Futtergerste: Niedrige Ernte - hohe Preise

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 13.09.2011


Nicht nur in der EU, sondern weltweit bleibt die Gerstenernte 2011/12 hinter dem Bedarf zurück. Die Angebotslücke kann nur durch Lagervorräte aus vorherigen Ernten geschlossen werden. Das knappe Angebot sorgt für hohe Preise.

 

Marktlage
Wie erwartet hat die defizitäre Ernte die Preise am Futtergerstenmarkt bereits während der Erntezeit nach einem leichten Kursrückgang wieder oben klettern lassen (siehe auch Beitrag "Futtergerste: Hausse-Chancen" vom 13.07.2011).

Bereits die Erntepreise gaben einen Vorgeschmack auf die Faktoren, die auch in den kommenden Wochen den Markttrend bestimmen werden.

Von Preisdruck am Gerstenmarkt konnte in diesem Jahr nicht die Rede sein. Die schwachen Ernteaussichten in der EU und die gravierenden Ernteprobleme in Deutschland sorgten für ein anhaltend hohes Preisniveau und ermöglichten teilweise sogar Preisaufschläge.

Wurden am Anfang der Ernte noch Preise von 160 bis 180 Euro/t netto geboten, so werden Geschäfte inzwischen zu Preisen in der weiten Spanne von 185 Euro/t bis 207 Euro/t netto franko Landhandelslager abgeschlossen - je nachdem, wie dringend die Ware von den Käufern benötigt wird.

Viele Produzenten spekulieren auf weitere Preisanhebungen, und schieben Verkäufe zunächst weiter hinaus. Daher fällt die derzeitige Marktversorgung aus der heimischen Ernte derzeit so gering aus, daß sich die Verarbeiter zunehmen um Zukäufe aus anderen Ländern bemühen.

 

 

Fakten

  • Welt: Niedrige Ernteerwartungen
    Der Internationale Getreiderat (IGC) schätzt die Angebotslücke in seinem Ende August veröffentlichten Bericht auf fast 6 Mio.t. Der Produktions-Schätzung in Höhe von 133,2 Mio.t soll ein weltweiter Verbrauch von 139,0 Mio.t gegenüberstehen.

    Daher dürften auch in der laufenden Saison die Lagerbestände weiter schrumpfen. Prognostiziert wird ein Abbau der Vorräte um 21 % auf nur noch 21,6 Mio.t Gerste. Damit dürften die weltweiten Gerstenreserven auf den niedrigsten Stand seit 2007/08 fallen.

     Hausse-Tendenz

 

  • EU: Erntedefizit - geringes Exportpotential
    Besonders eng sieht die Versorgungslage in der EU aus, wo die diesjährige Gerstenernte zum zweiten Mal in Folge defizitär ausfällt. Nach einem schwierigen Anbaujahr sollen in den EU-Mitgliedsländern nur 52 bis 53 Mio.t Gerste gedroschen worden sein, womit das ohnehin schon niedrige Vorjahresniveau von 53,2 Mio.t noch unterschritten würde. Zur Ernte 2009 konnten die EU-Landwirte noch 62 Mio.t Gerste in die Läger bringen.

    Zwei Defizitjahre haben die EU-Lagervorräte auf nur noch knapp 5 Mio.t abschmelzen lassen. Damit schrumpfen die Endbestände auf dem niedrigsten Stand seit 8 Jahren.

    Nachdem die EU 2010/11 noch 4,8 Mio.t Gerste exportieren konnten, fällt das für den Export verfügbare Angebot in der laufenden Saison überraschend niedrig aus. Nur 1,5 Mio.t stehen aus statistischer Sicht zur Verfügung. Selbst traditionelle Käufer wie Saudi-Arabien


    Die absehbar enge Versorgungsbilanz hat die Gerstenpreise in den letzten Wochen nicht nur im Inland gestärkt. Auch im internationalen Geschäft hat sich Gerste verteuert.

     Hausse-Tendenz

 

Prognose
Aktuell bleiben die Märkte knapp versorgt und die Lagervorräte schrumpfen. Doch "Knappheit" bedeutet nicht "Mangel" - auch wenn nach wie vor nur wenig freie Ware an den Markt kommt. Immer mehr Verarbeiter versuchen daher, ihren Anschlußbedarf überregional zu decken und bemühen sich um Zukäufe - auch aus Drittländern. Damit müssen deutsche Produzenten befürchten, Marktanteile zu verlieren, denn jede Tonne Importgerste läßt auch den Bedarf an heimischer Ware sinken.

Der Preisauftrieb bei Futtergerste wird zudem durch die Konkurrenz von Futterweizen gebremst. Nach meiner persönlichen Einschätzung spricht Vieles dafür, mit Teilverkäufen auf der einen Seite den Bedarf des Marktes zu bedienen und auf der anderen Seite auch in der kommenden Zeit von dem latenten Preisauftrieb zu profitieren.

Nicht übersehen werden sollte zudem, daß der Preisspielraum nach oben deutlich kleiner ausfallen dürfte als in der vorherigen Saison. Nicht auszuschließen sind zudem auch krasse Preisschwankungen durch den Störfaktor "Finanzmarkt".

 
 
 


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03.07.2009 Ernte 2009: Niedrigere Futtergerste-Produktion
   
 
 
 
 

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