Ölsaaten: Rapssaat steigt auf 20-Monatshoch

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 17.06.2010


Kräftig nach oben geht es derzeit bei den Kursen am Rapssaatenmarkt. Inzwischen haben die Erzeugerpreise für prompt lieferbare Ware den höchsten Stand seit November 2008 erreicht.

Marktlage
Anhaltendes Regenwetter in den Hauptanbauregionen Kanadas hat nicht nur in Kanada für steigende Rapspreise gesorgt. Seit Anfang Juni 2010 zogen die Kurse an der Warenterminbörse ICE-Kanada, Winnipeg um 19 % an. Auch in Australien und in West- und Ost-Europa setzen die Rapspreise ihren Höhenflug fort.

Die wenigen noch frei gehandelten Rapspartien erzielen inzwischen kräftige Preisaufschläge am Kassamarkt und werden inzwischen teilweise oberhalb der 315 Euro/t netto franko Landhandelslager gehandelt.

An den Warenterminbörsen zogen die Notierungen in den letzten Tagen sprunghaft an. Mit einem Plus von 3,00 Euro/t zog der August-Termin gestern an der europäischen Warenterminbörse Euronext, Paris auf 327,75 Euro/t an. Am, heutigen Vormittag setzt Rapssaat in Paris den Höhenflug fort. An der Warenterminbörse ICE-Kanada, Winnipeg zogen die Kurse für den Erntetermin November gestern um umgerechnet 10,87 Euro/t (!) auf 340,43 Euro an.

Damit liegen die Preise jenseits des Atlantiks inzwischen deutlich über den Notierungen in der EU.

 

Fakten

  • Marktfaktor "Ernteerwartung": Dauerregen in Kanada
    In Kanada scheint sich zu bestätigen, daß die Rapsaussaatfläche deutlich kleiner ausfallen wird, als ursprünglich geplant war. Dauerregen verzögert vor allem im Westen des Landes die Aussaat in wichtigen Anbauregionen. Vor allem in der Provinz Saskatchewan zeichnet sich ab, daß die Aussaat auf vielen Flächen nicht erfolgen kann. Die Landwirte in Saskatchewan bauen beinahe die Hälfte der Ernte an.
    Erst in ein bis zwei Wochen - wenn die Aussaatperiode in Kanada zu Ende geht - wird sich endgültig herausstellen, wie stark die kanadischen Ernteerwartungen nach unten korrigiert werden müssen. Schätzungen gehen derzeit von einem Flächenrückgang in Höhe von 1 bis 2 Millionen Hektar aus. Noch im April hatte das kanadische Statistikamt mit einer neuen Rekord-Anbaufläche gerechnet.
    Hausse-Tendenz

 

  • Marktfaktor "Ernteerwartung": Prognose für Australien angehoben
    In Australien konnte die Rapssaat inzwischen weitgehend abgeschlossen werden. Gestern hat das australische Landwirtschaftsministerium mit seiner Juni-Prognose die Rapssaatenernte 2010/11 mit 1,96 Mio.t prognostiziert. Damit läge die Erntemenge um 2,6 % höher als im Vorjahr. Doch mittlerweile befürchtet man, daß die schlimmste Heuschreckenplage seit zwei Jahrzehnten drohen könnte. Wissenschaftler rechnen mit dem Schlupf der Heuschrecken ab August. Derzeit werden Bekämpfungsmaßnahmen geplant.
    Hausse-Tendenz

 

  • Marktfaktor "Rohöl": Preisauftrieb
    Die Kurse am internationalen Rohölmarkt zogen in den letzten Tagen immer weiter an. Der seit einigen Tagen wieder schwächere Dollar läßt das Interesse der Kapitalanleger an Investitionen in Rohöl wieder steigen. Derzeit spricht vieles für einen weiteren Schwächetrend des US-Dollars und damit einen steigenden Rohölpreis. Das dürfte den Preisauftrieb bei Rapssaat zusätzlich stützen.
    Hausse-Tendenz

 

 

Prognose
Der Marktfaktor "Unsicherheit" beflügelt derzeit die Spekulation an den Warenterminbörsen. Das hohe Handelsvolumen an den Börsen sorgt auch an den Kassamärkten für eine lebhaftere Geschäfttätigkeit, die ihrerseits den Preisauftrieb zusätzlich beschleunigt.

Die aktuellen globalen Anbau- und Ernteaussichten lassen für die Ernte 2010/11 eine defizitäre Produktion erwarten. Sollte sich dies bewahrheiten, werden die weltweiten Lagerbestände kräftig schrumpfen, da die Nachfrage zeitgleich deutlich wächst.

Weiterhin bleiben neben den niedrigeren Ernteaussichten und dem wachsenden Verbrauch vor allem der Rohölpreis, der US-Dollarkurs und die lebhafte Nachfrage nach pflanzlichen Ölen die zentralen Preisfaktoren.

Nach meiner persönlichen Einschätzung dürften die deutlich niedrigere Ernteerwartungen im Zusammenspiel mit den erneut steigenden Energiepreisen den Aufwärtstrend am Rapssaatenmarkt weiter stützen.

 
 
 
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