Weizen: Stabile Preise trotz russischer Billig-Offerten

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 01.08.2011


Mit Billig-Offerten erobern russische Exporteure am Weltmarkt verlorene Marktanteile zurück. Doch auch der EU-Weizen-Export startete lebhaft. Nach dem Kurssturz zum Erntestart sorgen die anhaltenden Ernteprobleme und das Exportgeschäft für einen weiterhin stabilen Preistrend.

Marktlage
Seitdem sich Rußland und die Ukraine als Exporteure am Weltmarkt zurückgemeldet haben, lastet latenter Preisdruck auf dem Weizenmarkt. Die Schwarzmeer-Exporteure können mit Billig-Offerten Marktanteile zurückgewinnen. Vor allem Rußland ist seit Anfang Juli wieder am Weltmarkt, nachdem dieser am 15. August 2010 aufgrund der monatelangen Dürre eingestellt worden war.

Mit einer aggressiven Preispolitik locken russische Anbieter derzeit ihre Kunden und sorgen für volle Auftragsbücher. Russischer Weizen wird derzeit bis zu 35 Euro/t günstiger angeboten als Herkünfte aus der EU oder den USA. Zuletzt kaufte Ägypten 240.000 t russischen Weizen zu umgerechnet rund 179 Euro/t fob. Die Frachtkosten von Rußland nach Ägypten werden von der EU-Kommission derzeit mit umgerechnet 11,00 bis 12,00 Euro/t kalkuliert.

 

Mit preisgünstigen "Sonderangeboten" gelingt es derzeit russischen Anbietern, ihr Exortvolumen stark auszubauen. Man befürchtet, daß zu einem späteren Zeitpunkt möglicherweise doch noch Exportrestriktionen das Geschäft behindern könnten.

 

Fakten

  • EU: Exportgeschäft startet lebhaft
    Dennoch ist die EU im Exportgeschäft alles andere als abgehängt. Das Exportjahr 2011/12 startete sehr lebhaft. Für diese Woche hat die EU-Kommission erneut Exportlizenzen über 382.000 t Weizen erteilt, darunter 76.000 t für deutsche Herkünfte. Damit überschreiten die Exportlizenzen im laufenden Wirtschaftsjahr mit 977.000 t den Stand zur selben Zeit des Vorjahres um 5,4 %. Die Importlizenzen summieren sich inzwischen bereits auf fast 2,2 Mio.t.

     Hausse-Tendenz

  • Rußland: Super-Sommer-Sonderangebote
    Die Russische Getreideunion hat angesichts der besseren Witterungsverhältnisse als im Vorjahr ihre Prognose für die Getreideernte 2011 von den früheren 85-90 Mio.t auf 89-92 Mio.t nach oben korrigiert. Dioe Weizenernte wird auf 58 Mio.t geschätzt.

    Das russische Landwirtschaftsministerium rechnet mit einer Getreideernte zwischen 85 und 90 Mio.t. Der Inlandsbedarf an Getreide und Getreideerzeugnissen wird auf 70 Mio.t geschätzt. Daher hat das russische Landwirtschaftsministerium inzwischen seine Exportprognose von 18 auf 20 Mio.t Getreide nach oben korrigiert. Andere Analysten prognostizieren für Rußland ein Exportpotential bei Getreide von bis zu 25 Mio.t im laufenden Wirtschaftsjahr.


    Die Getreideernte 2010 erreichte in Rußland nach Angaben der russischen Statistikbehörde nur 60,9 Mio.t betragen, nachdem extreme Hitze, Dürre und Flächenbrände im Sommer 2010 ein Drittel der russischen Getreidebestände vernichtet hatten.
    Oil World erwartet aufgrund hohen EU-Bedarfs einen Anstieg der EU-Importe um 23 % auf 3,1 Mio.t (Vj.: 2,52). Die EU - bis 2004/05 noch Netto-Exporteur - dürfte damit zum weltweit größten Rapssaaten-Importeur werden.


     Baisse-Tendenz

 

Prognose
Aktuell bieten die russischen und ukrainischen Exporteuere Weizen noch zu Schnäppchenpreisen am Weltmarkt an. Die Befürchtung, daß zu einem späteren Zeitpunkt erneut Exportrestriktionen die Geschäfte erschweren könnten, sorgt für ein großes osteuropäisches Angebot.

Doch inzwischen fallen die russischen Rabatte bereits wieder etwas geringer aus. Denn die defizitäre Weizenproduktion sorgt für eine flotte internationale Nachfrage. Die Importländer nutzen die Gelegenheit, ihre Vorräte zu den derzeit etwas günstigeren Weltmarktpreisen wieder aufzufüllen.

Auch am deutschen Markt wie in der gesamten EU kommt aufgrund des zähen Ernteverlaufs so wenig Ware an den Markt, daß bei einigen Verarbeitern die Vorräte knapp werden. Die anhaltenden Ernteunterbrechungen sorgen für Unsicherheit hinsichtlich der Erntemenge und der Qualitäten. Nur sporadisch kommen neue Geschäfte zustande, so daß mittlerweile immer mehr Unternehmen versuchen, ihren Anschlußbedarf überregional zu decken.

Nach meiner persönlichen Einschätzung dürfte die schwache Marktversorgung aus der laufenden Ernte dürfte dafür sorgen, daß Weizen vorerst sein Preisniveau weitgehend behaupten kann. Trotz des aktuell latent nach oben gerichteten Preistrends sind dabei zeitweilig starke Preisschwankungen aufgrund der hohen Volatilität an den Börsen nicht auszuschließen. Ab Mitte Oktober erwarte ich einen nachlassenden Wettbewerbsdruck aus Osteuropa und damit stärkere Hausse-Signale.

 
 
 
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