Brennstoffe: Kriegtrommeln versus Lagerbestände
Dipl.-Ing. agr. S. Linker  sabine.linker@llh.hessen.de
Stand: 12.08.2002


Der Heizölpreis hat zuletzt leicht nachgegeben. Doch jedesmal, wenn die USA die Kriegstrommeln in Richtung Irak ertönen lassen, zuckt der Markt zusammen und reagiert mit Preisanhebungen. Sollte man besser jetzt kaufen oder noch warten?

Marktlage

Während die Produktion der wichtigsten Rohölexporteure langsam steigt, ist der Bedarf in den USA, dem weltweit größten Verbrauchermarkt, rückläufig. Auch aus Deutschland, dem größten Absatzmarkt der EU, und aus Japan werden niedrigere Zahlen gemeldet. Dieser Minderverbrauch der großen Industrienationen steht einem weltweit gesehen leicht steigenden Bedarf gegenüber.

Die fundamentalen Fakten sprechen kurzfristig für merkliche Preisrückgänge am Rohöl- und Brennstoffmarkt. Verhindert wird der zu erwartende Preisrutsch durch die Angst der Marktbeteiligten vor einer militärischen Intervention der USA im Irak und der Erwartung einer wieder anziehenden Weltkonjunktur mit steigendem Verbrauch.

Fakten

  • Mittlerweile wurde bekannt, daß die Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) im Juli nicht wie zuvor gemeldet, die Produktionsquote um 1,5 Mio. Faß, sondern sogar um 1,8 Mio. Faß/Tag übertroffen hat (1 Faß = 159 L). Der sogenannte Korbpreis (Basket-Preis) liegt seit Anfang März im unteren Preisbereich der OPEC-Basket. Das Kartell strebt einen Richtpreis zwischen 22-28 US-$/Faß für die sieben Referenz-Ölsorten des OPEC-Basket an.

  • Das American Petroleum Institute (API) hat in der letzten Woche erneut rückläufige Absatzzahlen in den USA gemeldet. Auch die neuesten Daten des US-Department of Energie (DOE) weisen einen deutlichen Abbau der Rohöl-Lagerbestände in den USA aus.

  • Die Internationale Energie Agency (IEA) hebt in ihrem jüngsten Bericht die Prognosen für den Weltölbedarf leicht an. Diese Einschätzung wird auch aus der Grafik der Energy Information Agency (EIA) deutlich, die für die nächsten Monate von einer Stabilisierung der Kurse der Rohölsorte West Texas Intermediate (WTI) auf höherem Niveau ausgeht.

  • Das nächste Treffen der OPEC findet am am 19. September in Osaka, Japan statt

Prognose
Die aktuelle Nachrichtenlage (Naher Osten, Irak) steuert derzeit die Kursentwicklung stärker als die Daten zu Förderung, Produktion, Lagerbestand und Verbrauch.

Nach der Ferienzeit auf der Nordhalbkugel beginnt die Einlagerungszeit bei Heizöl und entsprechend wachsen Nachfrage und Bedarf. Noch profitieren die Endverbraucherpreise von dem umsatzschwachen "Sommerloch", doch im weiteren Verlauf des Jahres werden die politische Lage und der für die kommenden Monate erwartete steigende weltweite Bedarf vorrangig die Preise prägen.

Nach meiner Meinung sollte man auf  "Nummer Sicher" gehen und noch im August die Tanks mit Heizöl, Diesel usw. füllen. Auch wenn die Gefahr eines Krieges gegen den Irak inzwischen als weniger akut eingeschätzt wird, ist die weitere politische Entwicklung kaum abschätzbar.

Bei einer weiteren Entspannung ist kurzfristig mit leichten Rücknahmen bei den Rohölpreisen zu rechnen. Unklar ist, ob die OPEC bei ihrer nächsten Konferenz die Förderquoten marktrelevant erhöhen wird. Seitens der Nicht-OPEC-Staaten, zu denen auch Rußland zählt, sind höhere Förderquoten zu erwarten.

Sollten die OPEC-Förderquoten mehr oder weniger unverändert bleiben, dürfte der Markt dies - vor dem Hintergrund eines weltweit steigenden Bedarfs - als Signal für steigenden Kurse werten.

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