Börse am Vortag: Agrarrohstoffe nehmen erneut Anlauf

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 29.03.2011


Die japanischen Reaktoren rauchen weiter und die Militäraktion in Libyen wird fortgesetzt, ohne daß eine Lösung der Krisen erkennbar wäre. Daher werden jetzt mit den ungünstigen Witterungsmeldungen von der Nord- und Südhalbkugel auch Agrarrohstoffen an den Börsen wieder attraktiver.

 

Devisen & Konjunktur
Die vielen schlechten Nachrichten aus den Euro-Schuldenländern konnten dem Euro nur wenig anhaben. Die Krisen-Meldungen aus Nordafrika, dem Nahen Osten, Japan und den Euro-Schuldenländern kommen inzwischen nicht mehr voll zum Tragen.

Trotz eines leichten Rückgangs konnte der Euro in den letzten Tagen seinen Kurs weitgehend verteidigen, zumal es keine neuen "Überraschungen" gibt. Nach wie vor wird an den Märkten auf eine demnächst anstehende Anhebung der Zinsen in der Euro-Zone durch die Europäische Zentralbank spekuliert.

Der Euro-Referenzkurs wurde gestern von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,4032 US-Dollar etwas schwächer als am Vortag festgesetzt. Heute im frühen Handel tendiert der Kurs der europäischen Gemeinschaftswährung im Vergleich zum US-Dollar wieder höher und scheint seine Vortagsverluste ausgleichen zu wollen.

 

Energie
Die Ölpreise haben ihre Preisrallye vorerst beendet, nachdem die Militäraktion in Libyen den Rebellen ermöglicht hat, die wichtigen Öl-Exporthäfen im Osten des Landes zu kontrollieren. Der Preisauftrieb ist gebrochen, so daß sich Nordsee-Rohöl knapp unterhalb der 115 Dollar-Marke eingependelt hat.

Zum gestrigen Handelsschluß wurde ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im Februar gestern mit 103,98 Dollar auf niedrigerem Niveau notiert. Nordsee-Rohöl der Sorte Brent wurde mit 114,80 Dollar festgesetzt.

 

Agrarrohstoffe
Die Hoffnung auf ergiebige Niederschläge im Süden der USA scheint sich vorerst nicht zu erfüllen, während es in den nördlichen Anbaugebieten inzwischen fiel zu feucht ist und regional sogar Überschwemmungen drohen.

An der Börse in Paris zog der Weizen-Fronttermin seit letztem Donnerstag um 17,75 Euro/t an. Der Mai-Termin bei Paris-Weizen notierte gestern mit 242,25 Euro/t erneut um +5,50 Euro höher als am Vortag. Spätere Termine erzielten ein Plus zwischen +2,00 und +5,50 Euro.
Dagegen verursachten Gewinnmitnahmen an den US-amerikanischen Warenterminmärkten bei Futter- wie auch Backqualitäten leichte Kursverluste, obwohl die Wetterprognosen keine Besserung der Anbaubedingungen erwarten lassen. Für die nächsten 10 Tage werden weiterhin zu geringe Niederschläge für die trockenen Anbaugebiete im Süden erwartet.

Mais notierte nur an den europäischen Börsen auf höherem Niveau. Der Juni-Termin bei Paris-Mais zog mit 229,00 Euro/t im Vergleich zum Vortag um +4,75 Euro an. Spätere Termine notierten zwischen +2,00 und +3,75 Euro/t. Chicago-Mais gab dagegen erneut nach. Spekulative Investoren entschieden sich für Gewinnmitnahmen, nachdem sich das US-Exportgeschäft schwächer als erwartet entwickelt.

Die Ernteverzögerugen durch die anhaltenden Niederschläge in Südamerika sind inzwischen eingepreist. Sojabohnen, Sojaschrot und Sojaöl drehten an den transatlantischen Börsen gestern - nach den Kursgewinnen der letzten Tage - wieder ins Minus. Die hohen Ernteerwartungen in Brasilien überlagern die regenbedingten Unsicherheiten (Erntefortschritt, Erntemenge, Qualität).

Paris-Raps notierte am Handelsschluß mit 477,00 Euro/t für den Mai--Termin und konnte mit einem Plus von +4,50 Euro/t die Verluste der letzten drei Wochen weitgehend wieder wett machen. Der Ernte-Termin August 2011 schloß mit 427,75 Euro/t und damit einem um +3,50 Euro höheren Kurs.

Bei Paris-Braugerste erzielte die Schlußnotierung für die Mai-Fälligkeit mit 223,50 Euro/t im Vergleich zum Vortag einen Kursanstieg um +0,75 Euro. Spätere Termine notierten zwischen +0,00 und +4,00 Euro.

 

Ausblick
Nachdem an den Märkten die zahlreichen Krisen rund um die Globus als "stabil chaotisch" gewertet werden, kehrt wieder etwas Ruhe in das Geschäft ein. Wie erwartet hat sich an den Börsen die Überzeugung durchgesetzt, daß die Versorgungslage am Realmarkt vorerst knapp bleibt, gute Qualitäten häufig schwer zu beschaffen sind und die osteuropäischen Exporteure hinsichtlich der Angebotserweiterung am Weltmarkt vorerst keine Rolle spielen.

Für den heutigen Handelstag erwarte ich persönlich, daß Agrarrohstoffe an den Börsen weitere leichte Kursgewinne erzielen können. Die Aussichten für die Ernte 2011 bestimmen bei Getreide und Ölsaaten den Preistrend. Die witterungsbedingten Anbau- und Erntebeeinträchtigungen auf der Nord- und Südhalbkugel stehen daher derzeit im Vordergrund (siehe hierzu auch die vorangegangenen Beiträge).

Der Euro dürfte im Vergleich zum Dollar heute nach meiner Einschätzung wieder Boden wett machen. Bei den Rohölpreisen erwarte ich persönlich für den heutigen Tag einen weitgehend seitwärts gerichteten Trend mit latentem Preisdruck.

 
 
 


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