Mais: Silo- & Körnermais - Preistrend dreht nach oben


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 18.10.2013


Enttäuschend mager fällt die Maisernte nicht nur in Deutschland aus. Die feuchte Witterung verzögert die Siloernte und schrumpft die Ernteerwartungen für Körnermais. Die Konkurrenz zwischen Trog und Biogas läßt die Einkaufspreis regional über den Marktpreis klettern.

 

Marktlage: Silomais
Mit Ernterekorden von Maisfeld hatte man in diesem Jahr nicht gerechnet. Doch inzwischen bestätigt sich, daß die Maisernte in weiten Regionen Deutschlands unerwartet schlecht ausfällt. Seit Tagen behindern zudem Schauer und hartnäckige Nebelfelder den Fortgang der Maisernte.

Bereits Anfang Oktober rechnete das Statistische Bundesamt nur noch mit einer deutschen Silomaisernte von 77,98 Mio.t. Im Vergleich zum Vorjahr würde die Produktion damit fast 18 % kleiner als 2012 (94,79 Mio.t) ausfallen.

Inzwischen werden die Ertragsverluste regional zwischen 20 und 40 % beziffert, teilweise auch darüber. Milchviehhalter und Bullenmäster befürchten, daß die Silomaispreise erneut stark steigen und in Gegenden, in denen auch ein hoher Bedarf für die Biogas-Produktion besteht, zum Mangelgut werden könnte.

Der Preistrend bei Silomais hat inzwischen wieder nach oben gedreht. Mais wird mit 1.200 bis 1.600 Euro pro Hektar netto stehend ab Feld zwar preisgünstiger als im Vorjahr (1.400 bis 1.800 Euro/ha) gehandelt, doch der Preistrend zeigt inzwischen wieder nach oben. Die Maissilage-Preise liegen mit 35,00 bis 46,00 Euro/t netto in einer weiten Spanne. Hier spiegel sich die starke Konkurrenz zwischen Futtertrog und Biogas in einigen Regionen wieder.

Ein weiteres Problem für die Rinderhalter zeichnet sich ab: Neben einer reduzierten Zuckerrübenfläche wird eine regional um 20 bis 30 % niedrigere Zuckerrübenernte erwartet. Das bedeutet, daß auch Rüben-Preßschnitzel als Ersatz für Silomais teurer werden dürften.

Ein später Vegetationsbeginn, ein kaltnasses Frühjahr und Dürre im Hochsommer haben erst die Aussaatfläche kleiner ausfallen lassen und später das Ertragspotential reduziert. Die Anbaufläche lag mit 1,995 Mio. Hektar nur unter der Vorjahresfläche (2,038).

 

Marktlage: Körnermais
Die schwächeren Silomaiserträge bleiben nicht ohne Folgen für den Körnermais. Dadurch erhöht sich erfahrungsgemäß die Maisfläche, die gehäckselt wird, so daß sich die Druschfläche reduziert.

Aufgrund der Witterung ist nur wenig prompte Ware am Markt verfügbar. Auch Importware aus Frankreich, Ungarn oder der Ukraine läßt aufgrund der Ernteverzögerungen weiter auf sich warten. Bei dringendem Bedarf müssen für Körnermais daher teilweise kräftige Aufschläge gezahlt werden.

Dennoch dürften Erzeugerpreise von 150 bis 180 Euro/t netto für der Ernte 2013 zahlreiche Körnermaisflächen nicht davon abhalten, dennoch in Richtung Trog oder Biogasanlage zu wandern.


An der Warenterminbörse in Paris, EU lag der November-Termin gestern mit 174,50 Euro/t inzwischen wieder 5 % über den Preisen am Monatsbeginn. Heute im Vormittagshandel legte der Mais-Future weiter zu.

In den USA stand der Körnermaispreis bisher unter dem Eindruck einer anstehenden Rekordernte. An der Warenterminbörse in Chicago, USA wurde der Dezember-Termin gestern mit umgerechnet 127,66 Euro/t kaum verändert zum Monatsbeginn gehandelt. Heute vormittag zeigten die Anzeigetafeln auch an der US-Börse grüne Zahlen.

 

 

Ernteerwartungen: Körnermais
Für Deutschland geht das Statistische Bundesamt in seiner Ernteprognose von 4,07 Mio.t aus. Das wäre eine um rund 26 % kleinere Ernte als im Vorjahr (5,52 Mio.t). Die Ernteerwartungen liegen sogar rund 14 % unter dem langjährigen Durchschnitt von 4,7 Mio.t. Sollten sich die Daten bestätigen, wäre die diesjhrige Ernte die schlechteste seit dem Jahr 2007, als die deutschen Landwirte nur 3,81 Mio.t dreschen konnten. .

Auch in den anderen EU-Ländern trüben sich die Ernteerwartungen ein. In den großen "Mais-Ländern" Frankreich, Ungarn oder Rumänien läßt die Witterung immer wieder die Ernte stocken. Prognosen gehen von einer um etwa 3 % geringeren Ernte aus.

Weltweit wird die Maisernte das Vorjahresergebnis voraussichtlich um gut 10 % übertreffen. Doch auch rund um den Globus schrumpfen die Ernteerwartungen. In Argentinien und Brasilien zeichnet sich ein Anbaurückgang infolge einer zu geringen Bodenfeuchte ab. Daher hat auch das private Analystenhaus Lanworth seine Prognose für die Welt-Maisernte auf 952 Mio.t nach unten korrigiert und erwartet damit jetzt 1 Mio.t weniger als vor einem Monat. Für Brasilien wurden die Erwartungen um 0,3 Mio.t auf 73,8 Mio.t korrigiert.

In der Ukraine und in Rußland wird trockenes Wetter für die kommende Woche vorhergesagt, so daß die dortige Ernte wieder Fahrt aufnehmen dürfte. Bisher liegt der Erntefortschritt in der Ukraine bei 46 % und in Rußland bei 31 % der Anbaufläche.

 

 

Prognose
Angesichts steigender Preise überlegen Rinderhalter und Biogas-Anlagenbetreiber, jetzt noch schnellstens Zukäufe unter Dach und Fach zu bringen. Für viele Produzenten stellt sich dagegen die Frage: Auf weiter steigende Preise spekulieren und den Verkauf auf später verschieben? überlegen, ob

Letztendlich wird der Maispreis am Weltmarkt gemacht. Bei der Entscheidung für die „richtige“ Marktstrategie lautet daher die entscheidende Frage: Wie knapp fällt die globale Maisproduktion wirklich aus? Und inwieweit besteht ein Preisspielraum nach oben angesichts der aktuellen global-ökonomischen Fakten?

Ein Blick auf die Statistiken der großen Produzenten, Exporteure und Verbraucher macht eines deutlich: Die Ernte wird mit großer Wahrscheinlichkeit wohl etwas kleiner als ursprünglich erwartet ausfallen, doch Mangel dürfte am Maismarkt 2013/14 keine Rolle spielen.

Trotz des derzeit schwachen Angebotes an prompter Ware bleibt daher der Spielraum für die Maispreise begrenzt. Letztendlich deckelt die enge Kopplung an die Futtergetreide- und Futtermittelmärkte die Preisaufschläge.

 

Für Preisphantasien sorgen daher vor allem die steigenden China-Importe. Das Reich der Mitte kauft seit Monaten in großem Umfang Mais in Südamerika und zuletzt vor allem in den USA. Die üppige Shopping-Tour Chinas in den letzten Wochen bietet das Fundament für den derzeitigen Preisauftrieb.

 

Daß jetzt Mexiko die Produktion von GMO-Mais verboten hat, der Import von GMO-Mais aber weiterhin erlaubt ist, läßt die Kurse am US-Maismarkt steigen. Mexiko ist eines von acht „Ursprungszentren des Maises“ auf der Welt, 59 Maissorten und 200 Varietäten kommen dort vor.

So war Ende letzten Jahres die Empörung in der mexikanischen Gesellschaft groß, nachdem bekannt wurde, daß die beiden größten Saatgutunternehmen der Welt, Monsanto und DuPont, sowie Dow Agrosciences (Nr.8 der Saatgutunternehmen am Weltmarkt) bei der mexikanischen Regierung den kommerziellen Anbau von Genmais auf einer Fläche von 1 Mio. Hektar Genmais beantragt hatten.

Die Importabhängigkeit Mexikos dürfte nach dem GMO-Mais-Anbauverbot in den kommenden Jahren weiter steigen. Mexikos Importbedarf schnellt 2011/12 auf über 11 Mio.t hoch und lag im letzten Jahr bei 5,5 Mio.t. Für die laufende Saison dürfte der Importbedarf bei von 7 bis 9 Mio.t liegen.

 

Preistrend: Nach meiner persönlichen Einschätzung dürfte die komfortable Marktversorgung aus der laufenden Ernte dafür sorgen, daß der Preisspielraum nach oben begrenzt bleibt.

 
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