Weizen: Exportchancen bieten Preischancen

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 19.08.2011


Rußland meldete sich Anfang Juli mit aggressiven Billig-Offerten zurück am Weltmarkt. Inzwischen sind auch die EU-Exporteure wieder im Geschäft, da die russischen Rabatte fast abgeschmolzen sind. Jetzt sorgt das flotte EU-Exportgeschäft für Preischancen.

 

Russische Rabatte fast abgescholzen
Wegen der Jahrhundertdürre 2010 hatte Rußland, zuvor viertgrößter Weizenexporteur, einen Exportstop verhängt. Nachdem er zum 01.07.2011 aufgehoben wurde, gelang es den russischen Anbietern mit Rabatten von 50 Dollar/t (35 Euro/t), Marktanteile im internationalen Weizen-Handel zurückzuerobern. Bereits Anfang August war der Preisabstand bei russischem Weizen auf 15-20 Dollar/t (11-14 Euro/t) geschrumpft.

Doch für Rußland wird die Rückkehr auf den Weltmarkt inzwischen immer schwieriger. In den letzten Wochen schmolz die Preisdifferenz weitgehend, da die russischen Inlandspreise zeitgleich immer weiter gestiegen sind. Mittlerweile liegen die russischen Exportpreise beinahe wieder auf EU-Export-Niveau - jedoch auch deshalb, weil die Wettbewerber billiger geworden sind.

Zuletzt hat Ägypten, der weltweit größte Weizen-Importeur, erneut 240.000 t Weizen in Rußland und Rumänien gekauft. Mit 278 Dollar/t (umgerechnet 193,50 Euro/t), die für den rumänischen Weizen gezahlt wurden, wird EU-Ware beinahe auf dem selben Preisniveau wie russische Ware gehandelt, für die zuletzt 277,50 Dollar/t gezahlt werden mußten. Damit hat sich russischer Weizen zuletzt nochmals um über 10 Dollar/t verteuert.

Zum Vergleich: An der Warenterminbörse MATIF wurden die Kurse für „Mahlweizen“ gestern für die Fälligkeit November mit 197,50 Euro/t notiert, wodurch sich der Preisabstand zu Weizen aus dem Schwarzmeerraum stark verkürzt hat.

 

Preischancen für Exportweizen
Auch in diesem Jahr läuft das EU-Exportgeschäft - trotz der stark geschrumpften Lagervorräte - flott an. Angesichts der witterungsbedingten Ernteverzögerungen und der sich anzeichnenden Qualitätsprobleme befürchten die Exporteure Probleme bei der Bedienung der Exportkontrakte.

Im kommenden Monat legen im Hamburger Hafen mehrere Schiffe an, die mit neuerntigem Weizen beladen werden sollen. Zu erwarten ist, daß auch aus den Erntegebieten in der Mitte Deutschlands - stärker als sonst üblich - entsprechende Weizenqualitäten zugekauft werden müssen, um die Schiffe termingerecht beladen zu können. Im Norden Deutschlands kommt die Ernte aufgrund der anhalten Niederschläge nicht voran und die Qualitäten fallen immer weiter ab.

 

Prognose
Viele Importländer sind derzeit aktiv als Käufer am internationalen Markt. Steigende Inflationsraten bei Nahrungsmittel und die wachsende Unzufriedenheit der Verbraucher, die immer tiefer in die Tasche greifen müssen, veranlassen viele Staaten - trotz der hohen Weltmarktpreise - kontinuierlich Getreide zuzukaufen.

Nach meiner persönlichen Einschätzung dürfte der Bedarf für die anstehenden EU-Exporte in den kommenden Wochen für eine stetige Nachfrage nach qualitativ einwandfreien Backqualitäten sorgen. Ab Mitte Oktober erwarte ich zudem einen nachlassenden Wettbewerbsdruck aus Osteuropa und eine weitere Marktstabilisierung.

Dabei darf nicht außer acht gelassen werden, daß - trotz des aktuell latent nach oben gerichteten Preistrends - zeitweilig starke Preisschwankungen aufgrund der hohen Volatilität an den Börsen nicht auszuschließen sind.

 
 
 
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