Ölrausch: Rapsöl boomt


Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 26.06.2001


Die Erwartungen der Marktbeteiligten wachsen zur Zeit schier in den Himmel. Die Spekulationen darüber, welcher Preise der Rapssaat in der kommenden Saison beschert sein wird bewegen sich zwischen 37 und 50 (!) DM/dt. In der Diskussion um RME und GV-freies-Rapsöl gewinnt man den Eindruck, das gelbe Gold des Ackers sei gerade erst erfunden worden.

Wenn derart extreme Preisdifferenzen genannt werden, lohnt es sich, einen etwas genaueren Blick auf die Bedingungen des Öl- und Rapssaatenmarktes zu werfen.

Marktlage
In Kürze werden die ersten umfangreichen Lieferungen an Sojabohnen und Sojaschrot aus Südamerika erwartet. In Erwartung nachgebender Preise kaufen Landwirte und Verarbeiter momentan nur den dringendsten Bedarf zu.

Seit der zweiten Juniwoche geht es nicht nur an der Warenterminbörse in Chicago mit den Sojanotierungen, sondern auch am Devisenmarkt mit dem US-Dollar kontinuierlich bergab. Nachdem die Wetterverbesserung in den USA doch wieder eine Soja-Rekordernte erwarten läßt, geben die Kurse seit dem 12.06. spürbar nach. Noch immer liegen die Sojaschrotpreise in Deutschland für 43/44er Ware ab Ölmühle zwischen 46 und 48 DM/dt.

Am EU-Rapsmarkt wird es mit der näher rückenden Ernte immer ruhiger. Hier blieben die Soja-Kursrückgänge weitgehend ohne Auswirkungen. Während 2000er Rapsschrot leicht erhöht zu Preisen um 33,50 DM/dt ab Hamburg abgegeben wird, notierte Rapsschrot aus der kommenden Ernte zunehmend fester. Die Mischfutterindustrie ist hier nicht zu umfangreich versorgt.

Fakten Welt
Die zu Ende gehende Saison erbrachte mit einer Weltproduktion von 309,9 Mio. t Ölsaaten eine Rekordernte, die von der nächsten Ernte noch übertroffen werden dürfte.

Angaben in Mio.t
Ölsaaten weltweit
Sojabohnen weltweit
Sojabohnen USA
 
Produktion
Endbestände
Produktion
Endbestände
Produktion
Endbestände
1997/98
286,97
24,80
158,07
21,6
73,18
5,44
1998/99
294,13
31,41
158,83
26,19
74,60
9,48
1999/00

302,96

34,18
159,71
27,15
72,22
7,90
2000/01
309,94
33,67
172,43
29,20

75,38

7,34
2001/02: Prognose im
Juni 2001
319,00
 
 
 
81,20
 
Quelle: USDA

Das amerikanische Landwirtschaftsministerium schätzt die Ernte der wichtigsten Ölsaaten im Wj 2001/02 auf den Rekord von 319 Mio. t. Trotzdem war der Weltbestand aller Ölsaaten in den letzten Jahren aufgrund des wachsenden Verbrauchs leicht rückläufig.

Die mit Abstand wichtigste Ölsaat sind die Soja-bohnen, deren bedeutendster Produzent die USA mit über 40 % der Weltproduktion sind. Trotz immer neuer Rekordernten ermöglichte die Exportstrategie der USA in den letzten Jahren einen Abbau der Endbestände, während der weltweite Sojaendbestand leicht wuchs.

Der weltweite Verbrauch steigt. Im der nächsten Saison dürfte der Import Chinas aufgrund einer geringeren Eigenproduktion den Rekord von 13,5 bis 14,5 Mio. t erreichen.

Fakten EU
Am Rapsmarkt herrscht Goldgräberstimmung. Glaubt man den euphorischen Markteinschätzungen mancher Marktbeteiligter, so tun sich mit der Produktion von Food- und Non-Food-Raps Reichtum bescherende Ölfelder auf.

Tatsache ist, daß die Nahrungsmittelindustrie einen erhebliche höheren Bedarf an Rapsöl hat als in den Vorjahren. Um den EU-Verbrauchern den Verzehr GVO-haltiger Nachrungsmittel zu ersparen, wurde Sojaöl in erheblichem Umfang durch Rapsöl ersetzt. Hier haben die US-Farmer mit ihrem wachsenden Anteil an GV-Sojabohnen den EU-Landwirten eine echte Steilvorlage geliefert.

Fakten Deutschland
Zu dem zweiten Förderfaktor haben - wenn auch unfreiwillig - die deutsche Bundesregierung in ungewollter Gemeinsamkeit mit der OPEC den Rapserzeugern verholfen. Ökosteuer, Förderbegrenzungen bei Rohöl und Bezinknappheit in den USA lassen bei uns seit Monaten die Biodiesel-Zapfsäulen heiß laufen.

Für den Verbraucher ist der Umstieg von Diesel auf RME seitdem nicht nur von ökologischem, sondern auch von ökonomischem Interesse.

Mit 43,00 bis 44,50 DM/dt frei Mühle hat Raps aus der kommenden Ernte ein attraktives Niveau erreicht, daß die Auswirkungen der Agenda 2000-Prämienabsenkungen abfedert. Non-food-Raps wird nur geringfügig unter den Kursen für food-Ware gehandelt.

Prognose
Der Wettermarkt USA wird die Sojapreise bestimmen. Ich erwarte - solange die Wachstumsvoraussetzungen halbwegs gut bleiben - weitere Schwächetendenzen durch die US-Ernteerwartungen, die durch den schwächeren US-Dollars noch verstärkt werden.

Völlig atypisch hat sich der EU-Rapsmarkt aufgrund der Nachfrage-/Absatzsituation von dieser Entwicklung abgekoppelt und dürfte sein Preisniveau behaupten. Nach meiner Meinung sind weitere Preisverbesserungen im Verlauf der Saison eng an die Entwicklung am Brennstoffmarkt gekoppelt. Mit Beginn der Einlagerung für den Winter könnten steigende Brennstoffpreise bereits im Sept/Okt zu höheren RME-Rohstoffpreisen bzw. höheren Rapspreisen führen.

Übersicht

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