Ernte 2011: Futtergerste überholt Futterweizen

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 28.07.2011


Die Ernte läuft seit Wochen, doch in den Lägern herrscht immer noch gähnende Leere. Hierzulande sorgen schwache Erträge und wachsende Qualitätssorgen für stabile Preis. Futtergerste hat das Ernteloch längst hinter sich gelassen und erzielt Preisaufschläge.

Schleppender Ernteverlauf
Immer wieder von Regen unterbrochen verläuft die Ernte in diesem Jahr nur schleppend. Die Gerstenernte wurde in vielen Regionen bereits beendet, doch selbst auf den besseren Böden enttäuschen die Erträge. Wie erwartet zogen die Preise am Kassamarkt daher inzwischen wieder leicht an (siehe hierzu auch Beitrag "Futtergerste: Hausse-Chancen" vom 13.07.2011).

Auch bei Rapssaaten bleiben die Erträge weit hinter dem üblichen Niveau zurück, liegen jedoch - je nach Bodengüte und Niederschlagsverteilung - in einer weiten Bandbreite. Dagegen konnten spätere Weizenbestände noch von den verspäteten Niederschlägen profitieren. Doch auch hier kommt die Ernte nicht voran und bleiben die Ernteschätzungen in ganz Deutschland hinter der Vorjahresernte zurück. Sorgen bereiten inzwischen auf vielen Standorten die Fallzahlen und Qualitäten bei Brotgetreide.

Nicht nur aufgrund des langsamen Erntefortschrittes laufen die Geschäfte saisonunüblich auf Sparflamme. Da das Preisniveau zum Erntestart drastisch abrutschte, lagern viele Produzenten das Erntegut zunächst ein.

 

Marktlage
Ernteausfälle rund um den Globus, Inflationsängste und die stetig steigende Nachfrage der Schwellenländer forcierten seit Mitte letzten Jahres den Preisaufschwung an den Agrarrohstoffmärkten. Im Mai 2011 erreichten die Futterweizenpreise am Kassamarkt und an den Börsen den höchsten Stand seit der Preis-Hausse der Jahre 2007/08.

Im letzten Monat beendete dann Regen nach monatelanger Trockenheit die Hausse-Phase und sorgte für Preisdruck, der durch den Start der Ernte noch verstärkt wurde. Doch nach wie vor liegen die Weizenpreise weit über dem Niveau früherer Jahre.

Anders als bei Weizen fiel der Höhenflug der Preise bei Gerste schwächer aus. Ende April lagen die Gerstenpreise am Kassamarkt rund 14 % unter denen für Futterweizen.

Doch in den letzten Wochen haben sich die Kurse zunächst immer weiter angenähert und inzwischen wird Gerste teurer gehandelt als Futterweizen. Futtergerste erzielt gegenüber Futterweizen teilweise Preisaufschläge von bis zu 8 Euro/t. Die niedrigen Ernteerträge in Deutschland und anderen EU-Ländern lassen keine Entspannung bei der Marktversorgung zu.

Nach Einschätzung der EU-Arbeitsgruppe MARS liegt die EU-Gerstenernte mit 54,15 t etwa auf Vorjahresniveau. Die Lagerbestände aus den Rekord-Ernte-Vorjahren wurden inzwischen weitgehend abgebaut und viele Produzenten haben das Erntegut in Erwartung steigender Preise eingelagert, so daß nur wenig Ware an den Markt kommt. .

Das Angebot an neuerntiger Ware fällt derzeit so gering aus, daß die Verarbeiter wieder Ware suchen und zu Preiszugeständnissen bereit sind. Teilweise stellen die Futtermischer ihre Mischungen um und weichen auf Futterweizen aus.

 

Prognose
Nachdem die Verarbeiter zunächst mit einem früheren Erntetermin gerechnet hatten, kommt infolge des zähen Ernteverlaufs nur wenig Ware an den Markt. Immer mehr Unternehmen versuchen mittlerweile, ihren Anschlußbedarf überregional zu decken und bemühen sich um überregionale Zukäufe - auch aus anderen EU-Ländern.

Der Preisauftrieb bei Futtergerste wird jedoch durch die Konkurrenz von Futterweizen gebremst. Doch auch bei Futterweizen zeichnet sich ein stabiler Preistrend ab, nachdem die Verarbeiter auf Futterweizen ausweichen.

 
 
 
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