Brennstoffe: Bestandsabbau läßt Irak-Zusage verpuffen
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 18.09.2002


In der Nacht zum 17.09.2002 hat der Irak der Forderung der Vereinten Nationen zugestimmt, den UN-Waffeninspekteuren ungehindert Zugang zu verschaffen. Unmittelbar nach Bekanntwerden dieser Ankündigung kam Bewegung in die Kurse an den Öl- und Devisenmärkten .

Nicht nur die Ölpreise gaben deutlich nach, auch der US-Dollar notierte gegenüber dem Euro spürbar fester. An der Warenterminbörse IPE (International Petroleum Exchange), London gaben die Kurse Der November-Future auf Rohöl der Nordseeölsorte Brent an der lag gegen 9.40 Uhr MESZ bei 27,62 USD je Barrel, nach einem Eröffnungskurs von 27,27 USD. In den vergangenen Tagen hatte der Kurs dagegen jenseits der 28-USD-Marke notiert.

Marktlage
Seit Monaten hält der Preisauftrieb am Brennstoffmarkt an. Öl der Nordseesorte Brent hat sich in den letzten zwölf Monaten um 44 Prozent verteuert. An der Warenterminbörse IPE (International Petroleum Exchange), London notierte der Novermber-Termin für Brent-Öl am 17.09.2002 mit 27,97 US-Dollar/Barrel, fast einen Dollar höäher als noch einen Monat zuvor.

Diese Entwicklung hat auch vor den Geldbörsen der Endverbraucher nicht Halt gemacht. Jetzt treib der Klang der Kriegstrommeln gegen den Irak die Kurse weiter hoch. Der einem möglichen Krieg gezollte Preisanteil wird bei Rohöl inzwischen mit 5 bis 7 US-Dollar je Barrel (1 Barrel = 1 Faß = 159 L) beziffert.

Fakten

  • Der Ölarbeiterstreiks in Norwegen wurde inzwischen beendet.
    Baisse-Signal
  • Die Ölminister der Organisation Erdöl exportierender Staaten (OPEC) treffen sich am 19.09.2002 in Osaka/Japan, um über die gegenwärtigen Produktionsmengen ihrer Mitgliedstaaten zu beraten. Eine Erhöhung der Fördermengen scheint derzeit angesichts der jüngsten Ölpreisentwicklung nicht zur Debatte zu stehen, zumal dies hierße, die seit Januar 2002 bestehenden Förderquoten, die seit Monaten deutlich überliefert werden, zu legitimieren.



    Man erwartet durch das Einlenken des Irak einen Rückgang des sogenannten Basket- (Korb-) Preises auf etwa 25 US-Dollar pro Barrel. Suletzt lag der Basket-Preis zwischen 27,50 und 28 Dollar/Barrel.
    Baisse-Signal
        Die Situation ist jedoch heikel, da die USA weiterhin eine
        UN-Resulution fordern.
  • Nach den neuesten API-Zahlen zum US-Ölmarkt wurden die Bestandszahlen für den US-Markt im Vergleich zur Vorwoche deutlich nach unten korrigiert. Damit sollen die Bestände auf den niedrigsten Stand seit 26 Jahren gefallen sein.

    US-Bestände im Vergleich zur Vorwoche:
    Rohöl: -6,4 Mio. Barrel, Heizöl/Diesel: -2,7 Mio. Barrel, Benzin: -1,3 Mio. Barrel.
    Zusammen ergibt sich ein marktwirksamer Rückgang von -10,3 Mio Barrel. Nach Bekanntwerden der Zahlen zogen die Kurse weltweit wieder leicht an.
    Hausse-Signal
       Allerdings sind die API-Zahlen seit einiger Zeit mit Vorsicht zu genießen.

Prognose
Nach meiner Meinuntg wird die OPEC ihre Förderquote nicht erhöhen. An der Versorgung der Raffinerien mit Rohöl dürfte daher nur wenig ändern, während der weltweite Bedarf weiter langsam steigt.

Somit erwarte ich keinen Rückgang der Ölpreise, sondern eher eine Stabilisierung auf erreichtem Niveau. Je nach Nachrichtenlage dürfte der Brennstoffmarkt in der nächsten Zeit einem kaum vorhersagbaren Auf und Ab unterliegen. Ich erwarte, daß sich der der Kriegsgefahr gezollte Preisanteil in Kürze zu einer Prämie entwickelt, die den schrumpfenden Beständen gilt.

Da zudem die Einlagerungszeit auf der Nordhalbkugel bereits angelaufen ist, sollten nach meiner Meinung umgehend Angebote eingeholt werden.

 
 
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