Börse am Vortag: Sorgen um Japan, Libyen und Portugal

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 23.03.2011


Die durch Natur, Gesellschaft und Finanzmarkt ausgelösten Krisen in Japan, Libyen und Portugal bestimmen derzeit die Kursentwicklung an den Märkten. Die Turbulenzen an den Börsen haben auch die Agrarrohstoffe in einen Abwärtsstrudel gezogen.

 

Devisen & Konjunktur
Ein schwacher Dollar und Spekulationen darüber, daß die Europäische Zentralbank bald die Zinsen in der Euro-Zone erhöhen könnte, geben dem Euro Rückenwind. Gestern ist der Euro auf den höchsten Stand seit mehr als vier Monaten gestiegen.

Der Euro-Referenzkurs wurde gestern von der Europäischen Zentralbank (EZB) mit 1,4211 US-Dollar auf etwas niedrigerem Niveau als am Vortag festgesetzt. Heute im frühen Handel tendiert der Kurs der europäischen Gemeinschaftswährung im Vergleich zum US-Dollar wieder deutlich nach unten.

Gewinnmitnahmen der Investoren am Devisenmarkt, die Befürchtung, daß die EZB die Zinserhöhung hinausschieben könnte und Ängste vor einer erneuten Zuspitzung der Schuldenkrise in Portugal belasten inzwischen wieder den Euro-Kurs. Heute wird das Parlament in Portugal über das verschärfte Sparpaket der Regierung abstimmen. Während die portugiesische Regierung versucht, mit weiteren Sparmaßnahmen die Märkte zu beruhigen, spekulieren Investoren auf ein Scheitern der Bemühungen.

 

Energie
Die Preise für Nordsee-Rohöl der Sorte Brent haben sich erneut verteuert. Die Militäraktion in Libyen, die Unruhen in anderen nordafrikanischen Staaten und im Nahen Osten wie auch die noch nicht absehbaren Konjunkturauswirkungen der Natur- und Atom-Schäden in Japan stärken den latenten Preisauftrieb am Ölmarkt.

Zum gestrigen Handelsschluß wurde ein Barrel (1 Faß = 159 Liter) der US-amerikanischen Referenzsorte West Texas Intermediate (WTI) zur Auslieferung im Februar gestern mit 104,97 Dollar wieder auf höherem Niveau notiert. Nordsee-Rohöl der Sorte Brent wurde mit 115,70 Dollar festgesetzt.

 

Agrarrohstoffe
Bei Agrarrohstoffen setzte sich an den Börsen zwar letztendlich die Ausverkaufsstimmung erneut durch, doch die Kursverluste scheinen sich allmählich abzuschwächen. Vor allem bei Weizen blieben die Kursrückgänge begrenzt.

Der Januar-Termin bei Paris-Weizen notierte mit 225,00 Euro/t um -1,00 Euro niedriger als am Vortag. Spätere Termine verloren zwischen -1,00 und -2,75  Euro.
Auch an den US-amerikanischen Warenterminmärkten verbuchten Futter- und Backqualitäten für die vorderen Fälligkeitstermine Kursgewinne. Noch immer ist es in weiten Bereichen der wichtigen US-Anbaugebiete zu trocken und die Bestände werden in ihrer Entwicklung insgesamt schlechter bewertet als im Vorjahr.

Mais notierte nur an den europäischen Börsen im Minus. Der Januar-Termin bei Paris-Mais gab mit 218,75 Euro/t im Vergleich zum Vortag unerwartet stark um -5,25 Euro/t nach. Spätere Termine notierten zwischen -4,00 und -5,75 Euro/t niedriger. Chicago-Mais zog dagegen wieder an.

Sojabohnen, Sojaschrot und Sojaöl konnten an den transatlantischen Börsen gestern wieder kleine Kursgewinne verbuchen. Die anhaltenden Niederschläge im Norden Brasiliens der letzten Tage unterbrechen die Ernte immer wieder.

Paris-Raps notierte für den Mai--Termin am Handelsschluß mit 450,25 Euro/t und verbuchte damit einen erneuten Kursrückgang um -4,50 Euro zum Vortag. Der Ernte-Termin August 2011 schloß mit 414,25 Euro/t und damit einem stattlichen Minus von -7,25 Euro.

Bei Paris-Braugerste erzielte die Schlußnotierung für die Mai-Fälligkeit mit 218,00 Euro/t im Vergleich zum Vortag einen Kursanstieg um +3,00 Euro. Spätere Termine notierten sehr heterogen zwischen -1,50 und +2,00 Euro.

 

Ausblick
Die Konflikte in Nordafrika und im Nahen Osten wie auch die Japan-Krise dominieren derzeit die Entwicklung an den Rohstoff- und Agrarrohstoffmärkten. Für den heutigen Handelstag erwarte ich persönlich, daß Agrarrohstoffe noch leicht unter Preisdruck bleiben. Doch immer stärker setzt sich auch an den Börsen die Überzeugung durch, daß die Versorgungslage am Realmarkt vorerst knapp bleibt, gute Backqualitäten häufig schwer zu beschaffen sind und die osteuropäischen Exporteure hinsichtlich der Angebotserweiterung am Weltmarkt vorerst noch keine Rolle spielen. Für die USA, die Nummer 1 unter den Weizenexporteuren, werden für die kommenden Tage nur schwache Niederschlagsmengen in einigen der wichtigen Anbaugebiete prognostiziert.

Die regenbedingten Ernteunterbrechungen im Norden Brasiliens und eine etwas schwächere Ernteschätzung in Argentinien dürften den gesamten Sojakomplex trotz der insgesamt hohen Ernteerwartungen vorerst stützen. Für den Rapssaatenmarkt dürfte dies ein positives Signal sein.

Ausschlaggebend für den Preistrend dürfte in den kommenden Wochen vor allem die weltweite Entwicklung der Konjunktur und damit die Entwicklung der weltweiten Importnachfrage sein.

Der Euro dürfte im Vergleich zum Dollar heute nach meiner Einschätzung angesichts der Schuldenprobleme Portugals schwächer gehandelt werden. Bei den Rohölpreisen erwarte ich keine großen Preisbewegungen. In der nächsten Zeit dürfte sich der Kurstrend nach oben allerdings moderat fortsetzen. Die weltweite Debatte pro und contra Atomenergie und die Erwartung, daß Länder wie z.B. Japan in den kommenden Monaten einen größeren Rohölbedarf haben werden dürften den Preisauftrieb stärken.

 
 
 


Vorhergehende Beiträge

08.02.2011 Börse am Vortag: Agrarrohstoffe wieder im Plus
06.01.2011 Börse am Vortag: Kursanstieg nach guten Konjunkturzahlen
28.12.2010 Börse am Vortag: Jahresendrallye flacht ab
22.12.2010 Börse am Vortag: Jahresendralllye geht weiter
16.12.2010 Börse am Vortag: Gewinnmitnahmen
02.12.2010 Börse am Vortag:Jahresendrallye
   
 
 
 
 

Seitenanfang