Ferkel: Die Krise zieht Kreise

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 10.10.2007


Katastrophal! Das ist die einzige Beschreibung, die derzeit auf den Ferkelmarkt zutrifft. Mit dem erneuten Preiseinbruch am Schlachtschweinemarkt gerieten auch die Ferkelpreise wieder unter Druck.

Marktlage
Auf den niedrigsten Stand seit Anfang 1999 sind diie Nutzferkel-Preise am freien Markt zwischenzeitlich abgesackt. Mit nur noch 37,65 Euro für ein 28-kg-Ferkel (100er Partie) liegen die Preise in Hessen aktuell 40 % unter dem Niveau vom März 2006.

Eine ganze Reihe von Baisse-Faktoren bringt die Ferkelerzeuger an den Rand der Existenzkrise:
• schwierige Absatzlage infolge geringer Aufstallbereitschaft der Mäster
• drastisch gestiegene Futterkosten
• anziehende Energiekosten
• EU-weit niedrigere Schlachtschweinepreise
• neue Rekordhöhen des Euro im Vergleich zum US-Dollar (erschwerter Schweinefleischexport)

Das Angebot an Nutzferkeln fällt derzeit europaweit zu groß für die zögerliche Nachfrage der Mäster aus. Die Ferkelpreise geraten daher immer stärker unter Druck. Rekordpreise für Futtergetreide und Eiweißfuttermittel verteuern die Ferkelerzeugung zudem dramatisch.

Die Erzeugerpreise spiegeln die negative Stimmung wider. In allen Preisregionen Deutschlands gaben die Preise weiter nach. In Baden-Württemberg wurden Ferkel in der letzten Woche mit 26-33 Euro je 28-kg-Ferkel so billig wie sonst nirgendwo in Deutschland gehandelt. Auch in den meisten anderen EU-Erzeugerländern gingen Kurse stark zurück.

Die Warenterminbörse RMX, Hannover notierte am 09.10.2007 den Oktober 2007-Termin mit 29,80 Euro/Ferkel, d.h die Kurse lagen rund 1,53 Euro bzw. 5% unter dem Durchschnittskurs der Vorwoche. Der November-Termin wurde mit 32,80 Euro/Ferkel um 3 Euro höher notiert.

 

Fakten

  • Steigende Importe aus Dänemark und den Niederlandene
    Das Importvolumen an Ferkeln aus anderen EU-Ländern - vor allem aus Dänemark und den Niederlanden - wächst weiter. Trotz der schwachen Ferkelpreise kommen die dänischen und niederländischen Ferkelerzeuger mit den aktuellen Preisen deutlich besser zurecht als die deutschen Sauenhalter, da die größeren Tierbestände eine günstigere Produktion ermöglichen.

    Mit einem Produktionseinbruch in Dänemark und den Niederlanden ist daher auch nicht zu rechnen. Die Ferkelimporte aus diesen beiden Ländern dürften eher noch ansteigen. In dem Zeitraum Januar bis Juli 2007 wurden bereits 2,6 Mio. Ferkel - vorrangig aus diesen beiden Ländern - importiert.

    Die Grafik zeigt die Importsteigerung von 2005 auf 2006, die Importe von Januar bis Juli 2007 sowie eine Schätzung der Gesamtimporte bis zum Jahresende 2007 (roter Balken).


    In Deutschland steht die Ferkelproduktion vor einem radikalen Strukturwandel. Betriebe mit großen Beständen werden die Produktion weiter ausbauen. Kleine Sauenbetriebe werden aus der Produktion ausscheiden oder im geschlossenen System produzieren.

 

Prognose
Vielen Ferkelerzeugerbetrieben geht immer mehr die Puste aus. Absehbar ist jedoch, daß in einigen Monaten eine Trendwende zu erwarten ist - doch bis dahin bleiben die Marktaussichten bitter. Die knappe Futterversorgung wird für hohe Produktionskosten und der schwächere Schweinefleischexport für niedrige Schweinefleischpreise und eine begrenzte Nachfrage der Mäster sorgen.

Angesichts der katastrophalen Einkommenssituation sollten die Ferkelerzeuger die Gelegenheit zur Selektion der Sauenbestände nutzen.

Die umfangreicheren Sauenschlachtungen sind nicht nur Ausdruck fehlender Renditeaussichten - sie lassen auch erwarten, daß die Ferkel im nächsten Jahr knapp werden. Dann werden es die Mäster sein, die in die Renditefalle geraten, da ein knappes Ferkelangebot unweigerlich für steigende Ferkelpreise sorgen wird.

Nach meiner persönlichen Einschätzung dürfte es ab März 2008 zu einer Entspannung am Ferkelmarkt kommen. Die bis zum Beginn der Ernte 2008 hohen Futterkosten in der Schweinemast, dürften jedoch die Markterholung dämpfen. Erst ab Mitte 2008 rechne ich mit deutlichen Preisanstiegen. Dennoch erwarte ich, daß das dann knappere Ferkelangebot für wieder steigende Preise sorgt. Doch bis dahin ist die Zeit noch lang ...

 
 
 
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