Rapssaat: Im Bann des Sojamarktes


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 30.07.2014


Im Kielwasser steigender Sojapreise schaffte Rapsaat letzte Woche die Preiswende nach oben. Jetzt sorgen gute Wetterprognosen für die US-Sojaanbaugebiete erneut für Preisdruck am Ölsaatenmarkt.

 

Marktlage
Noch bis Anfang letzter Woche hatten die Rapssaatenkurse den Rückwärtsgang eingelegt. Hohe Ernteerwartungen für Rapssaat in der EU-28 und für Sojabohnen in den USA hatten die Kurse an der Warenterminbörse in Paris empfindlich abrutschen lassen. Seit Mitte April waren die Rapskurse für die August-Fälligkeit damit um rund 18 % abgerutscht. Seit Anfang letzter Woche haben sich die Rapskurse etwas erholen können und zogen seitdem um gut 3 % bzw. um 10,50 Euro/t wieder an.

Seit Mitte April geriet auch der Kassamarkt in den Abwärtssog der Warenterminbörsen. Mit einem Preisabsturz von rund 27 % bzw. etwa 109 Euro/t für prompte Ware fällt der Rückgang für die Rapsproduzenten inzwischen noch deutlich größer aus.

Seitens der Landwirte besteht daher derzeit wenig Interesse, die neue Ernte zu verkaufen. Viele Anbieter haben sich daher für die Einlagerung entschieden und warten die weitere Entwicklung der Preise zunächst ab. Die Angebotslage fällt inzwischen so dünn aus, daß die Ölmühlen zuletzt wieder zur Zahlung kleiner Prämien bereit waren, um ihren Anschlußbedarf zu decken.

Temperaturen in den USA


Auch auf Großhandelsebene haben die Preise zuletzt wieder angezogen. Am Montag wurden an der Produktenbörse Mannheim die Großhandelspreise um 6 Euro/t netto höher als in der Vorwoche notiert. Am gestrigen Dienstag lag das Plus an der Produktenbörse Hamburg (Hafenstandort) für prompte Lieferungen bereits bei 20 Euro/t zur Vorwoche.

Auch für Rapslieferungen an den Kanalplätzen müssen die Käufer tiefer in die Tasche greifen. Mit 330 Euro/t netto FOB Mosel mußten gestern 22 Euro/t mehr als eine Woche zuvor gezahlt werden.

 

 

Fakten

  • EU: Neue Allzeit-Rekordernte
    In Deutschland ging die Ernte in den vergangenen Tagen bei günstigen Bedingungen flott voran. Lediglich in den Späterntegebieten und in den norddeutschen Starkregen-Regionen hinkt die Ernte hinterher.
    In der EU zeichnet sich die größte jemals gedroschene Rapsernte ab. Nicht nur die hohen Erträge in den "TOP-5-Erzeugerländern" Deutschland (+3 %), Frankreich (+21 %), Polen (+11 %), Tschechien (-4 %) und Rumänien (+49 %) lassen die Erntemenge steigen. Auch in anderen EU-Staaten wie Ungarn oder Bulgarien setzen neue Rekordmarken.

    Das private deutsche Analystenhaus OilWorld erwartet mit 22,7 Mio.t Rapssaat eine Ernte, die selbst das bisherige Rekordjahr 2009 übersteigt (21,8 Mio.t). Das französische Analystenhaus Tallage schätzt in seinem Monatsbericht die EU-Rapsernte auf 22,5 Mio.t und damit um 6,6 % höherer als im Vorjahr. Der europäische Getreidehandelsverband Coceral sogar davon aus, daß mit 22,8 Mio.t rund 2,2 Mio.t Raps mehr geerntet werden als im Vorjahr.

    Temperaturen in den USA


    Auch die EU-Kommission hat Anfang Juli ihre Ernteprognose um 0,3 Mio.t nach oben korrigiert. Mit 21,5 Mio.t rechnet man jetzt mit einer um 2,9 % bzw. um 0,6 Mio.t größeren Ernte als im Vorjahr. Da nur mit einem Ansteig des Verbrauchs um 0,5 Mio.t gerechnet wird, ist eine weiterer Anstieg der EU-Lagervorräte zu erwarten.

     Baisse-Signal

 

  • Ukraine: Unveränderte Exporterwartungen
    In der Ukraine haben die Aussaatprobleme im vergangenen Herbst die Ernteerwartungen sinken lassen. Private Analysten gehen von einer Ernte zwischen 1,9 und 2,2 Mio.t aus. Damit würde die ukrainische Rapsernte rund 13 % kleiner als im Vorjahr ausfallen. Die ukrainischen Exporterwartungen liegen dennoch bei 2,0 Mio.t, da im Land selbst nur wenig Raps verarbeitet wird. In der Ukraine wird Rapssaat gezielt für den Export angebaut. In den letzten Jahren war die Ukraine daher auch ein wichtiger Lieferant für den EU-Markt. Im Vorjahr wurden rund 1,7 Mio.t Rapssaat in die EU exportiert.

     Baisse-Signal

 

  • Welt: Bedarfsdeckend - aber nur bei normalem Witterungsverlauf
    Das private deutsche Analystenhaus OilWorld erwartet, daß die Welt-Rapsernte mit 68,1 Mio.t etwas kleiner als im Vorjahr (69,7) ausfällt. Doch für die gesamte Welt-Ölsaatenproduktion 2014/15 wird mit einem Anstieg auf 505 Mio.t (VJ: 488,4) gerechnet. Vor allem die um 7 % größere Welt-Sojabohnenernte läßt die globale Ölsaatenbilanz komfortabel ausfallen.

     Baisse-Signal aufgrund der komfortablen globalen Versorgungslage

 

 

Prognose
Inzwischen sind die Rapssaatenpreise wieder völlig in den Bann der hohen Ernteerwartungen bei Sojabohnen geraten.
Da die Meteorologen für die USA milde Temperaturen die kommenden Tage im "Mittleren Westen" und Regen für die "Südlichen Ebenen" prognostizieren, sind die Sojakurse an der Warenterminbörse in Chicago in dieser Woche wieder in die roten Zahlen geraten und lassen damit auch die Rapssaaten wieder abbröseln
Auch die guten Wachstumsbedingungen in den Präriestaaten in Kanada verpassen den Canola-Rapskursen an der Warenterminbörse in Winnipeg erneut einen Dämpfer.

Nach meiner persönlichen Meinung dürften zunächst diese Baisse-Signale die Preisbildung am Rapssaatenmarkt dominieren. Die hohen Erntemengen in der EU und die steigenden EU-Lagerbestände verstärken den latenten Preisdruck.

Zudem verstärkt die Diskussion um eine Reduzierung der Biodiesel-Beimischungsquote zu Mineralöldiesel den Preisdruck zusätzlich. Ab 2015 soll eine Umstellung der Bewertung von Biokraftstoffen auf Basis der Vermeidung von Treibhausgasen erfolgen.

 
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