Ernte 2014: USDA prognostiziert Ernterekorde


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 13.08.2014


Mit seiner August-Prognose hat das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) seine Ernteerwartungen noch einmal nach oben geschraubt. Gestern haben die Rekord-Ernteerwartungen den Börsenkursen erneut einen Dämpfer verpaßt. Welche Signalwirkung hat dies für den Kassamarkt?

 

Globale Versorgungslage 2014/15
Seit Wochen sind angesichts hoher Ernteerwartungen auf der Nordhalbkugel die Börsenkurse und die Kassamarktpreise immer weiter abgebröckelt.
Gestern (12.08.2014) hat das US-Landwirtschaftsministerium seine USDA-August-Prognose veröffentlicht und seine Ernteerwartungen damit noch einmal nach oben korrigiert.

Die neuen Angebot-Nachfrage-Zahlen der US-Analysten prognostizieren neue globale Rekordernten. Ob Weizen, Mais, Reis oder Sojabohnen - die Ernteerwartungen liegen auf einem neuen Allzeit-Hoch. Bei Weizen haben die US-Analysten ihre Ernteschätzung im Vergleich zum Vormonat gleich um fast 11 Mio.t nach oben korrigiert. Bei Grobgetreide wurden die Ernteerwartungen um 6,6 Mio.t und bei Körnermais um 4,4 Mio.t angehoben.

Für die höheren Ernteerwartungen bei Weizen sind vor allem China und Rußland verantwortlich. Das USDA hat seine Prognose für China um 2 Mio.t auf 126 Mio.t angehoben, für Rußland um 6 Mio.t auf 59 Mio.t und für die Ukraine um 1 MIo.t auf 22 Mio.t.

Da nach USDA-Einschätzung die globale Produktion den weltweiten Weizen-Verbrauch mit 707 Mio.t (VJ 706) und den weltweiten Mais-Verbrauch mit 969 Mio.t (VJ 951) deutlich übersteigt, wachsen die internationalen Endbestände weiter an. Da der Mais-Bertrauch jetzt höher eingeschätzt wird als vor einem Monat, weist die Statistik jetzt nur noch ein Anwachsen der Lagerendbestände auf 188 Mio.t aus. Als Grund für den höheren Verbrauch sieht das USA eine steigende Nachfrage im Export und bei der Ethanolproduktion.


Auch bei Sojabohnen wird eine neue Rekordernte erwartet. Mit 304,7 Mio.t Bohnen haben die US-Analysten ihre Erwartungen im Vergleich zum Vormonat zwar leicht nach unten korrigiert, doch im Vergleich zum Vorjahr soll die Welt-Produktion noch immer um 7,3 % steigen.

Die weltweite Rapsernte schätzen die US-Analysten mit 70,4 Mio.t zwar um 1,2 % niedriger als im Vorjahr ein, doch angesichts der hohen Lagervorräte aus vorangegangenen Ernten steigen auch hier die Endbestände um 11,6 % weiter an.

 

 

 

Prognose
Die August-Prognose des USDA hat für die Investoren an den Agrarrohstoff-Börsen für allem ein Signal: Die Marktversorgung wird sehr komfortabel, - um nicht zu sagen: üppig -, geschätzt. Daß in der nächsten Zeit an den Börsen Knappkeits-Spekulationen für Kursauftrieb sorgen könnten, ist derzeit eher unwahrscheinlich.

Zudem dämpfen erneut schwache Konjunkturerwartungen für China, die EU, Japan und andere Wirtschaftszonen die Rendite-Hoffnungen an den Börsen zusätzlich. Die geopolitische Krise in der Ostukraine hat zudem zu einem Stillstand bei den Investitionen in Rußland geführt. Der Internationale Währungsfonds sieht für Rußland in diesem Jahr statt 1,3 % nur noch 0,2 % Wirtschaftswachstum, knapp an der Rezession.

Am Kassamarkt hält der Preisdruck bei Futtergetreide nach meiner Einschätzung kurzzeitig an, da die Marktakteure die Baisse-Signale noch hoch gewichten. Gute Backqualitäten erzielen dagegen weiterhin Prämien - trotz der höheren globalen Ernteerwartungen. Denn die Produzenten lagern angesichts des niedrigen Preisniveaus Brot- wie auch Futtergetreide zunächst lieber ein.

Aufgrund des geringen ex-Ernte-Angebotes müssen Käufer für Qualitätsweizen und bei dringendem Bedarf immer öfter Prämien von 3 bis 10 Euro/t "über Matif" je nach Qualität, Parität und Liefertermin gewähren. Inzwischen sind auch zusätzliche Prämien für höhere Rohproteinwerte im Gespräch.

Im internationalen Geschäft werden dagegen die hohen russischen Ernte- und Exporterwartungen als klares Schwächesignal für die Preise gewertet. Der Preistrend im Exportgeschäft wird daher nach meiner Einschätzung vorerst von den höheren globalen Produktionserwartungen bestimmt.

 

Fazit:
Der harte Wettbewerb im internationalen Exportgeschäft und die Qualitätsprobleme bei EU-Weizen dürften nach meiner Einschätzung bei Backqualitäten den Preisspielraum nach oben vorerst begrenzen. Stärkere Hausse-Signale sind nach meiner Einschätzung erst dann zu erwarten, wenn sich für anstehende Ernte auf der Südhalbkugel Produktionsausfälle abzeichnen.
Am Rapssaaten-Markt zeichnen sich inzwischen Produktionsrisiken für Australien und Kanada ab. Dennoch dürften zunächst noch die von der Rekord-Sojaernte ausgehenden Baisse-Signale für Preisdruck sorgen.

 
 
 
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