Weizen: Preisdelle nach US-Prognose


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 12.12.2012


Verschnupft reagierten die Börsen auf die leicht angehobenen Produktionserwartungen und Lagerbestände im Dezember-Bericht des US-Landwirtschaftsministeriums. Die Kurse sackten gestern auf den tiefsten Stand seit Mitte Oktober ab. Doch Fakt ist: Die globale Versorgung bleibt eng.

 

Marktlage
Mit seiner gestrigen Bekanntgabe des Dezember-Berichtes brachte das US-Landwirtschaftsministerium den Weizen-Kurs an den Warenterminbörsen diesseits und jenseits des Atlantiks ins Rutschen. An der US-Börse KCBT in Kansas/USA brachen die Kurse für Brotweizen gestern um 2,4 % auf umgerechnet 245,68 Euro/t ein. An der europäischen Börse Euronext in Paris gaben die Kurse um 1,8 % auf 261,75 Euro/t nach.

Auf den Kassamarkt zeigte der latente Abwärtstrend an den Börsen in den letzten Wochen nur begrenzte Wirkung. Während auf Großhandelsebene an den Produktenbörsen geringfügig nach unten korrigiert wurden, blieben die Auszahlungspreise des regionalen Agrarhandels weitgehend unverändert.


Seit Mitte des Jahres hatte der Kursanstieg an den Börsen eine starke Sogwirkung für die Kassamarktpreise. Anfang August 2012 spreizten die März 2013-Fälligkeit an der Warenterminbörse Euronext-Paris und der Kassamarkt-Preis noch 29 Euro/t auseinander.
Seitdem ist der Preisabstand auf nur noch 1,40 Euro/t abgeschmolzen. Da zudem das Kursniveau an den Börsen allmählich abbröckelt, haben die Warenterminbörsen inzwischen ihre Stellung als Zugpferd am Kassamarkt eingebüßt.

Mit 255 bis 280 Euro/t netto je nach Parität und Geschäftsvolumen wird Brotweizen am Realmarkt aber weiterhin auf hohem Niveau gehandelt. Die hohen Preise haben fundamentale Gründe: der weiterhin lebhafte Export von EU-Weizen, der flotte Abbau der Lagerbestände in der EU, der Quasi-Stillstand des ukrainischen Exportes und der hierzulande ab Mitte Januar wieder hohe Anschlußbedarf der Mühlen und Futtermittelhersteller.

 

Prognose
Am Kassamarkt heißt es nach dem gestrigen Kursrutsch zunächst einmal "Abwarten!". Käufer auf Seiten der Mühlen und des Futtermittelhandels signalisieren zu leicht zurückgenommenen Geboten Kaufbereitschaft. Doch die Anbieter zeigen kaum Interesse zu niedrigeren Preisen zu verkaufen. Man spekuliert darauf, daß der Kurstrend angesichts der fundamentalen Daten und der Anbaurisiken zur Ernte 2013 in Kürze wieder nach oben dreht.

Die weitere Preisentwicklung hängt jetzt von den Ernteerträgen auf der Südhalbkugel - hier vor allem von Australien und Argentinien - und den Produktionsaussichten für die Nordhalbkugel ab.

Australien hatte Anfang Dezember seine die Ernteprognose von September um 2,2 % auf 22,0 Mio.t reduziert. In der letzten Saison produzierte Australien noch 29,9 Mio.t Weizen. In Argentinien verzögert Regen weiterhin die Ernte und sorgt für Qualitätseinbußen. Die argentinische Regierung hat ihre Ernteprognose inzwischen von 11,5 Mio.t auf 11,1 Mio.t zurückgenommen.

 
 
 
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