Die Nachfrage nach Biodiesel boomt. Mineralölpreise, die
inzwischen offenbar kein Limit mehr kennen, machen Produktion und Einsatz von
Biodiesel immer attraktiver. Eine neue Branche etabliert sich.
Marktlage
Der Markt für Biodiesel (RME) wächst weiter mit rasantem Tempo. Beste Erlösmöglichkeiten
bescheren den Veresterungsanlagen eine Produktion nahe der Kapazitätsauslastung.
Die Raffinerien berichten einhellig, daß die Nachfrage
kaum bedient werden kann. Zeitweilig ist RME auf Großhandelsebene quasi ausverkauft.
Stark gestiegene Dieselpreise haben den Absatz an Spediteure wie auch über Tankstellen
an PKW-Fahrer rasant in die Höhe getrieben. Mit der Möglichkeit der Beimischung
von bis zu 5 Prozent zum mineralischen Diesel hatte die Nachfrage seit 2004
kräftig zugenommen.
Fakten
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Fossiler
Diesel bestimmt den Biodiesel-Preis
Theoretisch müßte es der Rapsölpreis
sein, der als Ausgangsprodukt den Biodieselpreis bestimmt. Der "Flower-Power-Sprit"
ist ein einheimisches, vom Dollarkurs unabhängiges Produkt, auf das weder Mineral-
noch Öko-Steuer erhoben werden. Die derzeit niedrigen Rapsölpreise sollten folglich
Garant für niedrige Biodiesel-Preise sein.
In der Praxis stellt sich jedoch
heraus, daß der RME-Preis regelrecht am Diesel-Preis "klebt". An der Tankstelle
kostet Biodiesel durchweg ca. 8-11 Cent weniger als fossiler Diesel - vollig
unabhängig von den Rapsölpreisen. Zu berücksichtigen ist dabei, daß der Rapsöl-basierte
Biokraftstoff einen um ca. 5 % geringeren Energiegehalt aufweist. Lagen die
Biodieselpreise im Juni 1999 noch bei 0,53 Euro/L ohne MWSt ab Zapfsäule,
so erreichten die Verbraucherpreise im Oktober 2005 mit 0,89 Euro/L ihren
bisherigen Höchststand.
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Fazit: Der Weltmarkt für Rohöl bzw. Treib-
und Brennstoffe bildet den Preisrahmen für Biodiesel. Die derzeit deutlich niedrigeren
Rapsölpreise bleiben bei der Preiskalkulation außen vor.
Hausse-Tendenz im Gefolge steigender Energiepreise
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Rapsöl profitiert
vom Biodiesel-Boom
Nicht nur die Hersteller von Biodiesel, sondern auch
die Ölmühlen profitieren von dem starken Absatz in diesem Marktsegment. Nach Aussage
der UFOP hat sich "der Absatz von Biodiesel über derzeit rund 1.900 Tankstellen
in Deutschland in nur zwei Jahren auf 476 Mio. Liter verdoppelt. Diese
Menge reicht, um den durchschnittlichen Jahresbedarf von weit über 300.000 Pkw
zu decken. Biodiesel ist damit der am besten verfügbare und etablierte alternative
Kraftstoff überhaupt."
Der Verband der Deutschen Biokraftstoffindustrie
(VDB) erwartet einen Ausbau der Verarbeitungskapazitäten der Ölmühlen für Raps,
dem hierzulande wichtigsten Rohstoff für Biodiesel, in den nächsten Jahren von
heute 5 auf bis zu 7 Mio. Tonnen. Die Produktionskapazitäten in der
zweiten Verarbeitungsstufe, den Veresterungsanlagen, die aus Rapsöl Biokraftstoff
herstellen, sind in den letzten zwölf Monaten von 1,2 Mio. Tonnen auf
rund 2 Mio. Tonnen bis zum Jahresende 2005 gestiegen – und der
VDB erwartet ein weiteres Wachstum auf bis zu 3 Mio. Tonnen im Jahr 2006.
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Nachdem die Mineralölunternehmen seit dem
letzten Jahr ihrem Dieseltreibstoff bis zu 5 % Biodiesel beimischen können,
werden 40 bis 45 % des in Deutschland verkauften alternativen Treibstoffs
in diesem Marktsegment veräußert. Weitere 50 % gehen an Speditionen und Tankstellen.
Außerdem ist der Einsatz von Biokraftstoffen seit der Kürzung der Steuerbegünstigung
für Agrardiesel auch in der Landwirtschaft zunehmend interessant geworden. Hier
werden inzwischen rund 5 % des gesamten Absatzes vertrieben.
Pflanzliche Öle werden derzeit auch weltweit gut nachgefragt. Nicht nur in vielen
EU-Ländern, sondern inzwischen auch weltweit wird mit wachsender Tendenz pflanzliches
Öl zu RME verestert. In den kommenden Jahren ist folglich mit einem wachsenden
Bedarf an Rapsöl und anderen pflanzlichen Ölen zu rechnen.
Hausse-Signal
Biodiesel - ein Geschäft
mit satten Renditen
Der Tankstellenpreis für RME zog seit Mitte
1999 von rund 0,55 Euro/L ohne MwSt im Schlepptau steigender Treibstoffpreise
auf bis heute ca. 0,89 Euro/L ohne MwSt an. Der Großhandelspreis bzw.
der Abgabepreis ab Veresterungsanlage liegt mit inzwischen 0,80 Euro/L fob
Werk rund 9 Cent niedriger. Der Preisabstand ergibt sich aus 2 bis 5 Cent
für Fracht und Zwischenhandel sowie 5 Cent Gewinnmarge für den Tankstellenbetreiber.
Der Weltmarktpreis für Rapsöl liegen derzeit bei 0,58 Euro/L fob Ölmühle
ARAG. Bei Produktionskosten zwischen 7 bis 10 Cent in größeren Veresterungsanlagen
fahren die Produzenten derzeit satte Gewinne ein.
Kein Wunder also, daß
neue Produktionsanlagen nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa nur so
aus dem Boden schießen. Die Änderung des Mineralölsteuergesetzes zur Mineralölsteuerbegünstigung
von Biokraftstoffen im Jahr 2004 hat eine regelrechte Investitionswelle ausgelöst.
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Da das Angebot der deutschen
Ölmühlen nicht ausreicht, um den steigenden Bedarf der Veresterungsanlagen zu
decken, wächst allmählich auch der Import von Raps und Rapsöl - sowohl von
freier wie auch von Anbauvertragsware - die vorrangig aus anderen EU-Ländern
importiert wird.
Hausse-Signal
Prognose
Die
Biodiesel-Produzenten können im Schlepptau der krass gestiegenen Mineralöl-Preise
attraktive Renditen erwirtschaften und damit eine schnelle Amortisation ihrer
Investitionen erreichen.
Derzeit sind deutlich sinkende
Mineralöl-Preise nicht in Sicht. Der hohe Treibstoff-Preis dürfte auch weiterhin
zu einem sehr starken Nachfragezuwachs bei Biodiesel führen, da die Endverkaufspreise
etwa 10-11 Cent unter dem Dieselpreis liegen.
Verschärft
wird die knappe Angebotslage zudem durch die Beimischung von bis zu 5 % Biodiesel
zum Mineraldiesel. Die Biodiesel-Veresterungsanlagen laufen an der Kapazitätsgrenze.
Trotz der geplanten Produktionsausweitungen ist noch kein Ende der knappen Versorgungslage
in Sicht. Die Produzenten signalisieren, bis Ende des Jahres weitgehend ausverkauft
zu sein.
Nach meiner Einschätzung dürfte sich Biodiesel
auch in den kommenden Monaten eng am Mineraldieselpreis orientieren. Die guten
Gewinnmargen der Ölmühlen und Veresterungsanlagen dürften für stabile Preise am
Rapsöl-Markt sorgen. Damit sind - nach meiner Erwartung - am Rapssaaten-Markt
zwar keine Höhenflüge, wohl aber stabile bis leicht erhöhte Preise zu erwarten.