Ölsaaten: Schwaches Rapsangebot - Starke Preise

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 18.11.2010


Verschnupft reagierte der Rapssaatenmarkt in den letzten Tagen auf die „Störfaktoren“, die der internationale Markt aussandte. Nach dem Kursrückgang der letzten Tage, hat der Markt heute wieder auf einen erholungstrend eingeschwenkt.

Marktlage
Turbulenzen am Devisenmarkt, Kursverluste bei Rohöl, ein Preisrückgang bei pflanzlichen Ölen und der Schwächetrend des Sojakomplexes (Sojabohnen, Sojaschrot und Sojaöl) führten zu einem Rückgang der Notierungen an den Warenterminbörsen.

Rapserzeuger, Handel und Verarbeiter reagieren verunsichert auf den Schwächetrend und warten die weitere Marktentwicklung vorerst ab. Auch der Kassamarkt geriet in den Sog der negativen Vorgaben. Seit Wochen kommen nur vereinzelt Geschäftsabschlüsse zustande, da die Produzenten in der Hoffnung auf weitere Preisanstiege nur wenig Ware offerieren.

Inzwischen ist das Geschäft allerdings weitgehend zum Erliegen gekommen, da jetzt die Verarbeiter die weitere Kursentwicklung abwarten.

Am Wochenanfang konnten sich die die Erzeugerpreise für prompte Ware am hiesigen Kassamarkt noch weitgehend behaupten und tendierten seitwärts. Die Preisgebote für Raps ex Ernte 2011 mußten jedoch innerhalb weniger Tage Abschläge von rund 10 Euro/t in Kauf nehmen.

Nach dem kräftigen Preisauftrieb der letzen Wochen ließ die Unsiocherheit über schwache US-Konjunkturzahlen und die erwartete Leitzinserhöhung in China die Kurse an den Terminbörsen in den Tagen nach unten korrigieren. An der Warenterminbörse MATIF, Paris und der Warenterminbörse WCE, Kanada wurden Kursverluste notiert.

 

Fakten

  • Deutschland: Größere Rapsanbaufläche zur Ernte 2011
    Obwohl die Aussaatbedingungen in vielen deutschen Regionen alles andere als günstig waren, wird zur Ernte 2011 mit einer weiterhin hohen Anbaufläche gerechnet. Die attraktiven Rapssaatenpreise haben viele Landwirte bewogen, ihre ursprüngliche Aussaatpläne beizubehalten. Nach Einschätzung des Ölsaatenverbandes UFOP, bleibt die Winterraps-Anbaufläche in Deutschland mit rund 1,45 Mio. ha lediglich geringfügig ( 1,5 %) unter dem Niveau der Ernte 2010. Für Hessen wird ein deutlicherer Rückgang der Anbaufläche um 3,4 % auf 66.300 ha prognostiziert. Aufgrund der problematischen Aussaatbedingungen bleiben jedoch erhebliche Unsicherheiten. Im Vergleich zu den Vorjahren weisen viele Bestände Auflaufprobleme und Entwicklungsverzögerungen auf.
    Baisse-Tendenz

 

  • EU-27: Kleinere Rapsanbaufläche zur Ernte 2011
    F ür die EU, weltweit größter Raps-Produzent, werden für 2011 ein Rückgang der Anbaufläche und eine geringere Ernte prognostiziert. Schätzungen gehen von einem Produktionsrückgang um knapp 3 % aufgrund schlechter Aussaatbedingungen und einer regional unbefriedigenden Bestandsentwicklung aus.
    Hausse-Tendenz

 

  • Ukraine: Rapsanbaufläche zur Ernte 2011 stark eingeschränktx
    Nach den Auswinterungsverlusten des letzten Winters und den dürrebedingten Ertragsausfällen liegt die Rapsanbaufläche in der Ukraine zur kommenden Ernte mit 1,03 Mio.ha erheblich unter der Aussaatfläche des Vorjahres (1,54 Mio.ha). Die Vegetationsentwicklung verlief bisher allerdings günstig.
    Hausse-Tendenz

 

  • Australien: Große Raps-Ernte 2010/11 erwartet
    Der australische Ölsaaten-Verband hat seine Schätzung der Rapssaaten-Produktion für die Saison 2010/11 (bis Ende März 2011) gegenüber der Vormonatsprognose um 1 % auf 2,05 Mio.t gesenkt. Trotz der niedrigeren zahlen wird damit dennoch eine um 7,9 % höhere Produktion als im Vorjahr (1,9 Mio.t) erwartet.

    Die offizielle Ernteschätzung geht für dieses Erntejahr von einer Raps-Produktion in Höhe von 2,23 Mio.t aus, was sogar einem Anstieg von 17 % gegenüber dem Vorjahr entsprechen würde. Sollten sich diese Erwartungen bestätigen, ist auch mit einem deutlich größeren australischen Exportangebot zu rechnen. Im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahren lag die Ernte bei 1,39 Mio,t, wovon rund 779.000 t jährlich exportiert wurden.
    Baisse-Tendenz

 

 

Prognose
Neben der defizitären Ernte 2010/11, den schnell schrumpfenden Lagerbeständen und dem wachsenden Verbrauch 2011/12 bleiben vor allem der Rohölpreis, der US Dollarkurs und die lebhafte Nachfrage nach pflanzlichen Ölen die zentralen Preisfaktoren.

Die EU weit knapp Versorgungsbilanz dürfte auch in den kommenden Wochen für ein hohes Preisniveau sorgen. In der aktuellen Woche könnte nach meiner persönlichen Einschätzung der Preistrend wieder nach oben drehen.

Die hohe Nachfrage nach nachhaltiger Rapssaat dürfte auch über den Jahreswechsel hinaus zunächst anhalten. Vorerst lassen sich die benötigten Fehlmengen an Nachhaltigkeits-zertifizierten Ölen über Importe nicht ausreichend abdecken. Doch bereits ab März muß mit einem steigenden Import an zertifiziertem Palmöl für den Energiesektor gerechnet werden.

Die weitere Preisrichtung wird bereits heute durch die Ernteaussichten für 2011 und damit durch die Witterung in den wichtigen Anbauländern bestimmt.

 
 
 
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