Schlachtschweine: Talsohle erreicht

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 30.10.2007


Erstmals hat sich die Stimmung am Schlachtschweinemarkt verbessert. Auf den EU-Beschluß, Zuschüsse zur privaten Lagerhaltung zu gewähren, reagierte der Markt zunächst mit Euphorie. Dennoch: Das Angebot ist zu groß und eine echte Marktentlastung ist erst in 2-3 Wochen zu erwarten.

Marktlage
Zur Entlastung des Binnenmarktes hat der Verwaltungsausschuss der EU-Kommission am 18.10.2007 die Bezuschussung der privaten Lagerhaltung (PLH) von Schweinefleisch beschlossen. Seit dem 29.10.2007 können private Lagerhalter bei der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) wieder Anträge auf Gewährung von Beihilfen zur privaten Lagerhaltung von Schweinefleisch stellen. Gewährt werden EU-Zuschüsse zu den Lagerkosten, sofern sich die Lagerhalter zu einer Einlagerungsdauer von 3 bis 5 Monaten verpflichten. Damit soll der Markt entlastet werden.

Die EU-Entscheidung sorgte bei den Marktbeteiligten zunächst für eine euphorische Stimmung. Vor allem die Kurse an den Warenterminmärkten reagierten sofort mit Kursanstiegen. Doch inzwischen ist wieder eine gewisse Ernüchterung eingetreten, da an den Kassamärkten das real noch immer hohe Schlachtschweine-Angebot den Markt prägt.

So konnte die EU-Entscheidung zur PLH auch nicht verhindern, daß der Vereinigungspreis am 19.10.2007 nochmals um 5 Cent/kg SG zurückgenommen wurde. Erst am letzten Freitag kam der Preisabsturz zum Stillstand und der V-Preis wurde unverändert notiert mit 1,31 Euro/kg Schlachtgewicht ohne MwSt bei 56 % MFA frei Schlachtstätte bezogen auf die Euro-Referenz-Maske.

Nach wie vor ist das Schlachtschweine-Angebot nur schwer zu platzieren. Die Schlachtunternehmen verweisen auf Preisabschläge im Fleischteilehandel.

 

Fakten

  • Sauenschlachtungen in Deutschland kräftig gestiegen
    Die rückläufigen Schlachtschweinepreise sorgen dafür, daß die Sauenschlachtungen deutlich in die Höhe schnellen. Seit Jahresbeginn bis Mitte Oktober wurden in Deutschland nach Mitteilung der ZMP rund 815.000 Sauen der Handelskasse M1 in- und ausländischer Herkunft geschlachtet, das waren rund 8 % mehr als im Vorjahreszeitraum. In der zweiten Oktober-Woche betrug der Vorsprung gegenüber 2006 sogar knapp 12 %.

    In Zeiten ruinöser Ferkelpreise selektieren die Ferkelerzeuger ihre Bestände stärker als bisher oder geben die Sauenhaltung völlig auf. Ab Februar/März nächsten Jahres ist folglich mit einem kleineren Ferkelangebot zu rechnen.

 

  • Stabilisierung am EU-Schlachtschweinemarkt
    Auch in der EU stabilisieren sich die Schweinepreise auf niedrigem Niveau. Nachdem die Kurse in allen Regionen der EU seit Anfang des Jahres zulegen konnten, geben die Kurse seit Mitte des Jahres wieder deutlich nach. Vor allem in Spanien führt ein Angebot, das die Nachfrage deutlich übersteigt, zu einem wahren Preisabsturz.


    Der Beschluß der EU zur PLH hat in allen westeuropäischen Regionen für eine freundlichere Stimmung gesorgt. Erstmals seit Wochen glauben die Marktbeteiligten daran, daß Preistal in Kürze überwunden werden kann.
    Hausse-Tendenz

 

Prognose
Das Schlachtschweine-Angebot dürfte in dieser Woche erstmals wieder etwas geringer ausfallen. Der Feiertag in einigen Regionen Deutschlands dürfte jedoch eine Entspannung bei der Angebotssituation verhindern, so daß nach meiner Einschätzung lediglich stabile Kurse zu erwarten sind.

Bessere Exportzahlen in Richtung Osteuropa sollten jedoch in der Folgewoche dafür sorgen, daß die Auszahlungspreise der Schlachtunternehmen - so meine Einschätzung - erstmals wieder angehoben werden. Zum Ende der Woche rechne ich mit einem Plus beim Vereinigungspreis von etwa 3 Cent/kg SG.

Mit einer Marktentlastung durch die PLH rechne ich erst in 2-3 Wochen, da erst seit Anfang der Woche Anträge - die ja noch genehmigt werden müssen - bei der BLE gestellt werden können.

 
 
 
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