Anfang Oktober hieß es an dieser Stelle noch "Sojaschwäche dämpft die Hausse". Inzwischen gibt es für die Rapspreise kein Halten mehr. Die Preise klettern unbeirrbar weiter in die Höhe.
Marktlage
Ein defizitäres Angebot bestimmt die Marktentwicklung an den heimischen, europäischen und internationalen Märkten. Im Sog der Rekord-Rohölkurse und der steigenden Preise für pflanzliche Öle verteuert sich auch Rapssaat beständig.
Die Warenterminbörse MATIF, Paris notierte am 16.10.2007 den November 2007-Termin mit 369,75 Euro/t auf dem höchsten Niveau seit dem Start des Terminkontraktes. Der November-Termin wurde damit um 12,85 Euro/t höher als im Durchschnitt der Vorwoche festgesetzt. Der Februar-Termin erzielte mit 375,75 Euro/t ein rund 40 % höheres Preisniveau als ein Jahr zuvor.
Auch an der Warenterminbörse WCE, Winnipeg/Kanada zogen die Rapskurse im Kielwasser der wieder aufstrebenden Sojanotierungen weiter an. Mit umgerechnet 311,46 Euro/t notierte der November-Termin jedoch zuletzt rund 0,73 Euro/Tonne niedriger als im Durchschnitt der Vorwoche. Im Vergleich zum Oktober des Vorjahres lag der Preis dennoch rund 40 % höher.
Sowohl an den Großhandelsplätzen (z.B. Rotterdam [Importhafen] und den Produktenbörsen) wie auch bei den Erzeugerpreisen spiegelt sich die Hausse-Stimmung wider. Mit Preisen von 310-345 Euro/t netto franko Landhandelslager bzw. 320-350 Euro/t ab Hof (Strecke) erreichen die Kurse ein immer neues Rekordniveau. Termine ab Anfang 2008 erzielen Aufschläge von etwa 7-9 Euro/t.
Die Großhandelspreise an der Produktenbörse Hamburg wurden prompte Ware zuletzt mit 365 Euro/t netto um 15 Euro höher als in der Vorwoche notiert.
An der Produktenbörse Mannheim wurden Rapssaaten auf Großhandelsebene mangels Angebot nicht notiert.
Die im Rahmen des Realpreissystems CASH! (Corporate Agro System Hessen) erhobenen Erzeugerpreise - zeigen die enge Beziehung zwischen der Kursentwicklung an der europäischen Warenterminbörse MATIF und dem Kassa-Markt. Seit Anfang 2005 zogen die von den CASH!-Betrieben erzielten Erlöse um beeindruckende 85 % (!) an. Die CASH!-Betriebe können immer öfter hohe Erzeugererlöse realisieren, die knapp unter der MATIF-Notierung liegen.
Fakten
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Welt: Produktionsdefizit wächst
Die Schätzungen der weltweiten Rapserzeugung wurde für die Saison 2007/08 inzwischen weiter nach unten korrigiert. Das amerikanische Landwirtschaftsministerium schätzt in seiner Prognose vom 12.10.2007 die globale Produktion mit 49,3 Mio.t jetzt rund 0,5 Mio.t niedriger als noch im September ein.
Die weltweiten Lagerbestände aus "alten" Ernten schrumpfen daher schneller als bisher erwartet. Da der weltweite Bedarf an Raps für Nahrung, Futtermittel und als Energierohstoff steigt, sinken die Lagervorräte auf nur noch 3,3 Mio.t.
Das entspricht einer Lagerreserve von nicht einmal einem Monat (!).
Da das weltweite Angebot an Rapssaat nach neuesten Schätzungen noch kleiner ausfallen dürfte als zunächst erwartet, ist die Verfügbarkeit an Rapsöl derart knapp, daß die Preise weltweit in die Höhe schnellen.
Hausse-Tendenz
Prognose
Ich bleibe bei der Aussage meiner vorhergehenden Prognosen und gehe davon aus, daß Rapssaaten ihr festes Niveau nicht nur verteidigen können, sondern auch noch über ein - begrenztes - Preispotential nach oben verfügen. Die fundamentalen Daten geben den Kursen durchaus noch einen Spielraum für Preisanstiege.
Zu den Hausse-Faktoren zählen:
• eine defizitäre internationale Produktion
• eine ebenfalls defizitäre Rapsernte in der EU-27
• ein steigender Bedarf der Lebensmittelbranche an Rapsöl
• eine höhere Nachfrage der Bioenergiebranche
• steigede Kurse bei allen Pflanzenölen
Auch wenn sich die Geschäfte etwas belebt haben, dürften die Umsätze in den kommenden Wochen weiterhin begrenzt bleiben, da Produzenten und Handel die Ware nur zögerlich abgeben. Auch wenn es im Tagesgeschäft immer wieder zu leichten Preiskorrekturen nach unten kommen kann, so bleibt nach meiner persönlichen Einschätzung die Hausse-Stimmung am Markt preisbestimmend.
Für die Ernte 2008 bieten sich mit Preisgeboten von 320-330 Euro/t ex-Ernte franko Landhandelslager weiterhin attraktive Vermarktungsmöglichkeiten. Ab-Hof lassen sich sogar bis zu 10 Euro/t mehr erzielen.