Börse am Vortag: Kursanstieg nach guten Konjunkturzahlen

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 06.01.2011


Gute Konjunkturzahlen, weitere Kursanstiege an den Rohstoffmärkten und wachsende Unsicherheiten zur Ernte 2011/12 sorgen für gute Laune an die Börsen. Auch die Agrarrohstoffpreise setzen ihren Aufwärtstrend fort.

 

Devisen & Konjunktur
Recht freundlich präsentierten sich gestern die Konjunkturaussichten in der EU und den USA. In der Euro-Zone präsentierte sich der Einkaufsmanagerindex positiver als erwartet, während die Zahlen zum Auftragseingang der Industrie etwas schwächer als erwartet stiegen..

Für Deutschland gehen Prognosen von einer Abschwächung des Exportbooms der deutschen Industrie in diesem Jahr aus. Der Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) rechnet für 2011 mit einem Plus von 7 bis 6 % bei den Industrieexporten.

Größere Bedeutung wurde allerdings den neuen Daten aus den USA beigemessen. Die Zahl der Beschäftigten stieg im Dezember deutlich stärker als erwartet. Nach Informationen eines privatwirtschaftlichen Dienstleisters stieg die Zahl der privat Beschäftigten außerhalb der Landwirtschaft in den USA um 297.000. Im Vormonat hatte das Plus noch bei revidierten 92.000 gelegen.

Die guten Konjunkturaussichten in den USA belasteten den Euro. Der Euro-Referenzkurs wurde gestern von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,3213 US-Dollar auf wieder einmal niedrigerem Niveau festgesetzt. Heute im frühen Handel tendiert der Kurs der europäischen Gemeinschaftswährung im Vergleich zum US-Dollar weitgehend seitwärts.

 

Energie
Nachdem die Rohölkurse im Tagesverlauf zunächst im Minus lagen, ließ die Veröffentlichung der neuesten Zahlen zum US-Ölmarkt am Nachmittag die Kurse in die Höhe schnellen.

Die US-amerikanischen Rohöl-Lagervorräte sind in der vorangegangenen Woche um -4,2 Mio. Barrel ein weiteres Mal gefallen. Die Benzinvorräte haben sich in den USA im Wochenvergleich um 2,7 Mio. Barrel ebenfalls weiter verringert. Dagegen sind in den USA die Vorräte an Destillaten, die auch das Heizöl beinhalten, gegenüber der Vorwoche um 1,1 Mio. Barrel geklettert.

Am Kapitalmarkt erwatet man angesichts der rückläufigen US-Vorräte eine stärkere Nachfragesteigerung. Die Kurse schnellte daher am späten Nachmittag in die Höhe. Zum gestrigen Handelsschluß wurde ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im Februar gestern mit 90,30 Dollar notiert. Nordsee-Rohöl der Sorte Brent wurde mit 95,50 Dollar festgesetzt.

 

Agrarrohstoffe
Nachdem der Handelstag an den Börsen positiv startete, drehten die Kurse im weiteren Tagesverlauf zunächst deutlich ims Minus. Die neuen positiveren Konjunkturzahlen und das hohe Preisniveau an den Rohstoffmärkten brachten am Nachmittag auch die Agrarrohstoffpreise wieder in die Gewinnzone.

In Australien regnet es im Osten weiter. An den Märkten sind die Ernte- und Qualitätsprobleme in Australien inzwischen jedoch weitgehend eingepreist. Jetzt richtet sich da Interesse auf die Witterung in anderen Regionen der Welt. In wichtigen Anbauregionen Argentiniens ist es noch immer zu trocken, da die Niederschläge teilweise minimal ausfielen. Extreme Fröste und Eisregen haben im Süden Chinas zu erheblichen Ernteeinbußen geführt. Für die wichtigen Anbaugebiete in den USA wird ein Kälteeinbruch prognostiziert.

Der Januar-Termin bei Paris-Weizen notierte mit 256,50 Euro/t um +3,00 Euro höher als am Vortag. Spätere Termine zogen zwischen +2,00 und +3,00 Euro an.
Auch an den US-amerikanischen Warenterminmärkten verbuchten Futter- und Backqualitäten Kursgewinne.

Mais notierte nur an den europäischen und den amerikanischen Börsen im Plus. Der Januar-Termin bei Paris-Mais zog mit 229,25 Euro/t im Vergleich zum Vortag unverändert. Spätere Termine notierten zwischen -10,50 und +0,75 Euro/t weit streuend. Auch Chicago-Mais zog weiter an.

Sojabohnen, Sojaschrot und Sojaöl konnten nach den Kursverlusten der letzten Tage an den transatlantischen Börsen gestern wieder Gewinne verbuchen. .

Paris-Raps notierte für den Februar--Termin am Handelsschluß mit 506,00 Euro/t und verbuchte damit wieder einen Kursgewinn von +3,50 Euro zum Vortag. Der Ernte-Termin August 2010 schloß mit 448,00 Euro/t und damit einem Plus von +4,25 Euro.

Bei Paris-Braugerste blieb die Schlußnotierung für die Januar-Fälligkeit mit 275,00 Euro/t im Vergleich zum Vortag unverändert.

 

Ausblick
Die Rohstoffpreise steigen weiter steil an und haben im Dezember teilweise neue Rekordstände erreicht. Die Agrarrohstoffpreise können sowohl von der Rohstoffrallye wie auch von den unsicheren Aussichten zur Ernte 2011/12 profitieren. Seit Monaten verteuern sich Nahrungsmittel in den Entwicklungs- und Schwellenländern drastisch. Inzwischen steigen jedoch auch die Teuerungsraten in mehreren Industrieländern.

Für den heutigen Handelstag erwarte ich persönlich, daß der Aufwärtstrend bei Agrarrohstoffen anhält. Sowohl Getreide wie auch Ölsaaten dürften angesichts der Witterungsprobleme rund um den Globus im Plus stehen. In den nächsten Tagen dürften die Unsicherheiten zur Ernte 2010/11 den Markttrend bestimmen.

Allerdings steigt derzeit auch das Risiko neuer Marktstörungen. Die Staatsschulden mehrerer Länder laufen immer stärker aus dem Ruder. Die Allianz-Tochter Pimco, einer der größten Investoren in Staatsanleihen weltweit, befürchtet, daß die USA angesicht des Schuldenstandes, der anziehenden Inflation, des schwachen Dollars und des Handelsdefizites seine Bestnote, das AAA-Rating, verlieren könnte. In Japan spricht Staatsminister Sengoku davon, daß Japan finanziell am Rande eines Abgrunds stehe.

Bei unserer Gemeinschaftswährung Euro ist etwas Ruhe eingekehrt, ohne daß sich jedoch auch hierzulande etwas an der grundsätzlichen Schuldenproblematik geändert hätte. Der Euro dürfte sich im Vergleich zum Dollar heute nach meiner Einschätzung behaupten. Bei den Rohölpreisen erwarte ich keine großen Preisbewegungen. In der nächsten Zeit dürfte sich der Kurstrend nach oben allerdings moderat fortsetzen.

 
 
 


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