Weizen: Winter-Vorhersage stoppt den Baisse-Trend


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 08.01.2013


Das Börsen-Barometer folgt derzeit dem Takt der Wetterprognosen für die wichtigen Anbauregionen auf der Nordhalbkugel. Da neue Krisenszenarien von der Wetterfront ausbleiben, zeigte der Kurstrend zuletzt tendenziell nach unten. Wer derzeit vom Markt spricht, der spricht vom kommenden Winterwetter.

 

Marktlage
Investments in Agrarrohstoffe vom Acker machten den Investoren an den Börsen in den letzten Wochen immer weniger Spaß. Die globale Defiziternte 2012/13 und Qualitätseinbußen auf der Südhalbkugel sind längst am Markt eingepreist. Und neue Krisenszenarien von der Wetterfront sind derzeit Mangelware.

Letztendlich brachten die schwindenden Rendite-Chancen die Warenterminmärkte in den letzten Wochen immer tiefer in die roten Zahlen. Wen wundert es da, daß die schwachen Börsenvorgaben zuletzt auch leicht auf den Kassamarkt abfärbten. Seit Mitte Dezember haben die Brotweizen-Preise um rund 8 Euro/t nachgegeben. Doch noch immer liegen die Kurse auf historisch hohem Niveau.


Die Hausse-Signale verpufften in den letzten Wochen, denn vieles deutet für die Nordhalbkugel auf eine deutlich größere Ernte 2013 hin. Ob das so kommt, bleibt allerdings abzuwarten, denn noch hat der Winter in Westeuropa gar nicht richtig Einzug gehalten.

Damit folgt der Kursverlauf an den Börsen derzeit den Wetterprognosen für die wichtigen Anbauregionen auf der Nordhalbkugel. Und das hat Gründe:

Das hohe Preisniveau hat die Landwirte rund um den Globus bewogen, die Anbaufläche für Getreide und Ölsaaten auszuweiten und die Produktionsintensität zu steigern. Beste Voraussetzung also dafür, daß die Ernte 2013/14 eine Rekordernte werden könnte - sofern sich das Anbauwetter weltweit günstig entwickelt.

Das Anbauwetter insbesondere auf der Nordhalbkugel entwickelt sich damit immer stärker zum Marktfaktor Nummer 1. Denn es bestehen nach wie vor zahlreiche Witterungsprobleme und neue Wetterrisiken zeichnen sich ab.

Nicht nur in der EU haben die Landwirte die Weizen-Anbaufläche ausgeweitet. (Siehe hierzu auch den Beitrag: "Ernte 2013: Ausweitung der Weizenanbaufläche" vom 01.11.2012.) Auch in den USA und der Ukraine wurde mehr Winterweizen angebaut. In der Ukraine liegt die Anbaufläche mit 6,7 Mio. Hektar deutlich über der Erntefläche 2012, die infolge großflächiger Auswinterungen nur bei nur noch bei 5,7 Mio. Hektar lag.

 

Prognose
Auch um ihre Bilanzen "anzuhübschen" haben viele Investoren zum Jahresende ihre Positionen an den Agrarrohstoff-Börsen liquidiert und zunächst einmal "Kasse gemacht". Vor allem die späteren Termine sind angesichts fehlender neuer Hiobs-Botschaften von der Wetterfront erodiert.

Bei der Frage nach dem weiteren Marktverlauf offenbart sich derzeit ein elementares Prognose-Problem: das noch nicht absehbare Anbauwetter bis zum Vegetationsbeginn.

Klar ist, daß nach wie vor zahlreiche Witterungsprobleme auch auf der Nordhalbkugel bestehen und daß sich neue Wetterrisiken abzeichnen könnten:
In den USA ist es in einigen Regionen des "Mittleren Westens" und in den "Südlichen und Nördlichen Ebenen" noch immer viel zu trocken. Wetterprognosen gehen von leichten Niederschlägen ab Donnerstag im "Mittleren Westen" und einer schwachen Regenwahrscheinlichkeit für die "Südlichen Ebenen" aus, während in den "Nördlichen Ebenen" wohl auch während der nächsten Woche kein Tropfen fallen dürfte.


In den südlichen Anbaugebieten Rußlands und in Kasachstan fehlen noch immer ausreichende Winterniederschläge, um die Bodenfeuchte wieder aufzufüllen.

In Westeuropa ließen milde und zeitweilig zweistellige Temperatur-Grade die Feldbestände wachsen. Doch ab dem Wochenende kehrt der Winter nach Aussage der Meteorologen nach Mitteleuropa zurück und er scheint längere Zeit bleiben zu wollen. Abzuwarten bleibt, ob ausreichend Schnee fallen wird, um die Winterungen vor Minusgraden von -5 bis -15°C zu schützen.

Fazit: Angesicht der Defiziternte 2012/13 dürfte der Kursverfall an den Börsen zunächst einmal seinen Boden gefunden haben und im Trend wieder leicht nach oben drehen. Der weitere Preistrend ist in den kommenden Wochen ist dann eng gekoppelt an die Winterwitterung auf der Nordhalbkugel zur Ernte 2013.

 
 
 
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