Bio-Energie: Biodiesel - ein Geschäft mit satten Renditen
S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 04.11.2005


Die Nachfrage nach Biodiesel boomt. Mineralölpreise, die inzwischen offenbar kein Limit mehr kennen, machen Produktion und Einsatz von Biodiesel immer attraktiver. Eine neue Branche etabliert sich.

Marktlage
Der Markt für Biodiesel (RME) wächst weiter mit rasantem Tempo. Beste Erlösmöglichkeiten bescheren den Veresterungsanlagen eine Produktion nahe der Kapazitätsauslastung.

Die Raffinerien berichten einhellig, daß die Nachfrage kaum bedient werden kann. Zeitweilig ist RME auf Großhandelsebene quasi ausverkauft. Stark gestiegene Dieselpreise haben den Absatz an Spediteure wie auch über Tankstellen an PKW-Fahrer rasant in die Höhe getrieben. Mit der Möglichkeit der Beimischung von bis zu 5 Prozent zum mineralischen Diesel hatte die Nachfrage seit 2004 kräftig zugenommen.

 

Fakten

  • Fossiler Diesel bestimmt den Biodiesel-Preis
    Theoretisch müßte es der Rapsölpreis sein, der als Ausgangsprodukt den Biodieselpreis bestimmt. Der "Flower-Power-Sprit" ist ein einheimisches, vom Dollarkurs unabhängiges Produkt, auf das weder Mineral- noch Öko-Steuer erhoben werden. Die derzeit niedrigen Rapsölpreise sollten folglich Garant für niedrige Biodiesel-Preise sein.

    In der Praxis stellt sich jedoch heraus, daß der RME-Preis regelrecht am Diesel-Preis "klebt". An der Tankstelle kostet Biodiesel durchweg ca. 8-11 Cent weniger als fossiler Diesel - vollig unabhängig von den Rapsölpreisen. Zu berücksichtigen ist dabei, daß der Rapsöl-basierte Biokraftstoff einen um ca. 5 % geringeren Energiegehalt aufweist. Lagen die Biodieselpreise im Juni 1999 noch bei 0,53 Euro/L ohne MWSt ab Zapfsäule, so erreichten die Verbraucherpreise im Oktober 2005 mit 0,89 Euro/L ihren bisherigen Höchststand.

    Fazit: Der Weltmarkt für Rohöl bzw. Treib- und Brennstoffe bildet den Preisrahmen für Biodiesel. Die derzeit deutlich niedrigeren Rapsölpreise bleiben bei der Preiskalkulation außen vor.
    Hausse-Tendenz im Gefolge steigender Energiepreise

 

  • Rapsöl profitiert vom Biodiesel-Boom
    Nicht nur die Hersteller von Biodiesel, sondern auch die Ölmühlen profitieren von dem starken Absatz in diesem Marktsegment. Nach Aussage der UFOP hat sich "der Absatz von Biodiesel über derzeit rund 1.900 Tankstellen in Deutschland in nur zwei Jahren auf 476 Mio. Liter verdoppelt. Diese Menge reicht, um den durchschnittlichen Jahresbedarf von weit über 300.000 Pkw zu decken. Biodiesel ist damit der am besten verfügbare und etablierte alternative Kraftstoff überhaupt."

    Der Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB) erwartet einen Ausbau der Verarbeitungskapazitäten der Ölmühlen für Raps, dem hierzulande wichtigsten Rohstoff für Biodiesel, in den nächsten Jahren von heute 5 auf bis zu 7 Mio. Tonnen. Die Produktionskapazitäten in der zweiten Verarbeitungsstufe, den Veresterungsanlagen, die aus Rapsöl Biokraftstoff herstellen, sind in den letzten zwölf Monaten von 1,2 Mio. Tonnen auf rund 2 Mio. Tonnen bis zum Jahresende 2005 gestiegen – und der VDB erwartet ein weiteres Wachstum auf bis zu 3 Mio. Tonnen im Jahr 2006.

    Nachdem die Mineralölunternehmen seit dem letzten Jahr ihrem Dieseltreibstoff bis zu 5 % Biodiesel beimischen können, werden 40 bis 45 % des in Deutschland verkauften alternativen Treibstoffs in diesem Marktsegment veräußert. Weitere 50 % gehen an Speditionen und Tankstellen. Außerdem ist der Einsatz von Biokraftstoffen seit der Kürzung der Steuerbegünstigung für Agrardiesel auch in der Landwirtschaft zunehmend interessant geworden. Hier werden inzwischen rund 5 % des gesamten Absatzes vertrieben.

    Pflanzliche Öle werden derzeit auch weltweit gut nachgefragt. Nicht nur in vielen EU-Ländern, sondern inzwischen auch weltweit wird mit wachsender Tendenz pflanzliches Öl zu RME verestert. In den kommenden Jahren ist folglich mit einem wachsenden Bedarf an Rapsöl und anderen pflanzlichen Ölen zu rechnen.
    Hausse-Signal

 

  • Biodiesel - ein Geschäft mit satten Renditen
    Der Tankstellenpreis für RME zog seit Mitte 1999 von rund 0,55 Euro/L ohne MwSt im Schlepptau steigender Treibstoffpreise auf bis heute ca. 0,89 Euro/L ohne MwSt an. Der Großhandelspreis bzw. der Abgabepreis ab Veresterungsanlage liegt mit inzwischen 0,80 Euro/L fob Werk rund 9 Cent niedriger. Der Preisabstand ergibt sich aus 2 bis 5 Cent für Fracht und Zwischenhandel sowie 5 Cent Gewinnmarge für den Tankstellenbetreiber. Der Weltmarktpreis für Rapsöl liegen derzeit bei 0,58 Euro/L fob Ölmühle ARAG. Bei Produktionskosten zwischen 7 bis 10 Cent in größeren Veresterungsanlagen fahren die Produzenten derzeit satte Gewinne ein.

    Kein Wunder also, daß neue Produktionsanlagen nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa nur so aus dem Boden schießen. Die Änderung des Mineralölsteuergesetzes zur Mineralölsteuerbegünstigung von Biokraftstoffen im Jahr 2004 hat eine regelrechte Investitionswelle ausgelöst.

    Da das Angebot der deutschen Ölmühlen nicht ausreicht, um den steigenden Bedarf der Veresterungsanlagen zu decken, wächst allmählich auch der Import von Raps und Rapsöl - sowohl von freier wie auch von Anbauvertragsware - die vorrangig aus anderen EU-Ländern importiert wird.
    Hausse-Signal

 

Prognose
Die Biodiesel-Produzenten können im Schlepptau der krass gestiegenen Mineralöl-Preise attraktive Renditen erwirtschaften und damit eine schnelle Amortisation ihrer Investitionen erreichen.

Derzeit sind deutlich sinkende Mineralöl-Preise nicht in Sicht. Der hohe Treibstoff-Preis dürfte auch weiterhin zu einem sehr starken Nachfragezuwachs bei Biodiesel führen, da die Endverkaufspreise etwa 10-11 Cent unter dem Dieselpreis liegen.

Verschärft wird die knappe Angebotslage zudem durch die Beimischung von bis zu 5 % Biodiesel zum Mineraldiesel. Die Biodiesel-Veresterungsanlagen laufen an der Kapazitätsgrenze. Trotz der geplanten Produktionsausweitungen ist noch kein Ende der knappen Versorgungslage in Sicht. Die Produzenten signalisieren, bis Ende des Jahres weitgehend ausverkauft zu sein.

Nach meiner Einschätzung dürfte sich Biodiesel auch in den kommenden Monaten eng am Mineraldieselpreis orientieren. Die guten Gewinnmargen der Ölmühlen und Veresterungsanlagen dürften für stabile Preise am Rapsöl-Markt sorgen. Damit sind - nach meiner Erwartung - am Rapssaaten-Markt zwar keine Höhenflüge, wohl aber stabile bis leicht erhöhte Preise zu erwarten.

 
 
 
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20.12.2004Bio-Energie: Nachfrage-Boom am Biodiesel-Markt
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