Börsenkrise gebannt - Wetterängste am Kassamarkt

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 10.08.2011


Monatelang fiel kaum ein Tropfen und jetzt sorgt beinahe täglich Regen für Ernteunterbrechungen. Die Sorgen um Fallzahlen und Schwärzepilze wachsen und das Zeitfenster für die Beerntung qualitativ einwandfreier Partien beginnt sich langsam zu schließen. Mit Preisaufschlägen versuchen die Verarbeiter freie Ware zu mobilisieren.

 

Marktlage
Nicht nur die Landwirte sorgen sich um die Erntequalität der noch auf dem Halm stehenden Bestände. Der beinahe täglich lokal auftretende Regen verzögert die die Ernte immer weiter und die Erntequalitäten fallen zunehmend heterogen aus. Regional hat Starkregen für eine längere Erntepause gesorgt.

Die Verkaufsbereitschaft der Produzenten bleibt gering - viele Landwirte bedienen die abgeschlossenen Vorverträge und lagern die die noch freie Ware lieber erst einmal ein. Man spekuliert darauf, daß das Angebot an Qualitätsgetreide weit hinter den bisherigen Erwartungen zurück bleiben könnte. Die Folge: Es kommen nur geringe neue Umsätze zustande.

Bei einigen Verarbeitern werden die Vorräte inzwischen knapp, da nur sporadisch neue Geschäfte zustande kommen. Um ihren Anschlußbedarf zu decken, versuchen mittlerweile immer mehr Unternehmen, ihren Bedarf überregional zu decken oder mit Preisaufschlägen Ware zu mobilisieren. Für Weizen und Körnermais werden derzeit - mit regionalen Unterschieden - Preisaufschläge bis zu 20 Euro/t netto "über Matif" geboten, um Ware an den Markt zu locken.

In den letzten Wochen haben sich die Kurse von Futterweizen und Futtergerste zunächst immer weiter angenähert. Inzwischen wird Gerste preisgleich oder sogar teurer gehandelt als Futterweizen. Futtergerste erzielt gegenüber Futterweizen teilweise Preisaufschläge von bis zu 6 Euro/t. Die Futtermittelhersteller versuchen teilweise auf Futterweizen auszuweichen.

Doch nicht nur der Ratingschck oder die fundamentalen Daten von Angebot und Nachfrage steuerten seit der letzten Wochen den Preistrend.

Auch die preisgünstigen "Sonderangebote" aus Rußland haben den EU-Exporteuren die Geschäfte am Weltmarkt erschwert. Obwohl der Export auch in diesem Jahr recht flott in Gang kommt, sorgt der russische "Billig-Weizen" für ein schwierigeres Marktumfeld.

 

Prognose
Die Stimmung an den Märkten hat sich seit gestern leicht entspannt. So können am heutigen Handelstag die Börsenkurse bei Weizen, Rapssaat & Co. einen kleinen Teil ihrer Kursverluste wieder aufholen.

Nachdem die Käufer an den Kassamärkte in den letzten Tagen mit Kaufzurückhaltung auf die unsichere Marktentwicklung reagiert haben und die Verarbeiter zunehmend Ware suchen, dürften nach meiner persönlichen Einschätzung
• die niedrigeren Ernteerwartungen,
• die Qualitätssorgen und
• der flott anlaufende EU-Getreide-Export
in der nächsten Zeit für stabile Preise und - bei drängendem Bedarf der Verarbeiter - sogar für Preisaufschläge sorgen - sofern keine neuen Marktstörungen auftreten.

Allerdings begrenzt die russische Konkurrenz am Weltmarkt den Preisspielraum nach oben. Doch inzwischen fallen die russischen Rabatte wieder etwas geringer aus. Doch auch wenn der Discount für Weizen von anfänglich 40-50 $/t auf mittlerweile 15-25 $/t zurückgenommen wurde, so bleibt dennoch ein gravierender Wettbewerbsvorteil für russische Ware.

 
 
 
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