Schweine: Rückläufige Kurse in ganz Europa
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 30.09.2004


Nachdem sich die Preise seit Mai diesen Jahres in einer permanenten Hausse-Stimmung befanden, scheint sich der Markt jetzt zu drehen.

Marktlage
Die Schweinepreise fallen weiter. Die letzten Preissignale lassen erwarten, daß der Höhepunkt des Jahres erreicht worden ist. In den meisten EU-Ländern werden deutlich fallende Kurse um 3-4 €-Cent pro kg Schlachtgewicht gemeldet.

Die Nord-West-Notierung gab am heutigen Donnerstag nochmals um 5 €-Cent nach, nachdem der Preis am Wochenanfang bereits um 2 €-Cent zurückgenommen wurde. Die Vereinigung der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch in Nordwest- und Ostdeutschland legte den mittleren Basispreis für den Zeitraum von Donnerstag, 30.09. bis Samstag, 02.10.2004 mit 1,53 €/kg SG rund 9 €-Cent unter dem Durchschnitt der Vorwoche fest. Die Preisspanne ermäßigte sich mit 1,53-1,55 €/kg SG im unteren wie auch im oberen Spannenbereich um 9 €-Cent. Die genannten Preise sind Basispreise für Schweine mit 56 % MFA, frei Schlachtstätte und beziehen sich auf die sogenannte Euro-Referenzmaske.

Auch bei der Internet Schweinebörse Nordwest AG fielen die Schweinepreise weiter. 533 deutsche Schweine wurden zu einem Durchschnittspreis von 1,53 €/kg SG verkauft, nachdem in der Vorwoche noch 1,64 €/kg realisierbar waren.

Die Notierungen in anderen EU-Ländern konnten ihr Preisniveau nicht verteidigen und waren leicht rückläufig. (Anmerkung: Bitte beachten Sie bei den Notierungen die unterschiedichen Qualitäten). In Dänemark konnten sich die Notierungen noch behaupten.

Fakten

  • Umfangreicheres Angebot
    In den EU-Ländern fällt das Angebot an schlachtreifen Schweinen inzwischen wieder etwas größer aus und trifft auf eine - saisonal bedingt - etwas schwächere Nachfrage. Der große Schweineproduzent Spanien sucht seinen Absatz zunehmend in Frankreich. Inzwischen hat sich Spanien zu Frankreichs größtem Importeur für Schweinefleisch entwickelt und drückt mit seinem umfangreichen Angebot das Preisniveau in Frankreich.
    Baisse-Signal

  • Export Richtung Osteuropa stützt den EU-Markt
    Der Export in Richtung Osteuropa läuft noch immer zügig, reicht jedoch nicht aus, um das hohe Preisniveau abzusichern.
    Baisse-Signal

Prognose
Auch wenn es so aussieht, daß die Schlachtschweine-Preise den Preisgipfel vorerst überschritten haben, liegt das Preisniveau noch immer rund 10 €-Cent über dem vor 12 Monaten.

Ich erwarte, daß infolge des rückläufigen Preisniveaus jetzt vermehrt schlachtreife Schweine an den Markt gebracht werden, so daß das Angebot kurzfristig nochmals zunimmt. Nach meiner Einschätzung dürften die Auszahlungspreise Anfang kommender Woche nochmals um 3-4 €-Cent zurückgehen.

Ach wenn sich die Stimmung am Markt damit nochmals verschlechtert, dürfte nach meiner Einschätzung bis zum Jahresende kein radikaler Preiseinbruch am Markt bevorstehen. Für einen relativ stabilen Markt sprechen folgende Faktoren:

• Die Kühlhäuser der Schlachtunternehmen sind weitgehend geräumt.
• Die Schweine-Erzeuger haben derzeit keine Überhänge an schlachtreifen Tieren.
• Die Neuaufstallungen vieler Mastbetriebe wurden in den vergangenen Wochen
  (häufig aufgrund von Liquiditätsproblemen) hinausgeschoben.
• Die Bestandszahlen in ganz Europa liegen relativ niedrig.
• Das Exportgeschäft mit Osteuropa dürfte weiterhin äußerst flott verlaufen.
• In den kommenden Wochen richten die Verarbeitungsbetriebe bereits
  wieder ihren Blick auf das kommende Weihnachtsgeschäft.

 
 
 

Vorhergehende Beiträge
21.07.2004   Schlachtschweine: Preisgipfel erreicht?
23.12.2003   Schlachtschweine: Lichtstreif am Horizont

 
 
 
 

Seitenanfang