Die Weizenpreise steigen, denn die fundamentalen Daten werden immer Hausse-trächtiger. Hitze und Trockenheit in der EU. Hitze mit bis zu 40°C im Osten der USA, Trockenheit in Rußland und Australien, heftige Regenfälle in der Ukraine - die Produktionsperspektiven müssen Woche um Woche nach unten korrigiert werden.
Marktlage
Mit 148,75 Euro/t notierte der August-Termin an der europäischen Warenterminbörse Euronext, Paris auf dem höchsten Stand seit 13 Monaten. Allein seit Anfang Juni ist der Kurs um 15 % gestiegen.
Auch der Kassamarkt kann sich dem Hausse-Trend der Börse nicht entziehen, zumal die Lagerbestände in den letzten Wochen weitgehend geräumt wurden. Obwohl alterntige Ware gesucht bleibt und deutliche Aufgelder erzielt, lassen sich kaum Mengen mobilisieren.
Für die Marktbeteiligten bestimmt die Ernte 2010 inzwischen das Geschäft. Die anhaltende Trockenheit sorgt bei allen Feldfrüchten für eine schnelle Abreife und reduzierte Ertragserwartungen. Da die Bestandsentwicklung bei Mais regional deutlich beeinträchtigt ist, werden regional Gerste- und Triticaleflächen zur Verwendung als GPS für den Einsatz in Biogasanlagen beerntet. Absehbar ist daher bereits jetzt, daß der Bedarf an Futterweizen größer ausfallen dürfte.
Beachtung sollte finden, daß der Abstand zwischen Terminmarktkurs und Kassamarktpreis wieder deutlich weiter wird. Dazu weiteres unter dem Punkt Prognose.
Fakten
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Welt: Produktionsprognosen werden nach unten korrigiert
Die Preise steigen, doch weltweit sind die Weizenläger aus den letzten beiden Rekordernten nicht immer gut gefüllt. Der Marktfaktor Wetter sorgt jedoch inzwischen für Kursauftrieb. Die von Monat zu Monat reduzierten globalen Ernteerwartungen beflügeln die Marktphantasie. Fast alle wichtigen Exportländer werden in der Saison 2010/11 geringere Ernten als im Vorjahr einfahren.
In der EU die EU-Kommission ihre Produktionserwartungen Ende Juni weiter nach unten korrigiert. Vor allen schwächere Erträge infolge der ungünstigen Wachstumsbedingungen seit dem harten Winter haben die Erwartungen in den Hauptanbauländern Frankreich und Deutschland reduziert.
In Kanada rechnet man damit, daß die Ernte nach der durch Dauerregen verzögerten Aussaat später beginnt. Auch am letzten Wochenende hat es in Kanada kräftig geregnet.
Rußland hat gestern seine Ernteerwartungen aufgrund immer krasseren Trockenheit nach unten korrigiert. Auch in Kasachstan leiden die Feldbestände unter starker Trockenheit. Dagegen unterbricht heftiger Gewitterregen vor allem im Osten der Ukraine immer wieder die bereits laufende Gerstenernte.
Die Farmer in Australien warten ebenfalls dringend auf Regen, der für Donnerstag und Freitag vorhergesagt ist. Die Produktion wird für die Hauptanbaugebiete inzwischen unterhalb der bisherigen Erwartungen eingeschätzt.
In den USA, dem Weizen-Exporteur Nummer 1 am Weltmarkt, hat eine extreme Hitzewelle den Nordosten der USA mit Temperaturen bis zu 40°C voll erfaßt, während es nach kräftigen Niederschlägen in anderen wichtigen Anbaugebieten zu naß ist.
Hausse-Tendenz
Prognose
Die fundamentalen Eckdaten von Produktionserwartung und Lagerbeständen werden sich in den kommenden Tagen nach meiner persönlichen Einschätzung noch weiter durchsetzen. Man wird sehen, ob das amerikanische Landwirtschaftsministerium in seiner Juli-Prognose am 09.07.2010 den absehbar schwächeren Produktionsperspektiven Rechnung tragen wird. Ich schließe nicht aus, daß die neue US-Schätzung eine weiteren Impuls für die Fortsetzung des Haussse-Trends liefern könnte.
Absehbar ist inzwischen auch, daß Bedarf an Futterweizen steigen wird, nachdem die Mais-Produktion nicht nur in den USA kleiner als zunächst erwartet ausfällt.
Ich persönlich erwarte, daß sich an unserem heimischen Markt für neuerntigen Weizen ein stabiler Kurstrend abzeichnet. Auch während der Erntezeit rechne ich mit weitgehend festen Preisen, zumal die 2009er Lagerbestände zumeist durchgehandelt sind und die Verarbeiter mit kontinuierlichem Kaufinteresse am Markt sind.