Mais: Ernte-Talfahrt flacht ab


S. Linker sabine.linker@llh.hessen.de Stand: 18.09.2013


Die September-Prognose des USDA war für Haussiers eine herbe Enttäuschung. Die Rücknahme der US-Ernteerwartungen war zu gering. Doch jetzt bremsen schwächere EU-Ernteerwartungen, niedrigere US-Anbauzahlen, Regen in Osteuropa und Frostgefahr in Argentinien die Ernte-Baisse aus.

 

Marktlage
Niederschläge im "Mittleren Westen" der USA brachten die Börsen-Notierungen in den letzten Wochen ins Rutschen. Nachdem im letzten Jahr die Jahrhundertdürre in den Vereinigten Staaten die Preise weltweit explodieren ließ, kennen die Kurse seit Wochen nur eine Richtung: abwärts!

Seit Jahresbeginn sind die Erzeugerpreise um über 30 % abgerutscht. Neuerntige Ware wird mit 155 bis 175 Euro/t netto je nach Liefermenge und Parität gehandelt. Die Maispreise liegen damit inzwischen deutlich unter den Kursen für prompte Lagerware.


In den letzten Wochen sind die Kassamärkte immer stärker in den Abwärtssog der Warenterminbörsen geraten. Auch die Erzeugerpreise in Hessen folgten den Negativ-Vorgaben der Börsen. An der Warenterminbörse in Paris beispielsweise sind die Notierungen für die November-Fälligkeit seit Ende 2012 um 25 % abgerutscht. Denn die Baisse-Faktoren dominieren In diesem Jahr den Preistrend.

 

Baisse-Faktoren

Die Welt-Maisernte 2013/14 wird nicht nur 10 bis 12 % höher prognostiziert als die Vorjahresernte. Prognostiziert wird zudem mit 957 Mio.t (USDA) bzw. 945 Mio.t (IGC) eine Allzeit-Rekordernte.

Regen hat die Wetterspekulationen nach der erneut wochenlangen Trockenheit in den USA zuletzt abklingen lassen.

In den USA sind die Maisbestände "aus dem Gröbsten heraus". 97 % der Feldbestände hatten Ende letzter Woche die Teigreife erreicht. 22 % des US-Mais waren druschreif und 4 % wurden bereits geerntet.

Die USA erwartet mit 352 Mio.t die größte jemals eingebrachte Ernte. Nach dem Dürre-Desaster des Vorjahres werden regional bis zu viermal höhere Erträge als 2012 gedroschen..

Daher rechnet man in den USA, - Nummer 1 unter den Exporteuren  -, wieder mit einem deutlich größeren Exportpotential (+67 %).

 

Dagegen konnte die Liste der Hausse-Faktoren bisher deutlich weniger Preiswirkung entfalten.

 

Hausse-Faktoren

Die EU-Körnermaisproduktion wird wohl kleiner ausfallen als erwartet. Die Prognoseabteilung der EU-Kommission hat in ihrer September-Prognose ihre Erwartung nach unten korrigiert. Wurden Ende August noch Hektar-Erträge von 6,97 t erwartet, so sind es jetzt nur noch 6,88 t. Damit liegen die Ertragserwartungen 1,5 % unter dem 5-Jahres-Durchschnitt. Vor allem in Italien haben Hitze und Trockenheit im August Ertrag gekostet haben.

Für Deutschland werden 9,62 t Körnermais prognostiziert. Damit würde die Ernte 8,2 % kleiner als im Vorjahr und 3,2 % kleiner als im 5-Jahres-Durchschnitt ausfallen. Auch in Ungarn und Rumänien haben die kalte und nasse Witterung im Frühjahr und Hitze und Trockenheit im weiteren Vegetationsverlauf die Ertragserwartungen reduziert.

Die beiden größten Produzenten der Schwarzmeer-Region Rußland und Ukraine erwarten für 2013 eine neue Rekordernte. Allerdings haben sich die Erwartungen zuletzt etwas verschlechtert. Anhaltender Regen in der Ukraine könnte jedoch die Ernte verzögern und die Qualität beeinträchtigen. In der Ukraine ist die Maisernte in vollem Gange. Bis zum Wochenanfang wurden 5 % der Maisfläche mit Hektarerträgen von 4,9 t/ha geerntet.

Noch rechnet Rußland mit 9,7 Mio.t Mais und damit einer rund 18 % höheren Ernte als im Vorjahr. Für die Ukraine wird mit 25-30 Mio.t Mais eine neue Rekordernte erwartet (VJ: 21 Mio.t).

Die Ukraine baut auch den Mais-Export in Richtung Asien und insbesondere nach China weiter aus. Bereits 2012 begann die Ukraine die Zusammenarbeit mit China als größtem Maisabnehmer. Ein im Juli 2012 zwischen der Ukraine und China unterzeichneter Vertrag sieht vor, daß die Ukraine China für einen Zeitraum von 15 Jahren mit Getreide versorgen wird. Geplant sind jährliche Zukäufe von rund 3 Mio.t ukrainischem Mais.

Die Mais-Anbaufläche in den USA müssen möglicherweise nach unten korrigiert werden. Presseberichten zufolge hat die zum US-Landwirtschaftsministerium gehörige Behörde "Farm Service Agency" (FSA) die Zahlen der Flächen, die nicht mit Mais oder Sojabohnen bestellt werden konnten, erhöht. In diesen Zahlen sind jedoch nur die Felder der US-Farmer berücksichtigt, die im Rahmen der USDA-Hilfsprogramme erfaßt sind. Jetzt wird spekuliert, das auch das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) in seiner Oktober-Prognose die Ernteerwartungen für die USA zurücknehmen könnten.

Die Ethanol-Produktion in den USA steigt wieder an. Der Preisrückgang bei Mai und die steigenden Rohölpreise machen die Produktion wieder interesasnt.

 

 

EU: Steigender Importbedarf
In vielen deutschen Regionen stellen sich Landwirte, Handel und Verarbeiter darauf ein, daß die Körnermaisernte kleiner als erwartet ausfallen wird. Seit Wochen sind daher die Futtermittelhersteller als Käufer am Markt. Ihr Interesse gilt jedoch vorzugsweise den preislich unterbewerteten Getreidearten Futterroggen und Triticale.

Denn trotz der Preiskorrektur ist Körnermais vielen Käufern noch immer zu teuer. Der Abwärtssog des Getreidemarktes konnte bisher nicht voll auf die Maispreise durchschlagen. Nicht nur die Nachfrage der Lebensmittel- und Futtermittelindustrie, sondern auch der steigende Bedarf der Biogasanlagen bremst den Preisrückgang..

Die Importzahlen der EU dokumentieren nicht nur einen stetig steigenden Bedarf, sondern auch die Tatsache, daß die EU auf Importe angewiesen ist. Seit Anfang Juli importierte die EU insgesamt 873.000 t Mais, im entsprechenden Vorjahreszeitraum waren es nur 829.000 t.

 

 

Prognose
Die Maispreise werden am Weltmarkt gemacht: Hier gibt US-Export-Mais klar die Preisrichtung vor. Doch zunehmend verstärkt auch ukrainischer Mais den Preisdruck für EU-Mais. Seitdem die Ukraine ihren Maisanbau in den letzten 10 Jahren um 400 % ausgeweitet hat, sucht das wachsende ukrainische Export-Angebot neue Kunden - oftmals zu attraktiven Rabatten.

Aktuell bestimmt latenter Preisdruck noch den Preistrend.
Doch die Talfahrt der Preise hat sich deutlich abgeschwächt. Schwächere EU-Ernteerwartungen, niedrigere US-Anbauzahlen, Regen in Osteuropa und Frostgefahr in Argentinien fasern die Ernte-Baisse allmählich aus. Ausschlaggebend wird sein, ob die globalen Ernteerwartungen nochmals, - dann aber auch marktwirksam -, nach unten korrigiert werden müssen.

 
 
 
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