Ernte 2011: Dürre und Nässe heizen den Markt auf

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 27.05.2011


Kräftig nach oben ging es in den letzten Tagen bei den Getreidekursen. Das problematische Anbauwetter diesseits und jenseits des Atlantik entwickelt sich im immer größeren Regionen zu einem Ernte-Desaster.

Wetterlage
Die Trockenheit in vielen Ländern der EU hält an und damit die Sorgen über die kommende Ernte. Für die letzten Tage prognostiziert der Wetterbericht eine neue Regenfront, die auch über die staubtrockenen EU-Regionen Frankreich, England und Deutschland - die größten EU-Produzenten - hinweg ziehen soll. Die Niederschlagsmengen bleiben in den meisten Anbauregionen jedoch weit hinter den Hoffnungen der Produzenten zurück. Auch für Frankreich wurden die Ernteerwartungen erneut nach unten korrigiert.

Auch in den USA können sich die Farmer nicht über großräumige Wetterverbesserungen freuen. Im Süden der USA sorgen Trockenschäden bereits für Ernteausfälle. In den nördlichen Anbaugebieten verzögert sich die Aussaat immer weiter. Regional wird eine Aussaat von Sommerweizen oder Mais immer unwahrscheinlicher. Immer stärker zeichnet sich ab, daß der Sojabohnenanbau - wo dies möglich ist - ausgeweitet werden dürfte.

In Kanada behindert weiterhin kühles und feuchtes Wetter vort allem im Osten weiter die Aussaat. Für die Ukraine und den Westen Rußlands werden für die kommenden Tage Niederschläge und kühleres Wetter prognostiziert. Tendenziell sollen sich die Wetteraussichten aber trockener entwickeln. Während Niederschläge im Norden Chinas die Wachstumsbedingungen verbessert haben, nimmt die Trockenheit in den mittleren Anbauregionen erneut zu.

 

Marktlage
Nachdem die Investoren in den letzten Wochen ihr Kapital lieber am Rohölmarkt und anderen nicht agrarischen Rohstoffen investierten, bringt die aktuelle globale Wetterlage die Spekulanten zurück in die Agrarrohstoffmärkte.

Daher heizt auch die Trockenheit in der EU die US-Märkte kräftig an. Man hofft darauf, daß der Export von US-Weizen von einem Ernteausfall in der EU profitieren kann. Daher standen gestern die Börsen diesseits und jenseits des Atlantiks standen die Börsen im Plus.

An der Börse in Paris zog der Weizen-Fronttermin sprunghaft um +8,00 Euro/t an. Der August-Termin bei Paris-Weizen notierte gestern mit 251,00 Euro/t erneut höher. Auch der August 2012-Termin schloß mit 245,25 Euro/t bzw. +3,50 Euro im Plus. Der geringe Preisabstand von nur 5,75 Euro/t fällt auf. .
An den US-amerikanischen Warenterminmärkten zogen die Back- wie auch Futterqualitäten deutlicher an, da man jetzt davon ausgeht, daß die Ernteerwartungen deutlich niedriger ausfallen, als bisher erwartet.

Die Mais-Notierungen an den US-Märkten weiter im Aufwind, da sich immer stärker abzeichnet, daß in den USA die Maisaussaat witterungsbedingt niedriger ausfallen dürfte. Chicago-Mais notierte mit umgerechnet 207,12 Euro/t deutlich unter dem Vortagesniveau.
Der Juni-Termin bei Paris-Mais zog mit 2245,25 Euro/t beziehungsweise mit +6,00 Euro deutlich an. Spätere Termine notierten zwischen +4,50 und +6,00 Euro/t.

Weniger Mais in den USA ist eigentlich gleichbedeutend mit einer Ausweitung des Sojaanbaus. Dennoch gerieten die US-Märkte (in Dollar) nicht unter Preisdruck. Statt dessen ging es bei den Kursen weiter aufwärts, nachdem die Wetterlage in den USA, die Rapsaussaat in Kanada und die Ernteaussichten für Europa eine knappe Versorgungsplage mit Ölsaaten erwarten lassen.
Der Soja-Komplex stand an den transatlantischen Börsen angesichts der Kursentwicklung anderer Agrarrohstoffe im Plus.

Der Hausse-Trend bei Agrarrohstoffen, die erneut teureren Ölpreise und die zunehmend schwächeren Ernteaussichten für 2011/12 machten auch Rapssaat teurer. Paris-Raps notierte am Handelsschluß mit 490,50 Euro/t für den August-Termin und gewann +8,00 Euro/t zum Vortag. Der Ernte-Termin August 2012 schloß mit 437,27 Euro/t und damit einem Plus von +5,00 Euro/t zum Vortag.

Nach den Kursgewinnen der Vortage notierte Braugerste im Minus. Bei Paris-Braugerste wurde die Schlußnotierung für die August-Fälligkeit mit 294,00 Euro/t im Vergleich zum Vortag um -1,75 Euro/t niedriger notiert. Spätere Termine notierten zwischen -1,75 und +4,00 Euro.

 

 

Prognose
Der Preisauftrieb an den Börsen dürfte nach meiner persönlichen Einschätzung vorerst anhalten, - zumindest, solange die "schlechten" Wetternachrichten nicht ausgehen. Damit dürften auch die Kurse an den Kassamärkten in Kürze wieder in Bewegung geraten. Der beinahe nicht mehr vorhandene Preisabstand zwischen prompter Ware am Kassamarkt und die Ernte-Fälligkeitsterminen an den Börsen sorgt inzwischen für eine zusätzliche Verknappung des aktuellen Angebotes, da Verkäufer alterntige Ware in der Erwartung weiterer Preissteigerungen zurückhalten.

Ansonsten bleibe ich bei meiner detaillierten Markteinschätzung vom 24.05.2011 in den Beitrag
"Ernte 2011: Wechselhafte Witterung - wechselhafte Kurstrends".

 

 
 
 
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24.05.2011 Ernte 2011: Wechselhafte Witterung - wechselhafte Kurstrends
   
 
 
 
 

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