichten den Preisdruck. Doch an den europäischen Märkten bremst nicht nur der hohe Erntefortschritt in Osteuropa die Talfahrt der Preise ab. Auch die nicht konkurrenzfähigen Weizenpreise in Übersee und die steigenden Exportchancen für EU-Getreide stabilisieren die Kurse.

 

Devisen & Konjunktur
Nicht nur die Euro-Schuldenkrise verursachte beim Euro-Kurs in der letzten Woche zeitweilig starke Schwankungen. Auch die Geldpolitik der US-Notenbank Fed verstärkte die Kursschwankung des Euro zum US-Dollar. Die widersprüchlichen Signale der US-Notenbank in den letzten Wochen sind am Devisenmarkt inzwischen weitgehend abgehakt.

Nicht nur, daß sich die Fed alle Optionen für ihr Handeln offen läßt, ist klargeworden: Zentraler Punkt der US-Geldmarktpolitik sind derzeit die Konjunktur- und Arbeitsmarktdaten.

Am Freitag wurde der Euro-Referenzkurs von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,3123 US-Dollar etwas höher als am Vortag festgesetzt. Heute im frühen Handel wird der Euro gegenüber dem Dollar mit Gewinnen gehandelt.

 

 

Agrarrohstoffe
Die Ernte auf der Nordhalbkugel kommt mit großen Schritten voran. Wetterspekulationen haben angesichts des guten Erntewetters diesseits wie auch jenseits des Atlantiks keine Konjunktur. So steht weiterhin der Importbedarf Chinas im Vordergrund.

Am Freitag gingen Weizen und Mais an den US-Börsen noch mit leichten Gewinnen aus dem Handel. Heute haben die Kurse an den Börsen wieder nach unten gedreht, nachdem kräftige Regenfälle im "Mittleren Westen" der USA die Wachstumsbedingungen der Maisbestände deutlich verbessert haben. Auch für die kommenden Tage erwarten die Meteorologen, daß 60 bis 70 % der sogenannten "Mais-Gürtels" der USA weitere Niederschläge erhalten. Die günstigeren Wachstumsbedingungen dürften sich positiv auf die Bestäubungsphase und den Maisertrag auswirken. In den "Nördlichen Ebenen" hofft man noch immer auf üppigere Niederschläge und für die "Südlichen Ebenen" werden erneut heißere Temperaturen prognostiziert.

In Europa ist der Blick derzeit eher nach Osten gerichtet, zumal Weizen aus Argentinien und den USA im internationalen Wettbewerb zu teuer ist. In der Ukraine war die Wintergerstenernte Ende letzter Woche zu 97 % beendet. Die Winterweizenflächen waren bereits zu 76 % und die Rapsbestände zu 79 % abgeerntet. In Rußland wurden bereits 27 % der Weizenflächen geerntet und in den nördlichen Anbaugebieten Kasachstans dürften die dringend benötigten Niederschläge die Ernteaussichten des Sommerweizens verbessern.

An den europäischen Märkten setzte sich daher der latente Preisdruck fort. An den europäischen Börsen schlossen die Getreide-Futures gemischt, während Rapssaat erneut kräftige Verluste in Kauf nehmen mußte.. In Paris schlossen bei Weizen der November-Termin und der Januar-Termin im Vergleich zum Vortag unverändert. Dagegen gab Körnermais weiter nach. Der August-Termin wurde zum Handelsschluß mit -0,,75 Euro/t festgesetzt, der November-Termin notierte -1,25 Euro/t zum Vortag. Bei Braugerste ging der November-Termin mit +1,75 Euro/t aus dem Handel. Der Schlußkurs bei Rapssaat zeigte erneut tiefrote Zahlen: Der August-Termin schloß -4,50 Euro/t zum Vortag, der November-Termin notierte -2,75 Euro/t.

Bei Sojabohnen und Sojaschrot an den US-Börsen schloß der Handelstag erneut im Plus. Die hohe Nachfrage nach US-Soja und steigende Palmölpreise sorgten in den USA für Kursgewinne. .

 

 

Ausblick
Noch hält der latente Preisdruck an infolge der besseren Wetteraussichten für die US-Anbaugebiete und des flotten Fortgangs der Ernte auf der Nordhalbkungel. Doch der Preisdruck schwächt sich immer weiter ab. Das EU-Preisniveau ist im Wettbewerb um die Exportmärkte durchaus wettbewerbsfähig. Der EU-Weizenexport dürfte daher in der nächsten Zeit von der stetigen Nachfrage der Importländer profitieren. Argentinien, Australien und auch die USA spielen aufgrund nicht konkurrenzfähiger Exportpreise derzeit keine Rolle im internationalen Geschäft.

Nach meiner persönlichen Einschätzung dürfte die Exportnachfrage insbesondere nach EU-Backweizen in der nächsten Zeit steigen. Auch andere Weizenqualitäten und Getreidearten dürften von der Sogwirkung flotter EU-Weizenexporte profitieren. Auch China ist inzwischen Kunde in der EU und sorgt für gute Laune im Exportgeschäft.

Für den heutigen Handelstag erwarte ich persönlich, daß Getreide an den Agrarrohstoff-Börsen in Europa weitgehend unverändert notiert, während der Preisdruck an den US-Börsen anhält. Auch für Rapssaat erwarte ich, daß der Handelstag mit leichten Gewinnen startet.

 
 
 


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