Börse: Kursfeuerwerk

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 12.10.2011


Das Schuldenchaos in der Dollar- und Euro-Welt bringt immer stärkere Turbulenzen in die Märkte. Die Schulden und das erwartete "Nein" der Slowakei zum Euro-Rettungsschirms EFSF haben auch den Agrarrohstoffpreisen kräftigen Aufwind gegeben.

 

Devisen & Konjunktur
Gewinnmitnahmen am Devisenmarkt, die Zustimmung der Troika-Gläubiger zur nächsten Hilfstranche für Griechenland und die Unsicherheit über die Abstimmung in der Slowakei über die Erweiterung des Euro-Rettungsschirms haben gestern den Euro-Kurs auf eine Achterbahnfahrt gebracht. Für die meisten Beobachter nicht überraschend hat das slowakische Parlament zu der Erweiterung des europäischen Rettungsschirmes EFSF am späten Dienstagabend "Nein" gesagt. Die slowakische Regierung will noch in dieser Woche einen zweiten Anlauf zur Verabschiedung des EFSF nehmen.

Der Euro-Referenzkurs wurde von der Europäischen Zentralbank (EZB) gestern mit 1,3607 US-Dollar höher als am Vortag festgesetzt. Heute im frühen Handel wird der Euro etwas schwächer gehandelt.

 

Energie
Die Ölpreise haben gestern ihre Preis-Rallye fortgesetzt. Die Signale des deutsch-französischen Treffens am vergangenen Sonntag sorgten auch gestern noch für Preisauftrieb.

Ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im November wurde mit 85,89 Dollar etwas höher als am Vortag notiert. Nordsee-Rohöl der Sorte Brent zur November-Fälligkeit schnellte auf 110,73 Dollar herauf.

Heute im frühen Handel haben die Ölpreise ihren Höhenflug zunächst gestoppt. Nicht nur die Verzögerung des Euro-Rettungsschirms trübt die Renditeerwartungen. Auch die neue Nachfrageprognose der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) hat die Stimmung verhagelt. Die OPEC hat ihre Erwartung für die weltweite Ölnachfrage im laufenden und kommenden Jahr leicht gesenkt, rechnet aber noch immer für beide Jahre mit einem Nachfragewachstum.

 

Agrarrohstoffe
Damit hatte kaum jemand gerechnet: Die Agrarrohstoffmärkte präsentierten gestern eine kleine Kurs-Rallye. Die Unsicherheiten an den Finanzmärkten brachten die Investoren zurück in die Rohstoff- und Agrarrohstoffmärkte. Im Laufe des Tages entzündete sich ein Kursfeuerwerk, das Getreide und Ölsaaten auch den europäischen Märkten kräftige Kursgewinne bescherte.

An den europäischen Agrarrohstoff-Börsen stand der Front-Termin bei Weizen mit +7,75 Euro/t, Mais mit +4,75 Euro/t, bei Braugerste mit +7,00 Euro/t und bei Rapssaat mit +6,50 Euro/t im Plus.
Auch an den US-amerikanischen Börsen verbuchte nicht nur Getreide kräftige Gewinne, auch der Soja-Komplex notierte deutlich höher.

 

Ausblick
Die Gerüchteküche kocht und läßt die Agrarrohstoff-Preise Achterbahn fahren: Zu schwache Niederschläge im Mittleren Westen der USA, Regen in Australien, Argentinien und Brasilien (siehe auch Vortagesbericht), die Warnung von Wladimir Putin vor zu hohen russischen Getreideexporten oder die Ankündigung der russischen Getreideintervention ab Ende Oktober.

Mit Spannung erwartet wird daher heute die Bekanntgabe der Oktober-Prognose des US-Landwirtschaftsministeriums zu den Anbau- und Verbrauchserwartungen.

An den Agrarrohstoffbörsen erwarte ich persönlich für den heutigen Handelstag, daß die Agrarrohstoffe weiter auf Erholungskurs bleiben. Sowohl Getreide wie auch Ölsaaten dürften angesichts stabiler fundamentaler Daten für Investoren interessant bleiben, jedoch dürfte sich die gestrige Euphorie angesichts von Gewinnmitnahmen abschwächen.

 
 
 


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