Soja: Kursrutsch nach Rekordernte-Prognose

S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 13.01.2010


Die internationalen Preise sind seit Mitte letzter Woche auf einen Baisse-Kurs eingeschwenkt und inzwischen auf den niedrigsten Stand seit Mitte November gefallen. Denn es wird eine neue globale Soja-Rekordernte erwartet. Erzeuger hierzulande merken von dieser Entwicklung bisher nur wenig.

Marktlage
Um rund 3 % rutschten die Sojabohnen-Preise an der Warenterminbörse CBOT gestern ab. Damit setzte sich der seit sechs Tagen anhaltende Abwärtstrend weiter fort. Mit umgerechnet rund 246 Euro/t netto wurde der Front-Termin rund 23 Euro unter dem Höchststand in der Vorwoche notiert und damit auf dem niedrigsten Stand seit Mitte November 2008.

Ausgelöst wurde der Kursrutsch durch die Januar-Prognose des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums, das seine globale Soja-Ernteschätzung nach oben korrigiert hat. Die US-Analysten haben im Vergleich zum Vormonat - wie erwartet - ihre Ernteerwartung um über 3 Mio.t auf 253 Mio.t angehoben. Eine höhere Ernte 2009/10 wird jetzt für die USA und Brasilien prognostiziert.

Der Anteil der US-Sojaernte schrumpft leicht auf 36 %, so daß den Ernteerwartungen Südamerikas und dem Importbedarf Chinas eine wachsende Bedeutung zukommt.

Unsicherheit bezüglich der Ernte in Südamerika und eine anhaltend hohe Importnachfrage Chinas haben in in den letzten Wochen für steigende Preise gesorgt. Am internationalen Markt gaben die Kurse in den letzten Tagen deutlich nach. Hierzulande zogen die Endkunden- und Großhandelspreise dagegen weiter an, da Sojaschrot derzeit nur knapp am Markt verfügbar ist. Einerseits erschwert und verteuert das winterliche Wetter den Transport. Andererseits werden Zukäufe auf spätere Termine verschoben, da man mit weiteren Preisrücknahmen rechnet.

 

 

Fakten

  • Welt: Wachsende Endbeständet

    Äußerst komfortabel dürfte die Sojabohnenversorgung 2009/10 ausfallen. Das jedenfalls lassen die neusten Zahlen des US-amerikanischen Landwirtschaftsministeriums vom 12.01.2010 zur globalen Sojabohnenbilanz erwarten. Mit 253,38 Mio.t wird eine neue Allzeit-Rekordernte erwartet.

    Die US-Analysten gehen davon aus, daß die weiter ansteigenden US-Sojaexporte zwar zu einem Rückgang der US-Lagerbestände führen. Doch für Argentinien, Brasilien und Paraguay werden trotz steigender Exporte wieder steigende Endbestände aus der laufenden Saison prognostiziert. Daher dürften die weltweiten Lagerbestände erstmals seit zwei Jahren wieder spürbar ansteigen.

    Preiswirksam sind vor allem die prognostizierten Lagerbestände der südamerikanischen Exporteuere.

    Baisse-Tendenz

 

Prognose
Die neue Zahlen zur Versorgungsbilanz haben eine Trendwende an den Märkten ausgelöst. Auch am Sojabohnen-Markt überwiegen derzeit die Baisse-Faktoren. Die Anhebung der Sojabohnen-Produktion und -Endbestände bringt zusätzlichen Preisdruck, der sich nach meiner persönlichen Einschätzung in den kommenden Wochen noch verstärken dürfte.

Ich erwarte, daß hierzulande die Sojapreise zunächst nur allmächlich nachgeben, da bis zum März die USA die Hauptanbieter am internationalen Markt bleiben und daher das Weltmarkt-Preisniveau dominieren werden. Doch bereits im Februar dürften die Kurse stärker ins Rutschen geraten. Erst dann dürfte das Interesse der europäischen Importeuere wieder steigen und das europäische Angebot größer ausfallen. Denn Anfang März startet die Ernte in Brasilien, so daß in den europäischen Häfen das US-Angebot ab Mitte April durch Ware aus Südamerika ergänzt werden wird.

Für die USA wird für dieses Jahr (2010) mit einer weiteren Ausweitung der Soja-Anbaufläche gerechnet, da wochenlange Niederschläge und zuletzt Schnee teilweise die Winterweizenaussaat verhindert haben. Diese Flächen dürften die US-Farmer in diesem Jahr vor allem mit Mais und Sojabohnen bestellen.

 
 
 


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