Rapssaat: Preisdruck verstärkt sich


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 02.06.2014


"Bärische" Stimmung macht sich am Rapssaatenmarkt breit. Bisher fiel der Kursrückgang für prompte Lieferungen begrenzt aus. Doch die 2014er Rapsernte hat in den letzten Wochen den Rückwärtsgang bereits stärker eingelegt. Heute ist an der Börse in Paris der Ernte-Termin unter die 350 Euro-Marke gesackt.

 

Marktlage
Noch im März und April verursachten die Ukraine-Krise und die schlechten Anbaubedingungen in Nordamerika ein kleines "Zwischenhoch" am Rapssaatenmarkt. Doch seit Anfang Mai sorgen abbröckelnde Rapspreise bei den Produzenten für Enttäuschung.

Denn Regen in der EU, der Schwarzmeerregion und in den USA hat den Ölsaatenmarkt abgekühlt. Die besseren Anbaubedingungen und Ernteerwartungen haben die Stimmung am Rapssaatenmarkt drehen lassen. Am Kassamarkt ließen sich für Ware aus der Ernte 2013 Ende Mai nur noch 360 bis 385 Euro/t netto erzielen. Damit lag das Preisniveau rund 18 % bzw. mehr als 80 Euro/t unter den Preisen vor einem Jahr.
Für die Ernte 2014 wurden mit 335 bis 345 Euro/t netto je nach Liefermenge und Parität noch nahezu unveränderte Preise angeboten. Doch vor einem Jahr pendelte der ex-Ernte-2014-Preis noch bei 390 bis 420 Euro/t netto.

Auch an den Börsen zeigt der Preistrend weiter nach unten. Ende letzter Woche wurde der Rapssaaten-Future zur August-Fälligkeit an der Warenterminbörse in Paris mit 350,50 Euro-Marke notiert. Heute mittag ist das Kursniveau unter die 350 Euro-Marke und damit auf den niedrigsten Stand seit Ende Januar abgesackt.
An der Warenterminbörse in Winnipeg, Kanada liegt der November-Termin inzwischen mit umgerechnet 317,60 Euro/t deutlich unterhalb des Niveaus der EU-Börse.

Auch die hohen Sojakurse an der Börse in Chicago/USA und der hohe Rohölpreis konnten die Rapssaatenpreise in den letzten Wochen nicht stabilisieren. Allerdings waren einige Ölmühlen zuletzt wieder zur Zahlung kleiner Prämien für "Restposten" aus der alten Ernte bereit, um ihren Anschlußbedarf zu decken. Neugeschäfte mit 2014er Ware kommen jedoch nur selten zustande, da viele Landwirte nicht bereit sind, auf dem abgesenkten Preisniveau Lieferverträge abzuschließen..

Temperaturen in den USA


Auch auf Großhandelsebene haben die Rapssaatenkurse ihre Talfahrt fortgesetzt. In der letzten Woche gab Rapssaat zur Juli-Lieferung an den Produktenbörsen zwischen 2 und 4 Euro/t nach.

 

 

Fakten
Noch immer bestimmt latenter Preisdruck den Kurstrend am internationalen Rapssaatenmarkt. Doch inzwischen schwächt sich der Preisdruck leicht ab, zumal die Welt-Rapsernte 2014 etwas niediger geschätzt wird.

Der Internationale Getreiderat (IGC) rechnet in seiner Ende Mai veröffentlichten Prognose mit einem Rückgang der globalen Rapsernte um 4 % zum Vorjahr auf 67,9 Mio.t. Das Analystenhaus Oilworld erwartet mit 68,3 Mio.t eine um 2,3 % kleinere Ernte.

Nicht nur für Kanada wird ein Produktionsrückgang (je nach Analystenhaus zwischen 11 und 18 %) prognostiziert, sondern auch für Australien (minus 11 bis 13 %) und die Ukraine (minus 10 bis 14 %). In Kanada sind es die witterungsbedingt verzögerte Aussaat und die Auswirkungen der Transportprobleme, in Australien regionale Trockenheitsprobleme und in der Ukraine die Aussaatprobleme im vergangenen Herbst, die die Ernteerwartungen sinken lassen.

Die EU-Rapsernte prognostiziert der IGC dagegen mit 21,5 Mio. t rund 3 % höher als im Vorjahr. Das Analystenhaus Oilworld hat seine Ernteerwartungen auf 21,9 Mio.t angehoben und erwartet damit ein Plus von 2,8 % zur Vorjahresernte (21,3 Mio.t). Für Deutschland liegen die Schätzungen unverändert bei 5,7 Mio.t und damit 1,7 % unter der Vorjahresernte.

Temperaturen in den USA

 

 

Prognose
Bei den Produzenten wächst das Interesse, angesichts der fallenden Preise jetzt doch noch Rapsgeschäfte ex-Ernte unter Dach und Fach zu bringen. Doch Geschäfte kommen nur selten zustande, da die Käufer ihre Aktivitäten stark zurückgefahren haben und auf weitere Preisrückgänge spekulieren.

Nach meiner persönlichen Meinung dürften zunächst Baisse-Signale die Preisbildung am Rapssaatenmarkt dominieren. Denn die Preisbildung bei Geschäften mit Ware aus der nächsten Ernte 2014/15 steht ganz im Zeichen der hohen Ernteerwartung. Die guten Ernteaussichten für die EU und die stabilen EU-Lagerbestände verstärken den latenten Preisdruck. Auch die Aussaatverzögerungen in Kanada und die niedrigen Soja-Lagerbestände in den USA können den Preisdruck lediglich leicht abbremsen.

Die Diskussion um eine Reduzierung der Biodiesel-Beimischungsquote zu Mineralöldiesel verstärkt den Preisdruck zusätzlich. Ab 2015 soll eine Umstellung der Bewertung von Biokraftstoffen auf Basis der Vermeidung von Treibhausgasen erfolgen.

 
Vorhergehende Beiträge
17.04.2014 Rapssaat: Festere Preise
27.03.2014 Rapssaat: Ende der Hausse?
10.03.2014 Rapssaat: Hausse- versus Baisse-Faktoren    *** Nur für CASH!-Mitglieder ***
14.02.2013 Rapssaat: Auf der Bugwelle des Sojamarktes
25.09.2013 Rapssaat: Soja gibt den Takt vor
   
 
 

Seitenanfang